Zwei Frauen stellen sich der Herausforderung

Neunkirchen. Schonungslos gegenüber dem eigenen Geschlecht brachte es Landrat Rudolf Hinsberger auf den Punkt: Es seien deshalb zwei Damen als Streetworker eingestellt worden, "weil die Herren zu feige waren, sich einer solch verantwortungsvollen Aufgabe zu stellen"

 Die Streetworkerinnen Monique Wälder und Jasmine Eisenbeiß haben ihr Büro jetzt über dem Jugendcafé. Foto: Willi Hiegel

Die Streetworkerinnen Monique Wälder und Jasmine Eisenbeiß haben ihr Büro jetzt über dem Jugendcafé. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Schonungslos gegenüber dem eigenen Geschlecht brachte es Landrat Rudolf Hinsberger auf den Punkt: Es seien deshalb zwei Damen als Streetworker eingestellt worden, "weil die Herren zu feige waren, sich einer solch verantwortungsvollen Aufgabe zu stellen". Bei der Vorstellung der neuen Räume, die Jasmine Eisenbeiß und Monique Wälder in der Königstraße 11 über dem Jugendcafé bezogen haben, erhielten die beiden Streetworkerinnen nicht nur vom Landrat großes Lob für ihre Arbeit. Seit 1. Juli 2008 ist Jasmine als Streetworkerin im Auftrag von Stadt und Kreis Neunkirchen unterwegs; am 1. Oktober erhielt sie Verstärkung von Monique. Hinsberger hat nach eigenen Worten schon dem Kreistag vermeldet, dass die beiden Streetworkerinnen auch außerhalb von Neunkirchen tätig sind. Das sei ja der explizite Wunsch des Rates gewesen. Er versicherte den jungen Frauen, dass sie nicht allein mit ihrer schwierigen Aufgabe seien, sondern auf ein Netzwerk bauen könnten. Zahlreiche Vertreter dieses Netzwerkes waren übrigens anwesend. "Wir kommen nur weiter, wenn möglichst viele an unterschiedlichen Orten an einem Strang ziehen", ist der Landrat überzeugt. Bürgermeister Jürgen Fried - die Stadt ist Kooperationspartner des Kreises - würdigte ebenfalls das Engagement der Streetworkerinnen. Zum Hintergrund: Vor drei, vier Jahren gab es in den Sommermonaten massive Probleme mit Jugendlichen, die vor allem auf dem AHA-Gelände etwa Alkoholkonsum negativ auffielen. Die Stadt habe sich auf zwei Ebenen des Problems angenommen, erläuterte Fried. Zum einen durch ein Präsenz- und Sicherheitskonzept, das im Übrigen in diesem Jahr neu aufgelegt werde. Dies reiche aber nicht, vielmehr sei ein sozialpädagogischer Ansatz notwendig. Ziel sei es, Kontakt zu den Jugendlichen herzustellen, ihr Vertrauen zu gewinnen und schließlich Alternativ-Angebote zu entwickeln. "Es handelt sich um eine heterogene Gruppe", betonte Fried, "deshalb handelt es sich um eine große, schwierige Aufgabe." Diese haben Monique und Jasmine mit einer sehr offenen, aber bestimmten Art in Angriff genommen und schon erste Erfolge erzielt. Ihrem Tätigkeitsbericht ist zu entnehmen, dass sie mit 450 Jugendlichen gesprochen und mit 127 Jugendlichen regelmäßig Kontakt haben. In 20 Einzelfällen konnten sie weitere Hilfe vermitteln. 52 Prozent der Jugendlichen sind Jungs, meist zwischen 16 bis 18. Die Mädchen sind oft jünger, haben aber mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Etwa in der Familie, mit Freunden, haben schulische Sorgen oder mit der Ausbildungsstelle, wenn sie überhaupt eine finden. "Ein kleiner Teil hat Schulden", berichtete Jasmine, "und 23 Prozent der Jugendlichen konsumieren regelmäßig Alkohol." Es seien auch immer wieder neue Jugendliche da, sagte Monique. Da müsse man oft noch einmal neu anfangen, denn: "Beziehungsarbeit ist ein Geduldsspiel". Die Streetworkerinnen brauchen also einen langen Atem. Erreichbar sind Jasmine Eisenbeiß und Monique Wälder unter Telefon (06821) 17 99 688, (0152) 25 621 934, (0152) 25 621 900 oder im Internet über Wer kennt wen? "Beziehungsarbeit ist ein Geduldsspiel."Die Streetworkerinnen Monique Wälder und Jasmine Eisenbeiß

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