Stadt Neunkirchen saniert Robinsondorf Stadt saniert den „Ort der Emotionen“

Neunkirchen · Robinsondorf in Furpach bekommt neue Hütten in Modulbauweise. Eine Investition von 765 000 Euro.

 Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried und Matthias Gihl vom Abbruchunternehmen Gihl schauen zu, während die erste Hütte des Robinsondorfs fällt.

Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried und Matthias Gihl vom Abbruchunternehmen Gihl schauen zu, während die erste Hütte des Robinsondorfs fällt.

Foto: Jörg Mohr/Kreisstadt Neunkirchen

Zum „heißesten Termin“ des Jahres hat das Neunkircher Rathaus gestern, am Donnerstagvormittag, geladen. Und in der Tat: die Arbeiter des Abbruch-Unternehmens waren bei deutlich über 30 Grad Celsius schon am Vormittag nicht zu beneiden, auch wenn ihre Baustelle von großen Bäumen umgeben ganz lauschig am Rand von Furpach liegt. Das Robinsondorf, die 52 Jahre alte Freizeiteinrichtung der Stadt Neunkirchen, erhält neue Blockhütten. Die Unterkünfte für Betreuer und das Gebäude für gemeinsame Aktivitäten (Werkräume) lässt die Stadt sanieren. Der modernere Kantinen- und Küchentrakt bleibt bestehen. Die Stadt veranschlagt das Projekt mit 765 000 Euro. Das saarländische Innenministerium trägt dabei den Löwenanteil der Kosten, nämlich 80 Prozent. Bis Jahresende sollen die neuen Hütten in Containerbauweise stehen.

Beim Pressetermin nimmt sich der Abriss-Bagger die erste Hütte vor. Sie ist innen schon leergeräumt. Es dauert nur etwa eine Viertelstunde, dann hat der Greifer das Holzhäuschen in einen Haufen Sperrholz verwandelt. Das angebaute Bad folgt auf dem Fuß. Der Abriss der acht Blockhütten ist nichts für Kenner und Nutzer des Freizeit-Areals. Bei vielen Bürgern seien eine Menge Emotionen mit der Anlage verbunden, hat Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried kurz zuvor in der Kantine erläutert. Dort trifft sich Verwaltung, Baufirma und Presse. 1966 waren zunächst sechs Holzhäuschen am Ortsrand von Furpach errichtet worden. Stadtranderholung, damals eines der modernsten Feriendörfer im südwestdeutschen Raum, wie Fried betont. Über die Jahre gab es natürlich Sanierungen, aber die später acht Hütten wurden doch alt und älter. Die Übernachtungszahlen gingen über die Jahre deutlich zurück. Also musste etwas geschehen. Schließlich habe man sich mit dem Modulsystem, das jetzt kommt, für eine in der Anmutung vergleichbare zum alten Robinsondorf entschieden, sagt Fried. Insbesondere, um der emotionalen Verbindung der Menschen mit dem Areal Rechnung zu tragen. Der OB stellt das Robinsondorf als für viele Neunkircher identitätsstiftendes Objekt in eine Reihe mit großen prägenden Zentren der Stadt: Eisenwerk, Schlossbrauerei, Ellenfeldstadion. Wichtige Elemente des Stadtbildes könne man nicht einfach wegsanieren. Das Ellenfeld, sagt Fried im Nebensatz, werde auch noch „in einem bestimmten Umfang“ saniert.

Aber nicht nur für Neunkircher, auch für Menschen weit über Stadt und Land hinaus sei das Freizeitareal ein emotionaler Anker. Viele Besucher kommen demnach aus der Pfalz, aber auch der „Rote Stern Bremen“ hatte sich schon in Furpach eingemietet. Genutzt wurde und wird es insbesondere von jungen Leuten. Auch wenn Fried diese „emotionalen Erinnerungen“ nicht näher ausführen möchte, schmunzelt der ein oder andere im Raum, der im Teenager-Alter hier womöglich selbst aufregende Tage erlebte. Passt ja irgendwie zum „heißesten Termin“ des Jahres.

Genutzt wurde und wird es vom Kindergarten über Grund- und weiterführenden Schulen, von Vereinen, Institutionen und Verbänden für Freizeiten, Trainingslager, Seminare, Kurse oder Fortbildungen. Und das zu „sozialverträglichen Preisen“, wie der Verwaltungschef betont. Das werde auch nach der grundlegenden Sanierung so bleiben, auch wenn er dazu keine Zahlen nennen könne, weil der Stadtrat schließlich über die künftigen Preise zu befinden habe.

Aktuell, erläutert Gertrud Backes, kostet eine Übernachtung elf Euro. Mit drei Mahlzeiten landet der Gast bei 24 bis 26,50 Euro, je nachdem, für welche Mittagessensvariante er sich entscheidet. Die Amtsleiterin für Soziale Dienste erläutert weiter, im Robinsondorf arbeite bei der Stadt angestelltes Personal. Neben einem Verwalter Küchen- und Reinigungskräfte. Bisher hatte die Anlage 95 Betten, künftig werden es maximal 71 sein.

 Bauleiter Frank Weber zeigt in der Kantine des Robinsondorfs, wo die neuen Hütten stehen werden.

Bauleiter Frank Weber zeigt in der Kantine des Robinsondorfs, wo die neuen Hütten stehen werden.

 Im Robinsondorf am Rand von Furpach haben schon viele Kinder eine gute Zeit verbracht.

Im Robinsondorf am Rand von Furpach haben schon viele Kinder eine gute Zeit verbracht.

Foto: Dietmar Ruff“

Mehr Komfort sollen die fünf Vierbett-Hütten, rund 27 Quadratmeter groß, und die drei Achtbett-Hütten (rund 41 Quadratmeter) bieten. Da die Nachfrage an Übernachtungen – je nach statistischer Betrachtung – um ein Drittel oder noch mehr zurückgegangen ist, hat sich die Stadt zur Reduzierung des Angebotes entschlossen. Amtsleiterin Backes erläutert zudem, dass immer eine Hütte frei bleibt, um in Notsituationen wie etwa nach einem Hausbrand Schlafplätze anbieten zu können. Mitte August werden die Container-Module angeliefert und dann zusammengebaut, berichtet Frank Weber, Bauleiter der Stadt. Aus je drei Einzelmodulen bestehen die drei großen und aus je zwei Modulen die fünf kleineren Hütten. Das Innenleben wie Bad und weitere Haustechnik soll dann im November/Dezember in die Hütten hinein. Sie werden außen mit einer horizontalen Holzfassade umhüllt. Dann müssen noch die Wege so angepasst werden, dass alles passt. Mitte Dezember könnte das runderneuerte Robinsondorf fertig sein. Zum Jahreswechsel dürften die neuen Hütten dann zur Verfügung stehen. Und mit ihrer an die alte Zeit erinnernde Holzverkleidung auch die Neunkircher mitnehmen, die bei dem Gedanken an ihre Jugend und Aufenthalte im Robinsondorf in schönen Erinnerungen schwelgen.

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