"Wir nehmen wieder Fahrt auf"

Wellesweiler. Wer derzeit über Hitzegrade oberhalb der 30-Grad-Celsius-Marke stöhnt, sollte vielleicht mal einen Gedanken an die Schichtarbeiter in der Industrie verschwenden. Beispielsweise an die Beschäftigten der Gießerei MAT Foundries Europe im Wellesweiler Industriegebiet

 Der Neunkircher Werkleiter Michael Meiser (rechts) und Geschäftsführer Ulrich Stark (3. v. r.) erläutern Minister Christoph Hartmann (dazwischen) die Abläufe in der Gießerei. Foto: Willi Hiegel

Der Neunkircher Werkleiter Michael Meiser (rechts) und Geschäftsführer Ulrich Stark (3. v. r.) erläutern Minister Christoph Hartmann (dazwischen) die Abläufe in der Gießerei. Foto: Willi Hiegel

Wellesweiler. Wer derzeit über Hitzegrade oberhalb der 30-Grad-Celsius-Marke stöhnt, sollte vielleicht mal einen Gedanken an die Schichtarbeiter in der Industrie verschwenden. Beispielsweise an die Beschäftigten der Gießerei MAT Foundries Europe im Wellesweiler Industriegebiet. Dort glüht die Luft, wenn Eisen bei Temperaturen um 1400 Grad geschmolzen wird, um Formteile für die Autoindustrie herzustellen.Das mag sich auch der saarländische Wirtschaftsminister Christoph Hartmann gedacht haben, als er sich gestern in Begleitung seines Ministeriumsstabs bei der Firma im Ochsenwald umschaute. Mit dem Fazit: "MAT Foundries hat die Insolvenz gut überwunden, ist ein gesundes Unternehmen mit solider Zukunft!" Während der Sommerferien, tat der liberale Minister kund, besuche er 40 Unternehmen im Land - mit Beschäftigtenzahlen zwischen vier und 6000.Im Fall der MAT Foundries Europe GmbH mit Sitz in Neunkirchen sind es derzeit exakt 409 festangestellte Mitarbeiter - etwa halb so viele wie noch vor vier Jahren. Mit 19 Auszubildenden (weitere zwölf sollen noch hinzukommen) und 46 Leiharbeitern kommt man auf eine 486-köpfige Belegschaft. Und zusammen mit dem Schwester-Standort Ueckermünde im Mecklenburg-Vorpommern sind es 700.Diese Fakten präsentierte unter anderen Geschäftsführer Ulrich Stark den Gästen aus Saarbrücken. Nach seinen Worten ist die Gießerei, die als Sakthi Germany in Insolvenz ging als MAT Foundries dabei, "langsam wieder Fahrt aufzunehmen". So werde die für dieses Jahr angesetzte Fertigungs-Tonnage voraussichtlich um ein Drittel übertroffen. Den Produktionsstand wie vor der Insolvenz werde man wohl erst 2013/2014 wieder erreichen, ergänzte Stark auf Nachfrage.Allerdings, schränkte der Geschäftsführer ein, könne man angesichts der aktuellen Marktverhältnisse nur die nahe Zukunft überschauen. Hoffnungszeichen gebe es, trug Corinne Doudon, Leiterin Verkauf und Marketing, vor. So deute sich eine Wiederbelebung beim Problemmarkt Nutzfahrzeuge an und bei den Pkw falle die fürs zweite Halbjahr zu erwartende Delle - nach Auslaufen der Abwrackrämie in etlichen europäischen Ländern - "nicht so groß wie erwartet" aus.Für diese Märkte stellt MAT Foundries weiterhin hochwertige Teile aus Kugelgraphitguss her: Bremssättel, Bremsbackenhalter, Dieseleinspritzpumpen- und Differentialgehäuse. Bekannte Namen der Zuliefererbranche wie Bosch und Continental sind auf diese Sicherheitsteile angewiesen, in nahezu allen bekannten Automarken sind die Komponenten aus Wellesweiler eingebaut. Womit Ulrich Stark selbstbewusst auch die Wichtigkeit der Neunkircher Gießerei selbst während der Insolvenzphase unterstreicht: "Ohne uns hätte man richtig Probleme gehabt, den Bau und die Versorgung von Fahrzeugen abzusichern!"

Auf einen BlickDer US-amerikanische Autozulieferer MAT (Midwest Air Technologics) mit Sitz in Cicago hat am 1. Juli dieses Jahres die Gießerei Sakthi übernommen, die sich zuvor gut 19 Monate in der Insolvenz befunden hatte. Die Urzelle der Gießerei im Wellesweiler Industriegebiet ist die Columbus Foundry Neunkirchen, deutsche Tochter des größten US-Gießereiunternehmens. Sie wurde 1978 im Ochsenwald gegründet. Später wurde sie in Intermet Neunkirchen umbenannt, 2007 erwarb dann die indische Sakthi-Gruppe die Gießerei. Die wegen der Wirtschaftskrise drastisch einbrechende Auftragslage und nicht allzu großes Interesse bei der Zentrale in Indien führten im November 2008 zur Insolvenz. gm/gth

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