Verein ProKidS vor dem Aus Sie schützten Kinder vor Kriminalität

Neunkirchen · Nach 24 Jahren erfolgreicher Präventionsarbeit wird der Verein ProKidS Neunkirchen am 12. November aufgelöst.

 2000 informierte sich der damalige Ministerpräsident Peter Müller (Mitte) in der Freiherr-vom-Stein-Schule über die Arbeit von ProKidS. Rechts: Polizeihauptmeister Joachim Berger, damals beim zentralen Verkehrsdienst.

2000 informierte sich der damalige Ministerpräsident Peter Müller (Mitte) in der Freiherr-vom-Stein-Schule über die Arbeit von ProKidS. Rechts: Polizeihauptmeister Joachim Berger, damals beim zentralen Verkehrsdienst.

Foto: Willi Hiegel

„Schlimmeres verhindern“ wollte Polizeihauptkommissar Gernot Müller, als er vor fast einem Vierteljahrhundert die Idee einer Kooperation von Schule und Polizei hatte. Kinder und Jugendliche sollten für Werte wie Gewaltfreiheit, Toleranz und Rechtsbewusstsein sensibilisiert werden. Im nächsten Jahr könnte ProKidS, der Verein  „Präventionsofferte Kinder in der Schule“, sein 25-jähriges Bestehen feiern. Doch daraus wird nichts. Die Mitglieder entscheiden am 12. November über die Auflösung des gemeinnützigen Vereins. Für Außenstehende eine überraschende Nachricht. Luise Jakob, seit drei Jahren Vorsitzende des Vereins, erklärt die Hintergründe.

Trotz intensiver Bemühungen sei es einfach nicht gelungen, jüngere Kolleginnen und Kollegen für ein dauerhaftes Engagement im Verein, speziell im Vorstand, zu bewegen. Die Menschen, die den Verein getragen hätten, seien alle um die 60 oder älter und nicht mehr im Berufsleben. Die seit diesem Schuljahr pensionierte Lehrerin hat den Verein mit aufgebaut, stand ihm seit drei Jahren vor. In dieser Zeit habe sie versucht, „an allen Ecken und Enden für den Fortbestand des Vereins zu werben.“ Denn Luise Jakob hatte sich vorgenommen: „Bis zum Ruhestand möchte ich die Sache in trockenen Tüchern haben.“ Dass nun die Auflösung des Vereins und nicht sein Neubeginn mit jungen Kräften fast „erledigt“ ist, findet sie schade. Es sei jedoch nicht nur schwieriger geworden, jüngere Menschen für die Präventionsarbeit im Verein zu gewinnen. Auch die Rekrutierung der Gelder für die Projekte war nicht einfach. Nicht zu vergessen die aufwendige Dokumentation darüber, wie das Geld ausgegeben wurde. Eines der letzten Projekte war der Schulbegleithund Hector. Der Husky sorgte im vergangenen Jahr an der Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen-Stadtmitte für ein positives Klassenklima. Seine Ausbildung in einem Therapiehundezentrum war von Pro KidS mit 900 Euro mitfinanziert worden. Der Verein stellte im Laufe der Jahre zahlreiche, oft erstaunlich langlebige Projekte mit Sachverständigen aus der Region auf die Beine. Von Anfang an im Boot war die Neunkircher Polizei, zu der der inzwischen pensionierte Polizeibeamte und Vereinsgründer Gernot Müller natürlich die besten Kontakte hatte. Antiaggressions- und Coolnesstraining für auffällige Schülerinnen und Schüler, Begleitung in Bussen für den sicheren Schulweg oder in jüngerer Zeit das Problem des Cyber-Mobbings waren Themen, denen sich ProKidS mit Hilfe eines Netzwerks von Freiwilligen, Organisationen und Unterstützern (ideell und finanziell) annahm.

Besonders beliebt bei den Schülern war die Arbeitsgemeinschaft Neunkircher Zoo. Doch auch dieses Projekt litt unter den veränderten Rahmenbedingungen. Die Schüler hätten nur noch weniger befriedigende Arbeiten wie Kehren erledigen dürfen, berichtet Jakob. Und Projekte wie die Drogenwoche mit einem hohen Anteil an Theorie litten unter Sprachproblemen, weil sich etliche Schüler in Deutsch nicht so gut ausdrücken konnten. „Eine Diskussion und das Erzählen eigener Erfahrungen wurden so sehr erschwert.“

Allgemein erschwert wird die Vereinsarbeit nach Ansicht von Luise Jakob durch die veränderte Schullandschaft. Habe man früher mit einer Klasse über Tage oder gar Wochen relativ frei an einem Projekt oder in einer AG arbeiten können, sei dies mit dem heutigen Kurssystem kaum möglich. Hinzu komme der Trend zur Ganztagsschule. „Man kriegt die Schüler einfach nicht mehr zusammen, man kämpft mit dem System.“ Viele Gründe also, warum der Verein, der eng mit dem Schulalltag verflochten war,  vor dem Ende steht. Dies sei „nicht in ihrem Sinne“ gewesen, bedauert die letzte Vorsitzende. „Wir hatten viele tolle, spannende Projekte, und es hat sicher was gebracht.“ Sie hat jetzt mehr Zeit für eigene Interessen.

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