Englischkurs für Menschen mit geistiger Behinderung Wenn statt Tee Tea getrunken wird

Spiesen · Menschen mit geistiger Behinderung lernen im Arbeitspädagogischen Zentrum spielerisch Grundkenntnisse in Englisch.

 Gemeinsam bereiten Christina Altmeyer, Dozentin Silke Klein und Nicole Richter ein englisches Frühstück zu (von links).

Gemeinsam bereiten Christina Altmeyer, Dozentin Silke Klein und Nicole Richter ein englisches Frühstück zu (von links).

Foto: Foto Lebenshilfe Neunkirchen/Christine Schäfer

() „Ich fahre mit meinen Eltern gerne im Wohnmobil in Urlaub, wir waren schon in Kroatien, Spanien und Frankreich“, erzählt Nicole Richter, die im Werkstattzentrum für behinderte Menschen der Lebenshilfe (WZB) arbeitet. Und weil sie sich auch in anderen Ländern gerne mit Menschen unterhalten möchte, hat sie sich zu dem Englischkurs angemeldet, den das Arbeitspädagogische Zentrum (APZ) des WZB in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Neunkirchen organisiert hat.

„Englisch ist schließlich Weltsprache“, findet die 36-jährige. Da einige Werkstattbeschäftigte den Wunsch äußerten, sich mit den Grundkenntnissen der englischen Sprache vertraut zu machen, setzte sich das Team des APZ mit den Verantwortlichen der Volkshochschule Neunkirchen in Verbindung, um zu klären, ob ein Englischkurs für Menschen mit geistiger Behinderung möglich ist. Elke Leonhardt-Jacob und ihr Team unterstützten diesen Wunsch gerne. Dozentin Silke Klein vermittelt den Werkstattbeschäftigten an insgesamt sieben Vormittagen jeweils anderthalb Stunden im Schulungsraum des APZ Grundkenntnisse in englischer Sprache.

Weil sie gerne englische Lieder hört und deren Texte auch verstehen möchte, hat sich die 29-jährige Werkstattbeschäftigte Christina Altmeyer für den Kurs entschieden. Als Dozentin Silke Klein den Schulungsraum im APZ betritt, wird sie von den Teilnehmerinnen des Kurses mit einem fröhlichen „good morning“ begrüßt. „Wir versuchen, viel mit Bildern zu arbeiten“, antwortet die Dozentin auf die Frage, was den Englischkurs für Menschen mit geistiger Behinderung von anderen Angeboten dieser Art unterscheidet. Da es sich um keine homogene Gruppe handele, müsse man sich auf Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten einlassen und die Kursinhalte in kleineren Einheiten als sonst vermitteln.

Eine Teilnehmerin könne nicht lesen, deshalb setze sie Comics ein. Sie versuche, englisches Vokabular spielerisch zu vermitteln. Zahlen lernen die Kursteilnehmer beim Bingospiel. Hausaufgaben sollen dabei helfen, das Erlernte zu vertiefen. „Ich lerne jedes Wochenende mit meiner Mama Englisch, das macht uns beiden riesigen Spaß“, erzählt Nicole Richter.

„Den Englischkurs für Menschen mit Behinderung empfinde ich als ungeheure Bereicherung“, schildert die Dozentin ihre Erfahrungen. Häufig verlaufe eine Stunde anders als ursprünglich geplant. Sie greife Themen auf, die die Menschen mit Behinderung interessieren. Als die Teilnehmer spontan von ihren Lieblingstieren und –farben erzählt hätten, habe sie ihnen das entsprechende Vokabular dazu vermittelt. „Mein Ziel ist es, dass die Teilnehmer am Ende des Kurses einfache Sätze in englischer Sprache verstehen“, erläutert die Kursleiterin, die bei der Volkshochschule Neunkirchen als Dozentin für Englisch arbeitet.

Da Silke Klein den Teilnehmern nicht nur die Sprache, sondern auch englische Eigenheiten vermitteln möchte, steht an einem Vormittag auch die Zubereitung eines englischen Frühstücks auf dem Plan. Mit Begeisterung bereiten Nicole Richter und Christina Altmeier „porridge“ zu, einen typisch englischen Haferbrei. Dazu trinken sie Tee und lernen dabei, dass dieses Getränk in englischer Sprache „tea“ heißt.Selbstverständlich wird auch das Decken des Frühstückstisches genutzt, um die Vokabeln für Geschirr und Besteck zu vermitteln.

In den letzten Kursstunden soll das Erlernte vertieft und das Konjugieren bereits bekannter Verben geübt werden werden. „Wir möchten mit der Volkshochschule Neunkirchen im Herbst einen inklusiven Englischkurs für Anfänger anbieten, der auch von Menschen ohne Behinderung gebucht werden kann, und den Werkstattbeschäftigten mit diesem Kurs schon im Vorfeld eine Grundlage in englischer Sprache vermitteln“, informiert Silvia Lenz, die Leiterin des APZ. „Da melde ich mich auf jeden Fall an“, steht für Nicole Richter jetzt schon fest.

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