Nicht-Bergleute sind willkommen

Fischbach. Der Saarknappenchor ist nicht irgendein Chor, sondern der wohl bekannteste des Saarlandes. 1948 als Werkschor der Saarbergwerke gegründet, hat er sich in seiner 64-jährigen Geschichte zu einem der besten Klangkörper Deutschlands entwickelt

Fischbach. Der Saarknappenchor ist nicht irgendein Chor, sondern der wohl bekannteste des Saarlandes. 1948 als Werkschor der Saarbergwerke gegründet, hat er sich in seiner 64-jährigen Geschichte zu einem der besten Klangkörper Deutschlands entwickelt. Zahlreiche Auftritte in aller Welt, Schallplatten- und CD-Aufnahmen sowie eine Vielzahl von Auszeichnungen belegen den hohen Anspruch der singenden Knappen. Ihr früherer Dirigent Martin Folz nannte den Saarknappenchor einzigartig.Bisher nahm der Chor bevorzugt "Knappen" in seinen Reihen auf, das heißt: Mitarbeiter der früheren Saarbergwerke, der späteren Deutschen Steinkohle (DSK) und der heutigen RAG. Nur wenn einmal eine Stimme nicht aus den Reihen der Bergleute besetzt werden konnte, wurden auch Sänger aus anderen Berufen aufgenommen. "Knappe" ist im Übrigen eine alte Bezeichnung für einen Bergmann, der gerade seine Lehre erfolgreich beendet hat.

Über Jahre hinweg brauchte sich der Chor keine Gedanken um den Nachwuchs zu machen, schließlich gab es an der Saar mehrere Gruben und somit auch viele Knappen. Mit dem Niedergang des Bergbaus begann aber diese Nachwuchsquelle für den Werkschor immer mehr zu versiegen. Vom 30. Juni dieses Jahres an kann aus ihr überhaupt nicht mehr geschöpft werden. Wenn der Chor weiterleben will, muss er zukünftig Nicht-Bergleute anwerben.

Walter Engel, als zweiter Tenor selbst aktiver Sänger und zugleich im 26. Jahr Vorsitzender der Saarknappen, berichtet: "Unser Ensemble setzt sich derzeit aus 37 Sängern aus dem ganzen Saarland zusammen, darunter auch Sangeskollegen, die beruflich nichts mit dem Bergbau zu tun haben. Bisher hatten wir kein Problem damit, neue Sänger zu werben, weil wir im Prinzip aus dem Vollen schöpfen konnten." Trotz der Schließung des letzten Bergwerks sei er aber zuversichtlich, "dass wir dank der Qualität unseres Klangkörpers auch zukünftig genügend Sänger finden werden, die auf hohem Niveau singen wollen. Jedermann mit guter Sängerstimme kann bei uns mitmachen". Engel verweist auf eine Werbeschrift, in der es unter anderem heißt: "Der in der ganzen Welt bekannte Saarknappenchor sucht interessierte Sänger. Wir bieten: Stimmbildung, tolle Konzerte, Rundfunk- und Fernsehauftritte, Aufwandsentschädigung, Kilometergeld und Kameradschaft." Mit Erleichterung in der Stimme fügt der Vorsitzende an: "Wir haben die Zusage der RAG-Zentrale, dass der Saarknappenchor auch über den 30. Juni 2012 hinaus von dem Unternehmen aus Herne unterstützt wird. Wir müssen uns also für die nahe Zukunft keine Sorge machen, wir bleiben ein Werkschor".

Seinen nächsten Auftritt hat der Chor anlässlich des 50. Jahrestages des Unglücks von Luisenthal am 7. Februar dieses Jahres an der Stätte des schlimmen Ereignisses mit 299 toten Bergleuten.

Foto: aki

In Kürze

 Der Chor der Saarknappen hält die Tradition lebendig. Foto: aki

Der Chor der Saarknappen hält die Tradition lebendig. Foto: aki

Der Saarknappenchor wird von Chorleiter Joachim Oehm geleitet. Proben: dienstags und freitags von 18.30 Uhr bis 20 Uhr in der Fischbachhalle in Fischbach. Kontakt über: Walter Engel, 66287 Quierschied-Fischbach, Bergstraße 10. (Vorsitzender), Telefon (0 68 97) 6 33 62 und Telefon (01 72) 7 02 61 28; E-Mail an: walterengel@gmx.net und info@saarknappenchor.de aki

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