Vensys Energy im Aufwind

Wellesweiler. In Wellesweiler, dem "industriellen Herz von Neunkirchen", so der zum Zeitpunkt der Feierstunde noch amtierende Neunkircher Oberbürgermeister Friedrich Decker, geht es - von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt - höchst international zu

Wellesweiler. In Wellesweiler, dem "industriellen Herz von Neunkirchen", so der zum Zeitpunkt der Feierstunde noch amtierende Neunkircher Oberbürgermeister Friedrich Decker, geht es - von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt - höchst international zu. Das trifft etwa auf die Firma Vensys Energy AG zu, die sich mit der Entwicklung und Produktion von Windkraftanlagen stark im Aufwind befindet. Die Tatsache, dass Vensys vor einem Jahr Neunkirchen als Kernstandort ausgewählt hat und die Präsentation einer Windenergieanlage, die in neue technische Dimensionen vorstößt, waren vor kurzem Anlass, Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kundenkreis bei einer Feierstunde im Industriegebiet Im Langental zu versammeln. Dort hat Vensys Halle und Gelände übernommen, die der insolvente Abfüllanlagen-Hersteller Hamba aufgegeben hat.Vensys-Vorstandschef Jürgen Rinck begrüßte das internationale Auditorium in der Reihenfolge der Entfernung. Da kam zuerst der Aufsichtsratsvorsitzende Wu Gang aus Peking - sein Unternehmen, der chinesische Branchenriese Goldwind, hat sich im April 2008 bei Vensys eingekauft und 70 Prozent der Anteile übernommen. Goldwind, das in China die 50-fache Anzahl von Windenergieanlagen wie Vensys produziert, ist genauso Lizenznehmer der Vensys-Komponenten wie Firmen in Indien, Argentinien und Spanien, die ebenfalls Vertreter nach Wellesweiler entsandt hatten. Der saarländische Wirtschaftsminister Joachim Rippel, der ebenso wie Friedrich Decker Vensys rhetorisch die Daumen drückte, wandelte ein chinesisches Sprichwort ("Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung") leicht ab: Er ersetzte Segel durch Windkrafttechnologie. Decker versicherte, dass "jede Menge Fläche zur Expansion" vorhanden seien. Die Vensys-Technologie ist "made in Saarland" (siehe Hintergrund). Bei der Erforschung des Know-how wollte man es bei Vensys aber nicht bewenden lassen: Nachdem man in Neunkirchen einen geeigneten Produktionsstandort gefunden hatte, wurde der Hauptsitz vor einem Jahr von Saarbrücken an die Blies verlegt. Seither verdoppelte sich die Zahl der Mitarbeiter von 30 auf 64. Ein Teil von ihnen ist an der Produktion von 20 Windenergieanlagen beteiligt, die 2009 entstehen. Die Zielperspektive ist ehrgeizig: eine jährliche Verdoppelung in den nächsten beiden Jahren, so dass 2011 etwa 70 bis 80 Anlagen gebaut werden. Die Zahl der Beschäftigten soll dann bei 90 liegen. So hätten dann die anfangs als sehr großzügig empfundenen 22 000 Quadratmeter Gesamtfläche in Wellesweiler ihre Berechtigung.In Neunkirchen werden Gondel, Generator und Nabe, also der "Kopf" eines Windrades, hergestellt. Die Rotorblätter und die Türme kauft man am jeweiligen Standort hinzu. Die in Neunkirchen produzierten Teile werden hauptsächlich in Deutschland aufgestellt, gehen zum Teil aber auch in den Export nach Polen, in die USA oder nach Kanada. So drehen sich die ersten vier Anlagen, die in Wellesweiler entstanden, im kanadischen Halifax. Dort hat auch der Norddeutsche Theodor Peters jahrelang gearbeitet, der nun als Vertriebsleiter von Vensys im Saarland gelandet ist. Er sieht gute Chancen, dass sich sein Unternehmen im hart umkämpften Wachstumsmarkt Windenergie aufwärts entwickelt: "Wir sind mit unserer Technologie fünf Jahre vorweg. Es gilt nun, diesen Vorsprung zu halten!" "Wir sind mit unserer Technologie 5 Jahre vorweg. Es gilt, diesen Vorsprung zu halten!" Vensys-Vertriebsleiter Theodor Peters

Auf einen BlickEntstanden ist die Vensys Energy AG aus der 1990 gegründeten "Forschungsgruppe Windenergie", geleitet von Professor Friedrich Klinger, an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken. Sie entwickelte getriebelose und damit wartungsfreundliche Windräder. 1995 ging die erste Anlage dieser Art im Windpark Freisen in Betrieb. Im Jahr 2000 rief die HTW-Forschungsgruppe als Ausgründung das Unternehmen Vensys Energiesysteme GmbH & Co. KG mit Sitz in Saarbrücken ins Leben. Es entwickelte die getriebelose Technik weiter, baute Prototypen und vergab Lizenzen. Der Umzug nach Neunkirchen ermöglicht nun eine eigene Fertigung.Die neue Windrad-Generation von Vensys bringt es auf eine Leistung von 2,5 Megawatt (MW). Bisher liegt die Leistungsgrenze der Vensys-Anlagen bei 1,5 MW. Das Windrad überträgt mit Hilfe sich drehender Magnete elektrische Energie auf einen Generator. Der erzeugte Wechselstrom wird in Gleichstrom und dann wieder in Wechselstrom mit der gewünschten Netzfrequenz umgewandelt. Das elektrotechnische Innenleben wird von Vensys Elektrotechnik produziert, einer 2008 gegründeten Tochtergesellschaft mit Sitz in Diepholz bei Bremen (47 Mitarbeiter). gth

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