Volkstrauertag in Neunkirchen Mahnende Worte und Wunsch nach Frieden

Neunkirchen · Trotz Pandemie gab es am Ehrenmal auf dem Scheiber Friedhof eine kleine Gedenkstunde zum Volkstrauertag. Mit besinnlichen Worten.

 Gedenken in kleiner Runde: Der Volkstrauertag mit Kranzniederlegung auf dem Scheiber Friedhof in Neunkirchen.

Gedenken in kleiner Runde: Der Volkstrauertag mit Kranzniederlegung auf dem Scheiber Friedhof in Neunkirchen.

Foto: Anja Kernig

Keine Hymne, kein Choral – den musikalischen Rahmen wie überhaupt die ganze Stadtkapelle musste man sich gestern vor dem Ehrenmal auf dem Scheiber Friedhof hinzudenken. Trotz der ungünstigen Umstände ließen es sich Marine- und Reservistenkameradschaft, kommunale Politiker sowie Privatpersonen nicht nehmen, Kränze niederzulegen und den Volkstrauertag 2020 im Andenken an die Toten der Kriege wie auch insbesondere an alle Covid 19-Opfer gemeinsam zu begehen – dann halt mit Maske. Versöhnlich wirkte das Wetter mit milden Temperaturen und Sonnenschein, der das Laub an den Bäumen gelb und orange leuchten ließ.

Besinnen auf Schuld, „Mahnung, dass die Trauer nicht umsonst“, „Warnung, dass der Mensch sich ändern muss“ und „Glauben, dass er dies auch kann“: All das sind für Rudolf Hodapp, Vorsitzender der Marinekameradschaft, Aspekte des Volkstrauertrags. Dieser soll Kraft schenken, um „an all den anderen Tagen des Jahres um so entschiedener für den Frieden in unserer Zeit einzutreten“. So besitzt dieser besondere Novembersonntag für Hodapp letztlich auch den Charakter eines „Hoffnungs- und Friedenstags“.

„Wir in Deutschland leben seit 75 Jahren in Frieden“, erinnerte Pfarrer Michael Hilka. Aber was ist mit Bergkarabach, Syrien, Jemen? „Da ist Krieg.“ Oder es droht einer wie in Äthiopien. Weshalb die evangelische Kirche Neunkirchen den Buß- und Bettag am Mittwoch unter das Motto „Heute einen Krieg beenden“ gestellt hat. Zwar könne man als Einzelner keine großen Konflikte zwischen Staaten lösen. „Aber man kann bis zu einem gewissen Grad schauen, dass man selbst nicht zum Kriegstreiber im eigenen Umfeld wird, von dem Aggression und Gewalt ausgeht“. Krieg beginnt laut Hilka schon „da, wo ich zulasse, dass sich Feindbilder in meinem Kopf einnisten.“ Denn aus Gefühlen und Gedanken werden Worte, „barsche, schnippige, böse Wörter“. Schon ist ein Konflikt geboren, „alles schaukelt sich hoch“ und Worten folgen Taten – im Kleinen wie im Großen. „Wehret den Anfängen“, lautet deshalb sein Wunsch an jeden der Anwesenden. Es wäre schön, würde die Welt zu einem Ort des Friedens werden, der einen Volkstrauertag und das Gedenken an Ehrenmälern überflüssig macht.

Neunkirchens Oberbürgermeister Jörg Aumann erzählte von seinem Großvater, der im Zweiten Weltkrieg starb und seine Großmutter als Witwe und seine Mutter mit drei Jahren als Halbwaise zurückließ. „Vieles wurde damals heroisiert.“ Die spanische Grippe – schlug er die Brücke ins Jahr 2020 – konnte damals nur deshalb so wüten, weil Krieg und Konflikte als Katalysator wirkten.

Ganz anders stellt sich die Situation heute dar, wo man nach gerade mal einem Jahr auf gutem Wege ist, die Pandemie mittels Impfstoff zeitnah in den Griff zu bekommen. „Nur in Frieden und Demokratie entwickelt sich die Menschheit nach vorn.“ Der Verwaltungschef schloss mit dem Wunsch: „Lassen sie uns das Gefühl von Gemeinsamkeit mit nach Hause nehmen und das Bewusstsein, dass die Zeit, in der wir leben, trotz allem noch eine gute Zeit ist.“

Wer am Mittwoch, 18. November, um 19 Uhr in der Christuskirche am erwähnten Regionalgottesdienst zum Buß- und Bettag teilnehmen möchte, wird gebeten, sich vorher in den jeweiligen Gemeindeämtern anzumelden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort