Tortur für die Fan-Seele

Neunkirchen. Das Ellenfeldstadion hat in seiner langen Historie schon so manch emotionales Auf und Ab erlebt, aber was sich derzeit vor den Mauern der Euphorie erprobten Spielstätte abspielt "hat man lange nicht gesehen" und war zumindest gestern gar nicht mal "so schön, so schön"

Neunkirchen. Das Ellenfeldstadion hat in seiner langen Historie schon so manch emotionales Auf und Ab erlebt, aber was sich derzeit vor den Mauern der Euphorie erprobten Spielstätte abspielt "hat man lange nicht gesehen" und war zumindest gestern gar nicht mal "so schön, so schön". Drei Faktoren sind entscheidend für die momentane Stimmungslage im Epizentrum der Neunkircher Fußballbegeisterung: Das Fandorf mit seiner riesigen Leinwand, das Wetter, das sich bei Spielen mit deutscher Beteiligung bisher im sommerlichen Trikot präsentiert hat und die Leistung der Fußballnationalmannschaft. Die hat allerdings mit der gestrigen Vorstellung dafür gesorgt, dass die knapp 5000 Anhänger von Kapitän Lahm und Co. im Fandorf kaum Grund zum Feiern hatten. Gut eine Stunde vor dem Anpfiff vergrößerte sich das schwarz-rot-goldene Fahnenmeer zusehends und als der Jabulani (so heißt der Ball dieser WM) um 13.30 Uhr ins Rollen kam, waren alle sicher, dass sich die Löw-Elf mit einem Sieg vorzeitig fürs Achtelfinale qualifizieren würde. Michael Müller tippte ein 3:1 und lehnte sich mit seiner Prognose sogar noch ein Stück weiter aus dem Fenster. "Im Finale treffen wir auf Argentinien und mein Namensvetter erzielt den entscheidenden Treffer", mutmaßte der Neunkircher, der von der Stimmung im Fandorf begeistert war. Was sich in den 90 Spielminuten dann aber abspielte, traf die Fan-Seele mitten ins Herz. Zuerst Gelb-Rot für Klose, dann das Gegentor durch den Serben Jovanovic und zur Krönung ein verschossener Elfer durch Podolski. So schlug die gute Stimmung zunächst in Trauer um, und mit voranschreitendem Spielverlauf gerieten die Fans in eine Art Schockzustand. Schließlich sollte die Party gestern weitergehen, auf eine Niederlage hatte sich niemand eingestellt. "Das war ein richtiger Dämpfer und ein Rückschlag. Jetzt warten wir mal ab wie Ghana spielt und dann haben wir am Mittwoch ein echtes Endspiel", lautete die fachliche Analyse von Werner Martin aus Spiesen. Der Sohn des gleichnamigen Ex-Borussen-Spielers schaute sogar schon wieder positiv in die Zukunft: "Im Achtelfinale treffen wir auf England, und die kicken wir dann aus dem Rennen." Positiv fiel auch das Fazit der Veranstalter des Fandorfs aus. "Trotz der Niederlage blieb die Stimmung sehr friedlich. Viele sind geblieben, um sich die weiteren Spiele anzuschauen. Das war zwar heute keine gute Leistung der Mannschaft, aber eine vorbildliche Leistung der Fans", sagte Elmar Roeser vom Orga-Team. Die Fußballfans und das Fandorf sind jedenfalls bereit für weitere fünf Spiele. Die Party in Neunkirchen noch weitergehen.

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