Neunkirchen investiert 700 000 Euro Stummplatz soll zum Verweilen einladen
Neunkirchen · Ungeliebte Brunnenanlage wird abgebaut und die Fläche mit Wasserfontänen und mobilen Sitzbänken ausgestattet.
So richtig glücklich waren die meisten Neunkircher nie über die Gestaltung des zentralen Platzes ihres Stadt. Vor allem an der Brunnenanlage, im Jahr 1989 fertiggestellt und in der Folgezeit mehrfach zurückgebaut, entzündete sich die Kritik. Seit Donnerstag hören die Passanten und Anwohner des Stummplatzes, dass es der ungeliebten Brunnenanlage nun an den Kragen geht. Sehen kann man wegen des blickdichten Bauzauns, der vor Staub und Schmutz schützt, nichts. Es sei denn, man schaut von oben auf die Baustelle herab, wie Center-Managerin Nicole Keller. Sie war eine der wenigen Besucherinnen und Besucher der Info-Veranstaltung, zu der die Stadtverwaltung am Mittwochabend in die Stummsche Reithalle geladen hatte.
Oberbürgermeister Jürgen Fried und Bauamtsleiter Jürgen Detemple stellten die Pläne für die Neugestaltung der Platzmitte vor, für die 700 000 Euro veranschlagt werden. Die Maßnahme wird im Rahmen des Bundes-Förderprogramms KommInvest I zu 90 Prozent gefördert und setzt die „Renovierung“ der Innenstadt fort, die bekanntlich mit dem Neubau der Bliesterrassen ihren Höhepunkt gefunden hat.
Parallel zum Endausbau des Südufers wird nun also der Stummplatz kräftig aufgehübscht. Ziel sei es, eine attraktive Platzmitte zu schaffen, die zum Verweilen einlädt und gleichzeitig Raum für unterschiedliche Veranstaltungen gibt. Ersteres soll durch eine moderne und „gestalterisch ansprechendere“ Brunnenanlage erreicht werden. Diese besteht aus zwei Teilen. Einem rund 121 Quadratmeter großen Fontänenfeld und einem 25 Quadratmeter großen symbolischen Wasserlauf. Dieser sei eine Reminiszenz an den Heinitz-Bach, der unter dem Stummplatz in Rohren verlaufe, erläuterte Amtsleiter Detemple. Das Fontänenfeld wird belagseben sein und besteht aus 15 beleuchteten Fontänendüsen, die unregelmäßig auf der quadratischen Fläche verteilt sind. Die Fontänenhöhe beträgt zirka zwei Meter, in der Mitte ist eine „Eventdüse“ mit einem vier bis fünf Meter hohen Wasserstrahl vorgesehen. An ganz heißen Tagen – man denke nur an den Sommer 2018 – wird man sich auf einem der drei im Fontänenfeld liegenden Sitzwürfel aus Beton erfrischen können. Der Wasserlauf besteht aus einer leicht vertieft liegenden Betonsteinfläche, über die ständig ein Wasserfilm von der einen Seite zur anderen läuft und dort wieder aufgenommen wird. Die gesamte Brunnenanlage wird eingefasst durch Doppelschlitzrinnen. Sie sind für die Wasseraufnahme und die Oberflächenentwässerung notwendig. Die Wasseranlage wird im Umwälzverfahren betrieben. Das heißt, das Fontänenwasser wird größtenteils von den Schlitzrinnen aufgenommen und der Brunnenkammer zugeleitet. In die Fontänentöpfe werden LED-Strahler integriert, die das ganze Ensemble beleuchten.
Das Brunnenwasser wird also in Zukunft nicht nur zum Gucken, sondern auch zum Anfassen beziehungsweise Fühlen da sein. Detemple sagte, auch auf die Nachfrage eines Bürgers hin, dass Kinder die Wasseranlage gerade im Sommer getrost nutzen können. Ein entsprechender Hinweis, dass es sich nicht um Trinkwasserqualität handele, sei selbstverständlich.
Vor Verschmutzungen oder gar Vandalismus wird man jedoch kaum gefeit sein. Eine Bewohnerin der Innenstadt nutzte die Gelegenheit, um den Oberbürgermeister auf Missstände wie Müll und Schlimmeres aufmerksam zu machen. „Das ärgert mich genauso“, musste Fried der Bürgerin Recht geben. Es laufe derzeit eine Info-Kampagne in Häusern der Innenstadt, um auf übliche Verhaltensregeln aufmerksam zu machen. Im Übrigen habe man zwar eine Reinigungskolonne, die könne aus finanziellen Gründen aber nicht überall andauernd sauber machen.
Damit der neue Stummplatz flexibler genutzt werden kann – etwa für große Zeltveranstaltungen – soll die innere Platzfläche auf rund 700 Quadratmetern mit einem neuen, qualitativ hochwertigen Betonsteinbelag mit marmorierter Oberfläche belegt werden. Nach den Worten Detemples harmoniere dieser neue Belag mit den übrigen Steinen auf dem Stummplatz. Entlang der nördlichen und westlichen Seite der neuen Platzmitte werden zwölf mobile Sitzbänke aus Beton aufgestellt. Die Bankauflagen sind aus Hochdrucklaminat. Fertig soll der Stummplatz im späten Frühjahr 2019 sein. Für die Installation der Wasseranlage muss es nämlich frostfrei sein