Guggemusiker werben für sich Schräge Klänge und starke Rhythmen

Elversberg · Die Galgenberschfetzer begeistern ihr Publikum mit Guggemusik, die ihren Ursprung in der Schweiz hat.

Schon zu Beginn des Infoabends der Galgenberschfetzer konnte man sich einen Eindruck darüber verschaffen, was Guggemusik ist. Rund 20 Musiker, Vereinsmitglieder und Gäste aus Mittelbrunn holten aus Schlagzeugwagen, Pauke, Tempelblocks, Schellen, Euphonium, Sousaphon, Posaune, Trompeten, Lyra, Granitblocks und Rasseln alles heraus, was das Trommelfell aushalten konnte.

Die Musik, die eher aus dem süddeutschen Raum und der Schweiz bekannt ist, fristet bei uns noch ein Mauerblümchendasein. Gelegentlich ist Guggemusik bei Karnevalsumzügen zu hören und sorgt dann, wenn personell starke Gruppe auftreten, für eine tolle Unterhaltung.

Jens Happel, der Vorsitzende und musikalische Leiter der Musiker kam im Gespräch mit der SZ sehr schnell zum Zweck des Infoabends. „Wir suchen dringend Leute, die mitmachen wollen, und Sponsoren. Aktuell rund 14 Musiker sind auf Dauer zu wenig, um übers Jahr bei Veranstaltungen auftreten zu können, da immer mit Ausfällen zu rechnen ist.“ Jeder kann zum Beispiel mit der Rassel sofort mitmachen und sein Wunschinstrument später im Verein kostenlos erlernen. Ihren Urspung hat die Guggemusik in der Schweiz, wo man mit Kuhglocken, Pfeifen, Blecheimern, Trommeln und Rasseln die Wintergeister vertreiben wollte. Dabei entstand ein oftmals schräger Lärm. In Verbindung mit Masken und Kostümen aus Tüchern und alten Lumpen entwickelte sich in der Schweiz ein Brauch, der sich nach Süddeutschland, Österreich und Italien verbreitete. Inzwischen hat sich die Musik weiterentwickelt, was an den unterschiedlichen Instrumenten zu erkennen ist – und an den Samba-Rhythmen, die zwischenzeitlich auch gespielt werden, oftmals gepaart mit den bunten Kostümen des brasilianischen Karnevals.

Die Galgenberschfetzer spielen aber auch andere Musikrichtungen wie zum Beispiel Neue Deutsche Welle, Prinzen oder Peter Maffay, generell 80er Jahre. Martin Urschel von den „Pfälzer Rhythmusfetzern Landstuhl“ erklärt der SZ, dass der einzelne Musiker viel freier spielen kann als in einem traditionellen Orchester. „Stellen Sie sich vor, mit den Schlaginstrumenten wird ein Klangteppich mit Rhythmus gelegt und die Melodie kommt über Trompete oder Posaune und weitere Instrumente dazu.“

Plötzlich ist ein Rhythmus über ein einzelnes Schlaginstrument im Festsaal der evangelisch-lutherischen Kirche St. Martin zu hören, ein weiteres Schlaginstrument setzt ein, und ohne erkennbares Signal spielen weitere Musiker nach und nach mit und finden zu einem tollen Musikstück zusammen. Fast unheimlich, wie bei einem Flashmob. Spätestens jetzt weiß man, dass dies wirklich „Fetzer“ sind.

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