„Papa kümmert sich ums Geschäft“ Was soll denn diese Werbung mit voller Windel auf dem Bus im Saarland?

Neunkirchen · „Papa kümmert sich ums Geschäft“: So lautet der provokante Spruch, der in Verbindung mit einer vollen Windel jetzt als Buswerbung durch die Region Neunkirchen fährt. Wir erklären, was die Kreisstadt mit dieser Aktion bewirken will.

 „Papa kümmert sich ums Geschäft“, so der provokante Spruch, der in Verbindung mit einer vollen Windel nun als Buswerbung durch die Region fährt. Im Bild: Oberbürgermeister Jörg Aumann und die Gelichstellungsbeauftragte Annette Pirrong.

„Papa kümmert sich ums Geschäft“, so der provokante Spruch, der in Verbindung mit einer vollen Windel nun als Buswerbung durch die Region fährt. Im Bild: Oberbürgermeister Jörg Aumann und die Gelichstellungsbeauftragte Annette Pirrong.

Foto: Nicolas Schneider / Kreisstadt Neunkirchen

Mit einer neuen Volle-Windel-Kampagne wirbt die Stadt Neunkirchen für eine gerechtere Arbeitsteilung bei Erziehung und Pflege. „Es ist uns ein Anliegen, dass sich Paare für Kinder entscheiden und die Erziehung auf den Schultern beider Elternteile getragen wird“, erklärte  Neunkirchens Oberbürgermeister Jörg Aumann bei der Vorstellung der Busaktion. „Ich selbst habe gemeinsam mit meiner Frau, die im Schichtdienst arbeitet, drei Kinder großgezogen. Das ging nur arbeitsteilig und weil ich im Öffentlichen Dienst auch das nötige Verständnis meiner Vorgesetzten hatte.“

Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, stelle laut Mitteilung der Stadt Neunkirchen viele Paare vor große Herausforderungen. Doch immer noch seien es meist die Mütter, die sich um den Nachwuchs kümmern. Dreiviertel aller jungen Männer wollten demnach aber mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und sich partnerschaftlich an der Familienarbeit beteiligen. Diesen Wünschen stünden jedoch noch immer tradierte Rollenbilder und entsprechende Unternehmenskulturen oder auch -strukturen im Weg.

„Ich habe Windeln gewechselt, gekocht oder auch Fahrdienste übernommen. Elternzeit gab es damals aber leider noch nicht, doch letztlich hat uns dieses ‚Family Jobsharing‘ als Familie noch enger zusammengeschweißt“, so Oberbürgermeister Aumann weiter. Immer mehr Väter wollen laut der Mitteilung der Stadt aber auch selbstver­ständlich Elternzeit nehmen – auch über die schon häufig üblichen zwei Monate hinaus; sie trauen sich aber nicht, weil sie negative Folgen für ihre Karriere und gesellschaftliche Vorurteile fürchten würden.

„Das Recht, emotionale Bindung zum Kind aufzubauen, sollten beide Elternteile haben – das wäre nur fair!“ sagte die Gleichstellungsbeauftragte Annette Pirrong. "Nicht nur das gesundheitliche und psychische Wohlbefinden der Mütter wird gestärkt, die ihre Erwerbsbiographie weiterverfolgen können, auch die Vater-Kind-Bindung wird gefestigt und durch das väterliche Wirken im Haushalt und in der Betreuung werden Geschlechterstereotype vermieden.“

Um diesen Wandel zu mehr Partnerschaftlichkeit zu fördern, haben Studierende der Universität Greifswald (Caspar-David-Friedrich-Instituts CDFI) und die Medien- und Informatikschule der Wirtschaftsakademie Nord eine Ausstellung entworfen. Die Kommunalen Frauenbeauftragten Saarland haben aus dieser Ausstellung Motive ausgewählt, mit denen sie verschiedene Aktionen durchführen.

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