Eine ungewöhnliche Verwandlung Die etwas andere Übernachtungsmöglichkeit: CFK Turnhalle wird jetzt zum Gästehaus (mit Bildergalerie)

Spiesen-Elversberg · Ob Hochzeitsgäste, Tagungsteilnehmer oder urlaubende Jugendgruppen – die Gymlodge des Centrums für Freizeit und Kommunikation (CFK) im Spieser Nassenwald bietet die etwas andere Übernachtungsmöglichkeit. Noch dieses Jahr ist Eröffnung.

Die Gym Lodge am CFK entsteht
16 Bilder

Die Gym Lodge am CFK entsteht

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Foto: Urschel

Es passt ins, wie es Geschäftsführer Christian Urschel nennt, „Trendfeld Reduktion“. Will sagen: Immer mehr Menschen entdecken, dass es sich auch auf kleinstem Raum leben lässt. So genannte Tiny Häuser sind in. Also, so dachte man sich beim Centrum für Freizeit und Kommunkation der Lebenshilfe (CFK) in Spiesen-Elversberg, warum nicht diesen Trend aufgreifen und für Übernachtungsgäste umsetzen? Bereits 2018 hatte man sich gefragt, wie man den vermehrten Übernachtungs-Bedarf als Ergänzung des Elf-Zimmer-Haupthauses decken könnte. Soll man das überhaupt, baut man neu oder was? Ein Neubau, so erzählt der Geschäftsführer, schied aus. Mangels Platz. An vorhandener Bausubstanz stand da die Turnhalle, Eigentum der CFK-Mutter Werkstattzentrum für Menschen mit Behinderung der Lebenshilfe, des WZB. Wieso also nicht diese umbauen und möglichst viele Übernachtungsgäste hier unterbringen? Die Idee zur Gymlodge wurde geboren: Kleine Kuben zur Übernachtung, dazu ein großer Gemeinschaftsraum. Zwischen Idee und Planung verging Corona-bedingt ein Jahr. 2021 wusste man, was man will, der Bauantrag wurde eingereicht.

Eröffnung im Frühherbst

Nun, im Juli 2022, sind die Arbeiten in vollem Gange. Ende September, Anfang Oktober soll Eröffnung sein. Und das auch nur wegen der Türen. Ansonsten „läuft die Beschaffungsthematik gut“, sagt Urschel, wäre man Mitte August bereits fertig gewesen. Mit der Gymlodge – der Name ist selbsterklärend und basiert auf der ursprünglichen Nutzung des Gebäudes – wird man sich von anderen Hotels abheben und ganz sicher ein Alleinstellungsmerkmal schaffen, denkt Urschel. Dass dann Spiesen-Elversberg im Allgemeinen und der Kneippverein im Besonderen eine weitere Veranstaltungshalle verlieren, das sagt die CFK-Marketing-Frau Anne Luxa, sei schade. Da sei aber die Gemeinde gefragt, nicht WZB oder CFK.

Die Pods stehen schon

Momentan ist die Halle eingerüstet. Betreten kann man sie am Tag des SZ-Besuchs nur von der Seite. Im Bereich Haupteingang, dort, wo die ganzen Sanitärräume hinkommen, ist gerade Estrich neu verlegt. Drüberlaufen untersagt. Vorm Seiteneingang: Massen von Lüftungsrohren, ein Container voller Bauschutt. „Die Halle wurde vollständig entkernt“, erklärt Luxa. Direkt links hinterm Seiteneingang soll mal eine Kletterwand die Rohre verdecken. Die Übernachtungskabinen wurden bereits geliefert und sind gestellt. Gefertig wurden sie von und in einer Start-up-Firma in Kaiserslautern aus heimischem Holz. Mittels eines Riesenkranes wurden die quadratischen Kuben jetzt innerhalb von neun Wochen gestellt. Dazu musste die komplette Glasfront nochmal aus- und später wieder eingebaut werden. In zwei Etagen stehen die Übernachtungskabinen nun aufeinander. Jeder so vier bis sechs Quadratmeter groß. Noch sind sie leer. Später werden sie ein Bett - in 19 der insgesamt 22 Zimmer 1,60 Meter breit, in den anderen 1,40 Meter –, ein Regal, einen Spiegel, eine Garderobe enthalten. Gedacht sind die Pods, so der Name der Übernachtungskabinen, „nur zum Schlafen“. Am Ende wird jedes zum großen Raum hin eine Tür haben und ein Fenster, das mittels Vorhang verdunkelt werden kann. Im oberen Stock gibt es – logischerweise – eine Brüstung. Bei Doppelnutzung können so maximal 44 Personen hier übernachten.

