Zum Mitmachen war es einfach zu heiß

Spiesen · Die Familienmesse „Familie“ im CFK Spiesen litt unter den tropischen Temperaturen. Viel Herzblut hatten die Organisatoren in die Mitmachveranstaltung gesteckt. Doch die potenziellen Besucher blieben aus.

Sonntagnachmittag, kurz vor 15 Uhr: Es tropft und spritzt munter auf die blütenweiße Leinwand. Nicht aus dem Himmel, sondern - orange und rot - aus einer Art Fächer, den Margit Bauer mit geübten Bewegungen schwingt: "Damit möchte ich die Angst vor der Farbe nehmen", erklärt die Kunsttherapeutin. Doch diese Geste zielt ins Leere, keine malwilligen Kinder oder Erwachsenen weit und breit, die die beiden 1,50 mal zwei Meter großen Leinwände zu einem Gemeinschaftskunstwerk mitgestalten könnten. Und auch die Sperrholzfische des Jugend-Beratungs-Zentrums Kompass blieben unausgesägt, der Mini-Tornado am Stand der Grundschule Spiesen unbestaunt, die Schminkkästen der Spieser Feierhexen unbenutzt und selbst im Wasserbecken der Freiwilligen Feuerwehr Spiesen erfrischten sich vor allem die Feuerwehrkameraden selbst.

Schade! Sie hätte so toll werden können, diese erste reisende Familienmesse "Familie". Hervorgegangen aus der Spaß- und Begegnungsveranstaltung "Olympiade ohne Grenzen", tourt die vom Lokalen Bündnis für Familie im Landkreis Neunkirchen organisierte Messe künftig durch den Kreis . Als Premierenort hatte man das CFK in luftiger Spieser Höhe am Nassenwald auserkoren. Dass dort am Sonntag nur sehr zögerlich Besucher eintrafen, lag am "zu guten" Wetter. "Wir hatten mit 20 Grad und leichter Bewölkung geplant, nicht mit knapp 40 Grad und Gewitterwarnung", brachte es Bündniskoordinatorin Heike Neurohr-Kleer auf den Punkt. Absagen sei trotzdem keine Option gewesen: "Hier steckt so viel Herzblut drin." So haben sich die Kooperationspartner, darunter etliche Vereine, Verbände, Kitas und Schulen, "viele Gedanken gemacht, was sie hier anbieten".

Umso größer der Frust bei vielen der circa 100 aktiv Mitwirkenden. Noch am besten funktionierte das Fest in der klimatisierten Eventhalle. Dorthin hatte man kurzerhand einige Stationen des Rundwegs "Informieren-Ausprobieren-Mitmachen" und auch Teile des Bühnenprogramms "evakuiert", wie die Breakdance-Aufführung. Richtig Spaß machte das Zumba-Schnuppertraining mit Corinna Kohl und Christine Pejic-Berrard vom Kneipp-Verein Spiesen, deren gute Laune ansteckend war. Wobei die Zumba-Welle schon wieder am Abklingen sei, die nächsten Trends heißen Piloxing und Aroha. Ein Dauerrenner ist das Projekt "Bewegte Pause" der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule. Als Mentoren treten hier Neuntklässler auf, die ihre Mitschüler mit Spiel- und Sportmaterial versorgen. Wer wollte, testete seine Fitness bei einem Mini-Parcours. Groß war auch das Angebot an Informationen durch die Organe des Landkreises für alle Lebensalter und alle Lebenslagen: "Wir fassen den Begriff Inklusion weiter als andere", betonte Heike Neurohr-Kleer. Wolle man doch neben Jung und Alt und Menschen mit Handicap und ohne auch die mit geringem Einkommen ansprechen, weshalb alle Angebote kostenlos seien. "Jeder kann mitmachen, ohne irgendeine Barriere."

Meinung:
Eiskalterwischt

Von SZ-RedakteurinHeike Jungmann

Bei Regen findet die "Familie" in der Eventhalle und Sporthalle statt." Auf schlechtes Wetter waren die Organisatoren der Familienmesse vorbereitet. Auf (zu) gutes Wetter allerdings nicht. Zugegeben, der saarländische Sommer hat nicht jedes Jahr 39 Grad im Schatten im Gepäck. Aber schon vor einer Woche hat es sich anhand der Prognosen abgezeichnet, dass am Wochenende seng-ende Sonne und Rekordtemperaturen drohten. Deshalb hat auch die Saarbrücker Zeitung ihre für Samstag geplante Radtour abgesagt. Natürlich wären die 20 Messeanbieter enttäuscht gewesen bei einer kurzfristigen Absage. Vielleicht sollte man die Familienmesse deshalb einfach als Generalprobe ansehen - eine gelungene, wohlgemerkt.

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