Neurologie jetzt auf Sonnenberg?

Saarbrücken. Der Plan der Saarland Heilstätten GmbH (SHG), am Brebacher Krankenhaus ein Neurologiezentrum zu bauen, ist vom Tisch. Stattdessen sind als Standorte jetzt der Sonnenberg und die Völklinger Klinik St. Michael im Gespräch, erklärte ein SHG-Sprecher nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung

Saarbrücken. Der Plan der Saarland Heilstätten GmbH (SHG), am Brebacher Krankenhaus ein Neurologiezentrum zu bauen, ist vom Tisch. Stattdessen sind als Standorte jetzt der Sonnenberg und die Völklinger Klinik St. Michael im Gespräch, erklärte ein SHG-Sprecher nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung. Hintergrund ist die Stellungnahme des Landesamts für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA), das Bedenken gegen den Anbau in Brebach hat, weil der 65 Meter näher an die benachbarten Anlagen von Halberg Guss rückt. Die Luft- und Lärmbelastung für die Patienten wäre nach Ansicht der Behörde zu hoch gewesen.SHG-Aufsichtsratschef Paul Quirin sagte gestern auf SZ-Anfrage, für den Standort auf dem Sonnenberg werde jetzt eine "Nutzwertanalyse" gemacht. Prinzipiell komme auch ein Gelände an der Grenze in der Nähe der Güdinger Rennbahn in Frage. Ein Teil liege aber auf französischer Seite, sagte Quirin. Die Verhandlungen darüber könnten lange dauern. Quirin betonte, die SHG wolle jetzt eine Entscheidung "mit Hand und Fuß" und ergänzt: "Das soll keine Hetzerei werden." "Unglücklich gelaufen"Die SHG hatte am 7. August den Bauantrag bei der Stadt Saarbrücken eingereicht, teilte Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer mit. Wegen Personalproblemen im Amt sei der Antrag erst am 25. September an die Behörden rundgeschickt worden, auch an das LUA. Daraufhin habe das Landesamt "sehr früh" Mitte Oktober signalisiert, dass es Probleme mit dem Standort Brebach hat. Weil es schon sehr früh weitreichende Vorgespräche gegeben habe, hätten Stadt und SHG geglaubt, die Sache in Brebach gehe problemlos ihren Weg. "Es wäre besser gewesen, nicht den zweiten vor dem ersten Schritt zu tun", gibt Wandel-Hoefer zu und ergänzt: "Die Sache ist unglücklich gelaufen." Die SHG habe angekündigt, dass sie nun für den Sonnenberg eine Bauvoranfrage machen wolle. Das habe einen großen Vorteil: Das LUA werde sehr früh eingeschaltet, sagte die Baudezernentin. Eine Vor-anfrage habe die SHG im August nicht eingereicht. Der Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD), Mitglied des Aufsichtsrats, findet es sehr unerfreulich, dass die SHG jetzt neu überlegen muss. Denn seit die Pläne auf dem Tisch liegen, habe es Diskussionen in Brebach gegeben. Gillo: "Es stellt sich die Frage: Hätte man das vorher wissen können?" Gillo hofft, dass die SHG in den nächsten drei Monaten eine Entscheidung trifft.Dr. Claus Theres, Ex-Chefarzt der Brebacher Klinik und Mitglied des Initiativkreises zur Sicherung der Akut-Geriatrie in Brebach, forderte die SHG auf, den Standort zu sichern und die Geriatrie-Rehabilitation aus Quierschied nach Brebach zu verlegen. Dafür werde er beim Aufsichtsrat werben, sagte Theres. Die Klinik in Quierschied wird geschlossen. Theres fände es gut, wenn die Neurologie auf dem Sonnenberg konzentriert wird. Das habe der Initiativkreis immer gefordert. In Brebach hatte es wochenlang heftige Diskussionen über das Neurologiezentrum gegeben, weil dadurch ein Großteil des Krankenhausparks verschwunden wäre. Meinung

Desaster war absehbar

Von SZ-RedakteurMarkus Saeftel Die Saarland Heilstätten GmbH steht vor einem Scherbenhaufen. Erst hagelte es Kritik aus Brebach, weil das Unternehmen einen Großteil des Klinikparks für ein Neurologiezentrum zubauen wollte. Und dann legte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz sein Veto ein, weil es fürchtet, dass Patienten unter Lärm und Gestank leiden. Das ist keine Überraschung. Denn das Krankenhaus-Gelände liegt in der Nähe von Industrieanlagen. Das hat die SHG unterschätzt. Auch die Stadt macht keine gute Figur, weil sie den Bauantrag erst spät an das Landesamt weitergeleitet hat. So manche Diskussion in Brebach hätte man sich sparen können. Jetzt müssen SHG-Geschäftsführung und Aufsichtsrat wieder bei Null beginnen. Die Anwohner in Brebach werden trotzdem aufatmen. Auch der Initiativkreis des Krankenhauses wird zufrieden sein: Der hatte von Anfang an vorgeschlagen, das Neurologiezentrum auf dem Sonnenberg anzusiedeln. Aber was wird jetzt aus dem Brebacher Krankenhaus, das die SHG mit der Erweiterung sichern wollte? Der Konzern sollte aus dem Desaster lernen und in Ruhe die Strategie für die Standorte Sonnenberg, Brebach und Völklingen festlegen. Und die Stadt muss dafür sorgen, dass es nicht wieder zu einer Antrags-Panne kommt.

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