Kreisstadt Neunkirchen Stadtrat gegen Resolution für Erhalt von Haus Harig

Neunkirchen · Sitzung in der Gebläsehalle: Antrag der AfD-Fraktion findet keine Mehrheit in dem Neunkircher Gremium.

 Neunkirchens Bürgermeisterin Lisa Hensler, hier in ihrem Arbeitszimmer.

Neunkirchens Bürgermeisterin Lisa Hensler, hier in ihrem Arbeitszimmer.

Foto: Deniz Alavanda

Vor 20 Jahren hat die Arbeiterwohlfahrt ihren Kindergarten in Ludwigsthal geschlossen. Der Stadtrat Neunkirchen stellte jetzt in seiner Sitzung am Mittwoch in der Gebläsehalle die Weichen für einen Neuanfang in der Ortsmitte, die auch junge Familien freuen dürfte. Wie Bürgermeisterin Lisa Hensler (SPD), die erstmals und souverän durch die Sitzung des Rates führte, informierte, soll der „städtebauliche Missstand“ endlich beseitigt werden. Ein Investor habe vor, auf der brach gefallenen Fläche Ein- und Zweifamilienhäuser zu bauen. Voraussetzung ist, dass der Bebauungsplan Ludwigsthal-Mitte geändert wird. Dagegen hatte der Stadtrat keine Einwände. Ebenfalls einstimmig wurde die Teiländerung des Bebauungsplans Gewerbegebiet Kohlwald in Wiebelskirchen beschlossen. Das Gewerbegebiet soll geringfügig in Richtung Schiffweiler Straße erweitert werden, teilt die Verwaltung mit. Das Plangebiet umfasst insgesamt eine Fläche von 0,9 Hektar.

Einen „empfindlichen Bereich“ will die Stadt nach den Worten ihrer Bürgermeisterin schützen, nämlich die Königstraße in Neunkirchen. Hier hat der Stadtrat den Erlass einer Veränderungssperre ausgesprochen, um den Bau von Vergnügungsstätten auszuschließen. Ebenfalls zugestimmt haben die Ratsmitglieder der Auszahlung von 45 000 Euro aus dem Stadtsäckel. Diese sind aufgrund von steigenden Materialkosten zu den veranschlagten 70 000 Euro nötig, um den Kanal Im Ostergarten in Wellesweiler zu erweitern.

 Haus Harig: Der Heimat- und Kulturverein Wiebelskirchen würde es gern erhalten, allerdings fehlen die finanziellen Mittel.

Haus Harig: Der Heimat- und Kulturverein Wiebelskirchen würde es gern erhalten, allerdings fehlen die finanziellen Mittel.

Foto: Heinz Bier

Das Schicksal des ältesten Gebäudes in Wiebelskirchen und eines der ältesten Wohnhäuser im Saarland, Harigs Haus, treibt auch die Mitglieder des Neunkircher Stadtrates um. Die AfD-Fraktion hatte die Resolution „Kulturelles Erbe schätzen, schützen und bewahren – einen Ortskern retten, hier: Haus Harig“ zur Beratung in die Sitzung eingereicht. Das marode Gebäude, in dem Bauelemente aus der Zeit um 1530 gefunden wurden, befindet sich in Privatbesitz. Ende letzten Jahres wurde durch den Eigentümer ein Antrag auf Abriss des Gebäudes gestellt, dem vom Landesdenkmalamt stattgegeben wurde. In der Folge haben erneut Gespräche stattgefunden, um den Erhalt zu sichern. Christoph Schaufert, der für die AfD-Fraktion den Antrag begründete, sagte: „Wir sollten nach Wegen suchen, um das Haus irgendwie zu retten.“ Karl Albert (CDU) und Thomas Baldauf (SPD) gaben zu bedenken, dass der Erhalt „immense Kosten“ verursachen würde. Baldauf wörtlich: „Eine Millionen Euro sind hier im Gespräch. Es wäre unverantwortlich, so viel Geld auszugeben.“ Dieselbe Meinung vertrat Manfred Schmidt (parteilos) von der Fraktion Die Zwei. Das Haus könne nicht erhalten werden, deshalb dürfe man keinen Euro hineinstecken. Albert bezeichnete den Vorschlag als interessant, das Haus mittels 3-D-Verfilmung für die Nachwelt zu erhalten. Dies habe seine Tochter bereits ehrenamtlich übernommen, führte Schaufert an. Sein Appell an den Stadtrat vor der Abstimmung: „Es ist nur Geld und wir retten einen Ortskern.“ Mit großer Mehrheit wurde der Antrag der AfD letztendlich abgelehnt.

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