Übergewicht im Kreis Neunkirchen Übergewicht: Nur das Vorbild zählt

Kreis Neunkirchen · Starkes Übergewicht findet seinen Anfang oft im Grundschulalter. Die Art des Zusammenlebens in der Familie hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung.

 Starkes Übergewicht bringt in aller Regel körperliche und seelische Probleme mit sich. Im Kreis Neunkirchen ist bei den Einschulungsuntersuchungen der anteil der Kinder mit Übergewicht oder Adipositas relativ konstant. Das Verhalten der Eltern, sagt das Kreis-Gesundheitsamt, ist ganz wichtig für die Entwicklung ihrer Kinder.

Starkes Übergewicht bringt in aller Regel körperliche und seelische Probleme mit sich. Im Kreis Neunkirchen ist bei den Einschulungsuntersuchungen der anteil der Kinder mit Übergewicht oder Adipositas relativ konstant. Das Verhalten der Eltern, sagt das Kreis-Gesundheitsamt, ist ganz wichtig für die Entwicklung ihrer Kinder.

Foto: dpa/dpaweb/A3250 Oliver Berg

An heißen Sommerferien-Tagen schmeckt eine kalte Limo oder Cola besonders gut. Zwischendrin mal ein Eis oder sonst was zum Naschen. Und am besten mit dem Smartphone in einer schattigen Ecke abhängen. So können junge Leute schon mal den Tag verbringen. Ist aber nicht gut, wenn es häufig geschieht oder zum Lebensstil wird, weil viele Kalorien bei wenig Bewegung das Gewicht in die Höhe treiben. Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) ist ein Bereich, mit dem sich die aktuelle Langzeit-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) in Deutschland beschäftigt hat. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der Anteil an Betroffenen zumindest nicht weiter wächst, sondern auf hohem Niveau stabilisiert. Rund 15 Prozent der drei- bis 17-Jährigen sind demnach (die Studie ging von 2014 bis 2017) übergewichtig, sechs Prozent davon adipös. Zu den problematischen Pfunden kommen die jungen Leute meist im Grundschulalter. Im Kreis Neunkirchen haben dieses Jahr genau 1116 Kinder die Schuluntersuchung durchlaufen. 61 von ihnen waren übergewichtig, 63 fettleibig, so das Kreisgesundheitsamt. Das entspricht zusammen rund elf Prozent. Das liegt im Korridor der beiden Vorjahre. 2016 hatten unter zehn Prozent Probleme mit dem Gewicht, 2017 waren es rund zwölf Prozent der untersuchten Kinder.

Die Zahlen zum Übergewicht aller Altersklassen liegen weit höher: Zwei Drittel der deutschen Männer haben zu viel auf den Rippen, bei jedem Fünften sprechen die Statistiken von Fettleibigkeit. Bei den Frauen sind es etwas mehr als die Hälfte, die zu viele Pfunde auf die Waage bringen, der Anteil der von Adipositas Betroffenen liegt leicht über dem der Männer. Jutta Schäfer vom Kreisgesundheitsamt erläutert, das Saarland belege den ersten Platz im Bundesvergleich bei den Frauen: 60 Prozent der Saarländerinnen seien nach Zahlen der Nationalen Verzehrstudie aus dem Jahr 2016 übergewichtig.

Die Grundschuljahre, so ist aus der KiGGS-Studie herauszulesen, können entscheidend sein. Ruth Wolff, Schulärztin des Kreises, erläutert: „Die Zunahme an übergewichtigen Kindern im Grundschulalter hat verschiedene Ursachen.“ Mehr sitzende Tätigkeiten in Schule und zu Hause, aber auch vor dem Bildsschirm, spricht sie an. Oft würden die in diesem Alter empfohlenen „Bildschirmzeiten“ überschritten, die Bewegung kommt zu kurz. Wolff: „Es sollte im Grundschulalter nicht mehr als eine Stunde sein, egal ob Handy, Computer, Fernsehen.“ Hinzu komme, dass Kinder in diesen Jahren eher dazu neigten, sich selbständig mit süßen oder fettreichen Lebensmitteln zu versorgen. Gemeinsame Mahlzeiten in der Familie seien wichtig. Nur die Ganztagsschulen böten auch Mittagsmahlzeiten mit vernünftiger Zusammenstellung an.

Ob ein Kind dick wird oder nicht hängt auch wesentlich vom Verhalten der Eltern ab, erläutert Kreis-Mitarbeiterin Jutta Schäfer. Sie müssen Vorbild sein, ihre Kinder bei einem ausgewogenen Essen und genug Bewegung unterstützen. Das bedeutet auch, nicht etwa vor der Glotze oder beim Zeitunglesen zu essen, sondern langsam, gemeinsam und bewusst Mahlzeiten zu sich zu nehmen und dazu ein Glas Wasser zu trinken. Eltern mit übergewichtigen Kindern sollten die Sorgen und Nöte ihres Nachwuchses berücksichtigen und selbst zu Verhaltensänderungen bereit sein, etwa wenn es ums Naschen geht. Essen dürfe auch nicht als Belohung oder als Strafe eingesetzt werden.

Anlaufpunkt für übergewichtige Kinder und Jugendliche ist im Landkreis Neunkirchen die Beratungs- und Vernetzungsstelle für übergewichtige Kinder, Jugendliche und deren Eltern im Kreisgesundheitsamt. Ansprechpartnerin ist dort Jutta Schäfer, Tel. (0 68 24) 9 06 88 42, E-Mail j.schaefer@landkreis-neunkirchen.de. Die Beratungsstelle bietet Einzelberatungen für betroffene Familien, Kursangebote, Vermittlung in bestehende Adipositasprogramme.

Informationen zu Angeboten im Saarland: Adipositas- Netzwerk Saar, www.adipositas-saarland.de

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