Nicht alle Ausländer sind willkommen

Saarbrücken · Was bedeutet eigentlich Willkommenskultur? Und wer ist in Deutschland wirklich willkommen? Häufig vor allem nur diejenigen, die für Staat und Industrie wirtschaftlich nützlich sind, sagen einige Kritiker im Saarland.

Um hierzulande im Berufsleben Fuß fassen zu können, müssen für Zuwanderer die Rahmenbedingungen verbessert werden. Diese Forderung hat der Chef des Vereins Haus Afrika, Evariste Ohinché, am Montagabend bei der Auftakt-Veranstaltung der 15. Afrika-Woche in Saarbrücken erhoben. Vertreter der Landespolitik, Wohlfahrtsverbände und Migrantenselbstorganisationen diskutierten dabei über das Thema "Willkommens- und Anerkennungskultur - ein Paradigmenwechsel in der Integrationspolitik".

Nach Ansicht Ohinchés sollen Migranten so früh wie möglich die deutsche Sprache erlernen, um eine Berufsqualifikation zu erlangen. Wenn sie bereits eine Ausbildung abgeschlossen hätten, müsse man sehen, ob diese anerkannt oder gegebenenfalls ergänzt werden könne. Eine gelungene Integration bedeutet für Ohinché, dass ein Zuwanderer nicht nur staatliche Leistungen bezieht, sondern auch selbst Leistungen erbringt. Sollte die Integration misslingen, so belaste dies die ganze Gesellschaft.

Der kinder- und jugendpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Sebastian Thul, rief dazu auf "eine Willkommenskultur für alle Menschen" zu schaffen. Dabei spiele es keine Rolle, ob jemand "wirtschaftlich verwertbar" sei oder nicht, führte Thul aus. Aus seiner Sicht solle man sowohl Menschen, die aus anerkannten Gründen geflüchtet sind als auch Wirtschaftsflüchtlinge willkommen heißen. Eine Willkommenskultur bestehe ihrer Ansicht darin, "jeden mit seinen Talenten anzunehmen und ihn willkommen zu heißen", erklärte die familienpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Dagmar Heib. Für sie sei wichtig, dass sich Einwanderer in der politischen Arbeit einbrächten und sich beteiligten.

Die Willkommenskultur richte sich zurzeit nicht auf alle Ausländer und Einwanderer, kritisierte Wolf B. Emminghaus vom Deutschen Roten Kreuz Landesverband Saarland. So sei der "Nützlichkeitsfaktor" manchmal unverkennbar, ergänzte die Leiterin des Zuwanderungs- und Integrationsbüros der Landeshauptstadt, Veronika Kabis. Zum Beispiel hätten sich etwa Fachkräfte lange nicht vom Ausland aus in Deutschland um eine Arbeitsstelle bewerben können. Dies sei mittlerweile zwar möglich, allerdings mit Sicherheit nicht aus reiner "Menschenliebe", sondern wegen des Fachkräftemangels, erklärte Kabis.

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