Verschiedene Zielgruppen

Wichtig für die Idee, die hinter der Gymlodge steckt, ist der große Gemeinschaftsraum mit Tisch, Küche, Stühlen, Aufenthaltsfläche mit Lounge-Möbeln. Denn wer hier übernachtet, der soll dies als Gemeinschaft tun. Die kann dann entscheiden, ob sie die 22 Sanitärräume nutzt, wie es kommt, oder jedem sein persönlicher Raum zugeordnet wird. Drei Zielgruppen hat Urschel überwiegend im Auge. Zum einen Firmen, die sich hier zu Tagungen und Seminaren treffen. Schon jetzt ist das CFK beliebter Austragungsort, hat fünf Tagungsräume. Nutzen können die Gäste alles, was das Umfeld mit Wald und Wanderwegen bietet und natürlich die übrigen Angebote des CFK wie die Bowlingbahn. Als zweites wären da die Hochzeitsgesellschaften. „Hier gibt es wirklich eine große Nachfrage“, sagt Luxa. „Auch Leute, die vorher vielleicht gar nicht dran gedacht haben.“ Und dann ist da noch die dritte Gruppe, „die Menschen, für die wir ja eigentlich da sind“ (Urschel). Vor allem in der Ferienzeit, wenn eben keine Tagungen sind, könnten vor allem Jugendgruppen mit und ohne Behinderung hier Sommerfreizeiten verbringen. Regelmäßig finden hier Workshops statt, die genutzt werden könnten. Mit Kleinbussen wären jede Menge attraktive Angebote in unmittelbarer Nähe zu erreichen. Aber auch für private Feste können sich Urschel und Luxa die Anmietung gut vorstellen: Mit grillen auf der Wiese vor der großen Glasfront und keinerlei Fahrstress nach ausgelassenem Feiern.

Kosten: 1,9 Millionen Euro

Die Preise gedenkt man nach dem Robin-Hood-Prinzip zu machen. Gestaffelte Preise je nach Zielgruppe. Klar ist: Es wird keine Vermietung einzelner Pods geben, es geht immer um die Gesamtheit. Wobei man, wenn es sozusagen thematisch passt, auch die beiden Etagen gesondert vermieten könnte. „Diese Art der Vermietung“, weiß Urschel, „polarisiert. Man ist begeistert oder man mag es gar nicht.“ An die einstige Nutzung des Gebäudes werden nach Fertigstellung nicht nur Name und Kletterwand erinnern. Auch der Kronleuchter greift das Thema auf: mit Kletterringen. Etwa 1,9 Millionen Euro wird der Umbau gekostet haben, „Sicherheitspuffer inklusive“, sagt Urschel. Wert hat man auf Nachhaltigkeit gelegt. Die Wandverkleidung wurde wiederverwendet und auch das Styropor im Boden wurde erst aus- und dann wieder neu eingebaut. Momentan wird die Elektrik abgeschlossen, die Lüftung eingebaut. Mitte des Monats kommen die Fliesenleger. Der Innenausbau der Pods wird durch die Schreiner der WZB ausgeführt. Viele Hochzeiten stehen schon in den Startlöchern und warten nur drauf, dass endlich eröffnet wird, sagt Luxa. Erste Buchungen gibt es schon.

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