Versorgungslage im Landkreis Neunkirchen Jeder zweite Zahnarzt ist älter als 55

Kreis Neunkirchen · Wie die Kassenzahnärztliche Vereinigung Saarland (KZVS) die Versorgungslage im Landkreis Neunkirchen einschätzt.

 Noch ist der Landkreis Neunkirchen ausreichend mit Zahnärzten versorgt. Aber wie lange noch?

Noch ist der Landkreis Neunkirchen ausreichend mit Zahnärzten versorgt. Aber wie lange noch?

Foto: dpa/Hans Wiedl

Sie bohren, füllen und schleifen für unser Wohl. Spezialisten, die die Wurzel allen Übels finden und uns den Schmerz nehmen. Doch droht im Saarland ein Zahnärzte-Mangel? Zumindest in ländlichen Regionen und Stadtrandgebieten. Zudem erreicht in zehn Jahren mehr als ein Drittel der Zahnärzte das Rentenalter. Also Nachfolger dringend gesucht. Das ist das Ergebnis einer SZ-Recherche. Wie sieht es vor unserer Haustür aus?

„Derzeit ist der Planungsbezirk Landkreis Neunkirchen ausreichend mit allgemeinzahnärztlichen Praxen versorgt. Allerdings gestaltet sich die Praxisabgabe für die älteren Kollegen und Kolleginnen zunehmend schwierig“, stellt auf Anfrage Jürgen Ziehl fest, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Saarland (KZVS, siehe „Info“).

Im Kreis Neunkirchen zählt die KZVS aktuell 64 Praxen und 75 Zahnärzte. Diese verteilen sich wie folgt auf die sieben Kreiskommunen: Neunkirchen 25/32, Eppelborn 7/8, Illingen 8/9, Merchweiler 5/6, Ottweiler 6/8, Schiffweiler 5/6, Spiesen-Elversberg 4/6. Nun kommt der Begriff „Versorgungsgrad“ ins Spiel: Der Versorgungsgrad errechnet sich aus dem Verhältnis von Bevölkerung zu besetzten Zahnarztsitzen. Bedarfsgerecht wäre, so erklärt die KZVS weiter, ein Verhältnis von einem Zahnarzt/einer Zahnärztin je 1680 Einwohner (in den alten Bundesländern). Und ein Verhältnis von 4000 Einwohnern unter 18 Jahren je Kieferorthopäde/Kieferorthopädin. Im Landkreis Neunkirchen würden für diesen „bedarfsgerechten Versorgungsgrad“ 73,1 Arztsitze reichen. Der Kreis liegt somit noch darüber. Versorgungsgrad 102,2 Prozent (bei den Kieferorthopäden 137,5 Prozent). Alles also noch entspannt.

Noch. Was Sorgen macht, ist der Blick auf die Altersstatistik auch in unserer Region. „Es zeigt sich, dass zunehmend Zahnärztinnen und Zahnärzte über das 65. Lebensjahr hinaus in den Praxen tätig sind. Über die Hälfte von ihnen sind älter als 55 Jahre“, schreibt die KZVS und warnt. „Sofern es nicht gelingt, ausreichend Nachwuchs für die zahnärztliche Versorgung zu gewinnen, könnte es in einigen Jahren punktuell zu einer Verschlechterung der Versorgung im Kreis Neunkirchen kommen.“ Wie dem begegnen? „Die vom saarländischen Gesundheitsministerium vor wenigen Wochen angekündigte finanzielle Starthilfe für Zahnärztinnen und Zahnärzte, die sich in schlechter versorgten Gebieten niederlassen, begrüßt die Kassenzahnärztliche Vereinigung ausdrücklich“, stellt Jürgen Ziehl fest. Die Landesregierung hat angekündigt, das Land werde ab 1. Januar 2020 das Fördergeld für die Niederlassung von Zahnärzten in unterversorgten Gebieten erhöhen und eine Studienplatz-Quote für Studierende bereithalten, die sich verpflichten, nach Praxiseröffnung mindestens zehn Jahre im Saarland zu bleiben (die SZ berichtete).

Zudem setze die KZVS darauf, das Saarland als Lebens- und Arbeitsstandort attraktiver zu machen. Um Zahnmedizinstudenten nach ihrem Abschluss in Homburg im Lande zu halten oder hierher zu holen. Und die KZVS forciere Rahmenbedingungen, den Zahnarztberuf und Familie besser in Einklang zu bringen. Das sei wichtig, weil auch die Zahnmedizin weiblicher werde.

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