Pendlerströme Wo Pendler aus dem Saarpfalz-Kreis arbeiten

St. Ingbert/Homburg · Nach dem Pendler-Atlas der Arbeitsagentur fahren wesentlich mehr Menschen für ihren Job in den Kreis hinein als hinaus.

 Die These, dass der Saarländer ein heimatverbundener Mensch ist, stützt auch der Pendler-Atlas der Agentur für Arbeit.

Die These, dass der Saarländer ein heimatverbundener Mensch ist, stützt auch der Pendler-Atlas der Agentur für Arbeit.

Foto: dpa/Tobias Hase

Der Saarländer als solcher ist doch ein heimatverbundener Mensch. Diese immer wieder gerne verbreitete These stützt auch der Pendler-Atlas der Agentur für Arbeit. Egal ob im Kreis St. Wendel, Neunkirchen oder im Saarpfalz-Kreis – ein Großteil der Arbeitnehmer, die für ihren Job die eigenen Kreisgrenzen verlassen, bleibt sozusagen „dehemm“ und „schafft“ bei den Nachbarn im kleinen Saarland. Ziel Nummer Eins ist für alle im Osten der Regionalverband Saarbrücken. Wobei die Arbeitnehmer des nördlichen Raums fast schon genauso gerne in den Nachbarkreis Neunkirchen fahren wie Richtung Landeshauptstadt. In Zahlen: 4153 Richtung Saarbrücken und 3670 Richtung Neunkirchen. Aus dem Kreis Neunkirchen pendeln über 11 000 Arbeitnehmer in den Regionalverband (gefolgt vom Saarpfalz-Kreis mit rund 6800). Ebenfalls über 11 000 Menschen schlagen aus dem südöstlichen Saarland den Weg in den Regionalverband ein, 3700 Saarpfälzer zieht es zum Arbeiten in den Kreis Neunkirchen. Die Datenbasis der Arbeitsagentur für den aktuellen Pendler-
atlas stammt aus dem Jahr 2016. Unter den drei östlichen Saar-Kreisen wohnen auf dieser Basis die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Saarpfalz-Kreis, nämlich 53 586 Menschen. Der Kreis ist zwar mit über 144 000 Menschen auch der einwohnerstärkste, er hat aber auch in Relation die Nase vorne. Ganz grob betrachtet kommen bei 64 498 Jobs, die dort angeboten werden, schon bald auf jeden zweiten Kopf ein Arbeitsplatz. Da halten die beiden anderen Kreise nicht mit. Dort steht das Verhältnis unter einem Drittel. Der Saarpfalz-Kreis hat nach den Agentur-Statistiken einen satten Pendlerüberschuss (mehr kommen zum Arbeiten rein) von annähernd 11 000 Menschen. Mit dem Universitätsklinikum, Bosch, Schaeffler und Festo gibt es richtig große Unternehmen. Die meisten Einpendler kommen aus Saarbrücken, gefolgt von Neunkirchen. Interessant ist der Südosten des Saarlandes auch für Arbeitnehmer aus der Pfalz.

Für den Kreis Neunkirchen weist der Atlas eine Gesamtzahl an sozialversichert Beschäftigten von 48 527 aus, die dort ihr Zuhause haben. Die Unternehmen im Kreis, allen voran Diakonie-Klinikum, Marienhausklinik, Eberspächer, MAT Foundries Europe und Saarstahl, bieten dabei 38 869 Menschen einen sozialversicherten Job. Im Gegensatz zum südlichen Nachbarn ist das Pendlersaldo deutlich negativ (minus 9658). Wesentlich mehr Menschen fahren also raus für ihren Job, als in den Kreis hineinkommen. Hinter dem Regionalverband werden der Saarpfalz-Kreis und Saarlouis am meisten angefahren, um ein Einkommen zu erzielen. Auffällig im Vergleich zu den beiden Nachbarn: Über 100 Leute aus dem Neunkircher Raum fahren für den Job nach Frankfurt. So viele so weit – das gibt es bei den Nachbarn nicht. Die Arbeitsagentur erläutert auf Nachfrage, es handele sich um einen Cleaning-Service, der im Kreis beheimatet ist und am Frankfurter Flughafen tätig ist.

Im St. Wendeler Raum wohnen mit 33 008 die wenigsten sozialversichert Beschäftigten unter den drei Ostkreisen, das Jobangebot vor Ort beziffert die Statistik mit 26 017. Das Pendlersaldo ist wie in Neunkirchen negativ: minus 6991. Von den fast 9300 Einpendlern stammen alleine aus Neunkirchen rund 2400, halb so viele kommen aus Birkenfeld. Die wichtigsten Anbieter von Arbeitsplätzen sind die Bundeswehr, Fresenius, Globus, Hörmann und Nestlé.

Für Pfälzer hat der Saarpfalz-Kreis als Arbeitsort Priorität. Ob von Kusel, Primasens oder Kaiserslautern, 11 682 Arbeitnehmer kommen herüber. Bis in den Kreis Neunkirchen schaffen es dagegen nur 1808, der St. Wendler Raum bietet 2047 Menschen aus Birkenfeld, Kusel und Kaiserslautern ein Auskommen. Zudem ist St. Wendel auch für Menschen aus dem Raum Trier interessant.

Die Beschäftigungslage ist seit längerem gut, trotz Automatisierung und Digitalisierung. Alle Wirtschaftsbereiche im Land stünden in diesem Zusammenhang vor großen Herausforderungen, sagt Jürgen Haßdenteufel. Der Leiter der Agentur für Arbeit Saarland bestätigt, dass die Wirtschaftsstruktur des Saarlandes „in besonderem Maße durch substituierbare Fertigungsberufe geprägt ist“. Substituierbar, also ersetzbar, seien vor allem der Helfer- und Fachkraftbereich. Expertenberufe hingegen seien weitgehend geschützt.

 Zigtausende Menschen legen morgens und abends oft mit Autos teils beachtliche Wege zu ihren Arbeitsplätzen zurück.

Zigtausende Menschen legen morgens und abends oft mit Autos teils beachtliche Wege zu ihren Arbeitsplätzen zurück.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Jürgen Haßdenteufel dazu: „Zwischen den Kreisen des Landes variiert die Spanne der Beschäftigungsverhältnisse, die ein hohes Substituierbarkeitspotential aufweisen, schon deutlich. Dabei dürften in den Landkreisen Neunkirchen, St. Wendel und im Saarpfalz-Kreis rund 20 Prozent der Arbeitsplätze ein hohes Potenzial für Veränderungen aufgrund der Digitalisierung haben.“

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