Furpach. Auf der Alm, do gibt's koa Sünd'? Kann gar nicht sein. Sündhaft schön war er nämlich, der Abend bei den Furpacher Eulenspiegeln. Im 56. Vereinsjahr luden sie in die Hirschberghalle zur Hüttengaudi ein. Schon das Bühnenbild lohnte den Weg: Eine rustikale Holzbude mit Eiszapfen am Dach und seltsam bekifft glotzenden Kühen vor der Terrasse. Alles so solide und professionell gefertigt, dass man es grade bis zum Oktoberfest stehen lassen sollte. "Entworfen, als Modell gebaut und 1:1 umgesetzt wurde die Almhütte vom Orgateam mit dem Elferrat und Freiwilligen, darunter ein Schreiner und ein Maler im Ruhestand", ehrte Vorsitzender Sascha Jerges, wem Ehre gebührt. Doch die tollste Kulisse nützt bekanntlich wenig, wenn davor tote (Leder-)Hose herrscht. Davon konnte gottlob so gar keine Rede sein. Fabelhafte Schautänze, Witzsalven und handgemachte Musik unterhielten die knapp 400 Zuschauer im Saal bestens. Gleich mehrere Büttenredner widmeten sich dem Geschlechterkampf. Bütten-Neuzugang Werner Möhns rechnete als Eheprolo par excellence im Unterhemd und obligatorischer Jogginghose mit den Weibern ab, die denken, "sie wären der bessere Mann". Gastdozent Friedel Wagner ("der KKW ist mein Kopfverein, der Eulenspiegel mein Herzverein") gab Insiderinfos zum ambitioniertesten Wellesweiler Bauprojekt preis: "Der Manager von den Katholischen, Dechant Gabriel, will nach dem Abriss der Kirche alles neu machen - mit Tiefgarage, Sauna und Massagestudio." Jääb und Julanda Jochnachel agierten am Rande des Ehewahnsinns. Ob aus Prinzip oder weil sie an diesem Abend mehrere Verpflichtungen wahrnehmen mussten? "Ma wees es nitt!" "Es Ähn unn es Anner" entzückten als platt schwätzende Blumenkinder. Als zweiter Bütten-Frischling wagte sich Sascha Jerges im Skioverall samt Gipsverband auf die Bühne. Seinen Selbstversuch an der Sprungschanze hatte er nur knapp überlebt. Wieder zurück in der Bütt meldete sich Christian Fried nach drei Jahren Faasen-Abstinenz. Mit seiner scharfzüngigen Analyse des Welt- und Lokalgeschehens legte sein Till Eulenspiegel den Narrenfinger in so manche Wunde, ob Kombibad ("a Spaßbad sieht annersch aus"), Pseudoliteratur á la "Feuchgebiete", Konjunkturprogamme ("unser Kinner könnens dann bezahle, scheißegal, es sinn doch Wahle") oder Fernsehunkultur ("Schwachsinn, Sex, Gewalt und Zote, so was bringt beim Fernsehn Quote"). Eine Revolution erlebten die Katastrophoniker im letzten Jahr. Nach drei neuerlichen Abgängen schien das Schicksal der Gesangsgruppe besiegelt. Nach Dutzenden Misserfolgen konnte der neue Leiter Werner Möhn mit Sandra Hemgesberger endlich ein neues, wenngleich weibliches, Mitglied anwerben. Nach dem ersten Schock waren die Herren sogar bereit, mit Heike Steinmann noch eine Dame in ihre Reihen aufzunehmen. Dazu gesellte sich Patrick Schreier - jetzt war man wieder spielfähig. Und siehe da, das Ganze singt und klingt gar prächtig, was sie mit dem Angela Merkel-Song genauso bewiesen wie mit der Warnung "Hände weg von Frauen". Unbedingt erwähnt werden müssen neben den Choreografien noch die sagenhaften Kostüme der Garden sowie der Frauengruppe: Ob gefleckte Kuhfell-Dirndl, fetzige Hühner- und Pinguinoutfits oder phantasievolle Barock/Punk-Kombination - da stecken Unmengen Zeit und Liebe drin. Kompliment!

Auf einen BlickMitwirkende: Elferrat mit Präsident Patrick Schreier, Fanfarenzug (Leitung Heike Ziegler), Prinzenpaar Markus III. und Nicole I., Stimmungssänger Wolfgang Heib, Katastrophoniker (Leitung Werner Möhn), Tanzmariechen Lena Busch, Pia Schneider und Vanessa Schmitt (Trainerin Barbara Wagner) , Show- und Dance-Band B4, Frauengruppe, Jugendgarde (trainiert von Marcus Klees, Jennifer Wagner, Vivien Krämer), Juniorengarde (Nicole Drum, Nicole Guldner, Stefanie Theobald), Aktivengarde (Marcus Klees), Majorettes, Büttenredner: Sascha Jerges ("Wintersportler"), Christian Fried ("Till Eulenspiegel"), Werner Möhn ("Motzkoffer"), Friedel Wagner ("Änner der de Hals dick hat"), Judith Hottenbacher und Ulrike Ludes ("es Ähn unn es Anner"), Helene Rauber und Günter Tannrath ("Jääb und Julanda"). nig