Schulabschluss im Corona-Jahr Vom Ende der Schulzeit im Masken-Jahr

Kreis Neunkirchen · Wie junge Menschen aus dem Kreis ihren Schulabschluss unter Corona-Bedingungen erlebt haben.

 So unterschiedlich kann Schulleben dieses Jahr aussehen: oben China, Shanghai: Schüler stehen in einer Schlange zum Messen ihrer Temperatur, bevor sie an der Aufnahmeprüfung an einer High School im Stadtbezirk Minhang teilnehmen. Unten Dänemark, Viborg: Dänische Schüler nehmen nach ihrem Abschluss an einer traditionellen Wagenfahrt teil. Die Abschlussfeier wurde aufgrund der landesweiten Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen erlaubt.

So unterschiedlich kann Schulleben dieses Jahr aussehen: oben China, Shanghai: Schüler stehen in einer Schlange zum Messen ihrer Temperatur, bevor sie an der Aufnahmeprüfung an einer High School im Stadtbezirk Minhang teilnehmen. Unten Dänemark, Viborg: Dänische Schüler nehmen nach ihrem Abschluss an einer traditionellen Wagenfahrt teil. Die Abschlussfeier wurde aufgrund der landesweiten Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen erlaubt.

Foto: dpa/Liu Ying

Schulzeit zu Ende. Abschluss in der Tasche. Wie auch immer die zurückliegenden Jahre gewesen sein mögen, diese letzten Eindrücke auf einen Lebensabschnitt bleiben im Gedächtnis. Und verlangen nach Party! Aber im Jahr 2020 ist alles ein wenig anders. Die Corona-Pandemie diktiert die Regeln. Die Schulen im Kreis haben jede auf ihre Art die letzten Tage hinter sich gebracht. Die Zeugnisse sind jedenfalls raus. Die Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen hat noch am Montagabend den Abschluss ihrer Abgänger in der Gebläsehalle gefeiert. Vier junge Menschen berichten, wie sie Prüfungen und Abschied im Corona-Jahr erlebt haben.

Leonie Lamberti hat an der Gemeinschaftsschule Eppelborn ihren Abschluss gemacht. Die Feier empfand sie etwas „komisch, aber schön“. Im kleinen Kreis trafen sich Lehrer, Schülerinnen und Schüler auf dem Schulhof. Mit Masken im Gesicht. In den vergangenen Wochen vor der Prüfung, als die jungen Leute nach dem Lockdown wieder zur Vorbereitung auf die Prüfungen in die Schule zurückgekehrt waren, sei das gemeinsame Schulleben richtig intensiv geworden. Lamberti: „Man hat gemerkt, wie wir in den Wochen zusammengewachsen sind.“ Das Pauken daheim hat sie als „extrem kompliziert“ empfunden. Klar, es gab Kontakt mit den Lehrern. Wenn sie etwas nicht verstanden hatte, konnte sie E-Mails schreiben. Aber es sei doch etwas ganz anderes, wenn eine offene Frage im Unterricht besprochen werde. Wenn Lamberti zuhause nicht weiter kam, habe sie bei Freunden und Familie nachgefragt, ob jemand helfen könne. „Ich stand schon ab und an auf dem Schlauch“, sagt die 16-Jährige. Sie ist mit ihrer Familie vor zwei Jahren umgezogen, lebt heute in Mechern im Kreis Merzig-Wadern. Die Schule wollte sie in Eppelborn beenden. Als Vorteil hat sie erlebt, dass in den letzten Wochen vor den Prüfungen vier Stunden am Tag die Hauptfächer auf dem Programm standen. Lernstoff komprimiert. Eine intensive Vorbereitung. „So weit ich weiß, sind alle gut durchgekommen“, sagt die junge Frau. Der Abschied sei ihr „definitiv schwergefallen“. Die Lehrer hatten eine Dia-Show zusammengestellt. Es gab ein gemeinsames Essen, mit viel Abstand, alles mit den Ämtern abgeklärt. Große Abschiedpartys sind jetzt nicht geplant, aber sie hofft, ihre Mitschülerinnen und Mitschüler nicht aus den Augen zu verlieren.

