Mehrgenerationenhaus Neunkirchen Nicht nur Handtaschen aus zweiter Hand

Neunkirchen · Taschentausch mit Kaffeeklatsch im Mehrgenerationenhaus in Neunkirchen. Erlös fürs Frauenhaus.

 Stöbern nach Taschen: Von rechts Annette Pirrung, Janine Wack, Omar Zahra,, Ingrid Schappe und Rosa Heuser-Süß im zur Taschenbörse umfunktionierten offenen Treff an der Ecke Vogelstraße/Hüttenbergstraße.

Stöbern nach Taschen: Von rechts Annette Pirrung, Janine Wack, Omar Zahra,, Ingrid Schappe und Rosa Heuser-Süß im zur Taschenbörse umfunktionierten offenen Treff an der Ecke Vogelstraße/Hüttenbergstraße.

Foto: Thomas Seeber

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schlenkert Omar seine Kokosnuss-Tasche vor sich her. Dass er für sich selbst ein cooles Teil auf der Taschentauschbörse des Mehrgenerationenhaus (FNZ) finden würde, hätte der junge Syrer nicht gedacht. Eigentlich wollte er nur mal schauen, ob er der Leiterin Janine Wack und ihrem Team irgendwie unter die Arme greifen kann bei dieser neuen Aktion, die im Rahmen des internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen vom Frauennetzwerk Neunkirchen auf den Weg gebracht wurde. Und Omar kann tatsächlich helfen, denn eine junge Syrerin hat eine Frage zu einer bunten Tasche, die sie gerade ausgesucht hat. Deren Deutschkenntnisse sind noch nicht so gut. Omar dagegen spricht fast fließend die Sprache des Landes, in das er vor einigen Jahren aus syrischem Kriegsgebiet geflüchtet ist. „Das ist ein tolles Angebot“, übersetzt Omar für Rula Alo, die ihre Tasche gegen eine Spende (mindestens ein Euro pro Tasche) mit nach Hause nehmen darf. Deha Falija hat für ihre Kinder einen Rucksack ausgesucht und für sich selbst eine geräumige, bunte Schultertasche. „Wie unsere Badetaschen in Marokko“, lacht Deha und wirft Geld in den Spendenkoffer. Der Erlös des Nachmittags ist für den Förderverein des Frauenhauses Neunkirchen bestimmt, der sich das ganze Jahr über gegen Gewalt an Frauen einsetzt. „So haben wir mit der schönen Aktion den Bogen geschlagen zum Tag gegen Gewalt an Frauen“, erklärt Janine Wack. Dieser findet an diesem Montag, 25. November, statt. Aus diesem Anlass wird vor dem Neunkircher Rathaus eine Fahne gehisst mit der Aufschrift: „Frei leben“, mit orangefarbenen Buchstaben auf blauem Untergrund geschrieben, darunter die Silhouette einer Frau, die von allen Ängsten und Zwängen befreit scheint. Vor 20 Jahren verabschiedete die UN-Generalversammlung auf ihrer 83. Plenarsitzung eine Resolution, mittels derer der 25. November zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen bestimmt wurde. Frauenbeauftragte Annette Pirrong und die Kreisstadt Neunkirchen haben zu vier Terminen eingeladen. Los ging es bereits am 15. November mit einer Gesprächsrunde rund um den Frauen-Notruf Saarland im Quartierstreff in der Brückenstraße 7. Am vergangenen Mittwoch gab es einen ökumenischen Frauen-Gottesdienst zum Thema Prostitution in der Christuskirche. Und am Donnerstag eben die Taschentauschbörse im Familien- und Nachbarschaftszentrum, erstmals in Kooperation mit dem Frauennetzwerk. Zum Schluss findet das Frauenfrühstück statt am 25. November, 10 bis 12 Uhr, im Komm-Zentrum. Dort gibt es Einblicke in die Arbeit der Leitstelle Gewaltprävention Saarbrücken und des Frauenhauses Neunkirchen.

Das Mehrgenerationenhaus hatte vor drei Wochen zur Abgabe gebrauchter Taschen aufgerufen und ist am Aktionstag mit über 500 Taschen in allen Variationen und Farben mehr als gut bestückt. Eine Beschäftigte des offenen Treffs hatte die Spenden vorsortiert, denn wie bei allen Kleidersammlungen üblich, waren nicht alle Exemplare für die „zweite Hand“ geeignet. Die Frauen, die über das Jobcenter eine Qualifizierungsmaßnahme machen, haben beim Aufbau der Börse geholfen. Alles sollte ansprechend aussehen und nach Farben geordnet sein. „Taschen kann man ja als Frau nie genug haben“, meint Janine Wack schmunzelnd. Sie selbst hat sich eine schicke rote Ledertasche ausgesucht. Gerade kommt Ingrid Schappe ins FNZ und gesteht: „Ich war noch nie bei irgendeiner Taschentauschbörse und war sehr neugierig.“ Zunächst lässt sie sich aber eine frisch gebrühte Tasse Kaffee schmecken, getreu dem Motto: Taschentausch mit Kaffeeklatsch.

Wer es am Donnerstag nicht ins FNZ geschafft hat, der kann in den nächsten beiden Wochen noch dort fündig werden.

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