Von einem letztlich schönen Abschluss spricht Maximilian Backes. Er war Schulsprecher der Maximilian-Kolbe-Schule in Wiebelskirchen. Zur Entlassfeier haben sich an der katholischen Schule Absolventen, Lehrer und Elternvertreter getroffen. Eltern und Geschwister waren nicht dabei. „Es war in Ordnung“, sagt der 16-Jährige aus Friedrichsthal. Natürlich nicht so toll, wie das in einem normalen Rahmen ohne Pandemie-Regeln hätte sein können, aber für die aktuellen Verhältnisse dann doch eine schöne Feier. Nochmal mit allen in der Turnhalle zu sein, das habe Spaß gemacht. Es gab ein Video über die Schulzeit, die Reden von Schulleiter, Elternvertretung und ihm als Sprecher. Mit einem hatten die Kolbe-Schüler Glück: Die Abschlussfahrt ins englische Brighton war schon vergangenes Jahr. Die konnte Corona dem Jahrgang nicht stehlen. Auch die Prüfungsphase hat Backes positiv in Erinnerung: „Das war auf unserer Schule super geregelt.“ Die Reglements in den letzten Schultagen seien anfangs komisch gewesen, aber mit der Zeit dann doch vertraut. Privat werde es in den kommenden Tagen noch die ein oder andere Party geben. Backes: „Es ist im ersten Moment traurig und komisch, das bekannte Umfeld zu verlassen und eine neue Tür aufzustoßen. Aber es wird eine Erfahrung.“

Victoria Glößner, 19, hat am Krebsberg-Gymnasium in Neunkirchen Abitur gemacht. „Es war für uns alle ein richtiger Schock, als es hieß, die Schule macht zu“, berichtet sie im Rückblick auf März. Sie hätten zu dem Zeitpunkt noch zwei Wochen Prüfungsvorbereitung gehabt. Und dann plötzlich alles fraglich. Selbst die Abitur-Prüfungen. Die Lehrer seien in diesen Wochen immer erreichbar gewesen, es gab Übungsmaterial, die Pädagogen beantworteten Fragen. Einige ihrer Freunde hätten auf ein „Durchschnitts-Abi“ gehofft, also ohne Prüfungen. Der fromme Wunsch ging nicht in Erfüllung, Anfang Mai ging es mit wenig Leuten pro Raum wieder in die Klassensäle. So ungewöhnlich die Vorbereitungen auf die Prüfungen auch waren, die Schülerin sieht den nächsten Abi-Jahrgang vor größeren Problemen. Glößner: „Wir waren wenigstens fertig mit unserem Stoff. Im nächsten Jahr fehlen drei Monate Unterricht.“ Es gebe zwar Leute, die mit dem Lernen daheim gut zurecht gekommen seien, andere bräuchten aber klare Vorgaben. „Für die wird es härter“, sagt die Abiturientin. Dem nächsten Jahrgang wünscht sie, dass auf dieses Problem Rücksicht genommen wird. Corona hat den Schülern einiges verhagelt. Motto-Woche, in der die Abschlussklassen immer zu einem Thema verkleidet in die Schule kommen, Abi-Streich, Abschlussfahrt. Alles ausgefallen. Mallorca stand bei vielen auf dem Programm nach den Prüfungen. Wenigstens zur Abi-Feier durften alle die Eltern mitbringen. Glößner: „Die Stühle waren in Dreier-Packs gestellt mit viel Platz dazwischen.“ So erlebten Eltern den Abschied im sehr speziellen Pandemie-Jahr mit.

 25.06.2020, Dänemark, Viborg: Dänische Schüler nehmen nach ihrem erfolgreichen Abschluss der Schule an einer traditionellen Wagenfahrt teil. Die Abschlussfeier wurde aufgrund der landesweiten Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen erlaubt. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

25.06.2020, Dänemark, Viborg: Dänische Schüler nehmen nach ihrem erfolgreichen Abschluss der Schule an einer traditionellen Wagenfahrt teil. Die Abschlussfeier wurde aufgrund der landesweiten Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen erlaubt. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Henning Bagger

Die Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen (GGSNK) hat nach den Lockerungen der Pandemie-Regeln in den vergangenen Wochen noch kurzentschlossen eine Feier in der Gebläsehalle auf die Beine gestellt. 150 Leute durften rein, berichtet Kyra Brabänder, die bei einer glatten Eins im Abitur mit der Vorbereitung naturgemäß weniger Stress hatte als andere ihres Jahrgangs. Da an der Schule alle Abschlüsse im Angebot sind, musst mit fast 100 Schülerinnen und Schülern geplant werden. Deshalb durfte jeder nur eine Person mitbringen. Wer sich zwischen Mutter und Vater nicht entscheiden wollte, kam mit Geschwister oder nahen Verwandten. „Es war sehr schön“, sagt Brabänder. Masken und Abstand gehörten natürlich dazu. Der Schutz im Gesicht habe besonders genervt beim Betreten der Bühne, wenn langen Rock anheben und Maske halten in Konflikt gerieten. Vier Stunden dauerte die Feier, erzählt die 19-Jährige. Sie sagt mit etwas Wehmut, es sei ein toller Jahrgang gewesen, der auseinandergegangen ist.

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