Kultur in Zeiten von Corona Die mit dem Elch tanzt

Spiesen-Elversberg · Wegen Corona das Proben und Schauspielen aufgeben? Niemals! Margret Gampper ist mittendrin in den Proben für ein Zwei-Personen-Stück.

 Margret Gampper beim Tango mit Partner in Ganzkörper-Maske.

Margret Gampper beim Tango mit Partner in Ganzkörper-Maske.

Foto: Gampper

Wenn eine weiß, wie es geht, dann Margret Gampper. Denn so schnell lässt sich die gelernte Schauspielerin nicht unterkriegen. Auch, wenn die Zeiten nicht gerade einfach sind. Ihr letzter Auftritt war im November 2019. In ihrer Heimatgemeinde Spiesen-Elversberg zusammen mit dem Pianisten Bernd Möhl: „Die Alte singt ja immer noch“. Dann ist ihr erstmal das Singen vergangen. Acht Folgeveranstaltungen waren bereits für 2020 festgelegt. Alle fielen aus. Ganz kleiner Trost: Im Januar und März vergangenen Jahres gab es wenigstens ein bisschen Bühnenluft zu schnuppern. Da spielte Gampper in „Kalendergirls“ und „Oliver Twist“. Der letzte geplante Auftritt nach dem ersten Lockdown hatte im Mai in Limbach stattfinden sollen, bereits verschoben vom März. Dann wurde auch er abgesagt. Wie so vieles. Die Kultur begann stillzustehen. Und die Bühnenkultur tut dies immer noch. Doch wer so viel Theater im Blut hat wie Magret Gampper, der schaut dabei nicht einfach zu, der sucht nach Lösungen. Und findet sie. Und so begann die Schauspielerin im Juni vergangenen Jahres mit den Proben für ein neues Stück. Ganz Corona-konform. „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, sagt sie im SZ-Gespräch.

Und wenn ein Stück mit vielen Personen Probleme machen würde, dann schaltet man eben runter. Auf ein Zwei-Personen-Stück. „Ich bin sehr froh, in dieser schwierigen Zeit ein Zwei-Personen-Stück gewählt zu haben, weil das die Proben ermöglicht hat.“ „Josef und Maria“ von Peter Turrini, dafür hat sich die Spiesen-Elversbergerin entschieden. Sie spielt die Maria, Franz Fuchs den Josef. Regie führt Ela Otto. Weit voraus gedacht? (Denn, der Titel lässt es bereits erahnen, es handelt sich um ein Weihnachtsstück.) Ganz so war es aber nicht. Eigentlich sollte schon längst Premiere gewesen sein: Im Dezember vergangenen Jahres, so war es ursprünglich gedacht. „Doch jetzt sind wir froh, so viel Zeit für die anspruchsvolle Inszenierung zu haben und auch nicht jeden Bezug zum Theater zu verlieren“, sagt die Schauspielerin und Chanteuse.

Gespielt wird das Stück in einer Neufassung für das Theater in der Josefstadt von 1998. Es spielt an Heiligabend. Da treffen in der glitzernden Konsumwelt zwei ältere arme Seelen aufeinander. Gelegenheitsputzfrau Maria, die ihr Sohn von der Familienfeier ausgeladen hat, und Aushilfswachmann Josef. „Geplatzte und bewahrte Hoffnungen, heimliche Sehnsüchte, Weinbrand und Tango sind die Ingredenzien dieses nicht ganz so heiligen Abends“, so beschreibt Gampper die Geschichte. Die natürlich – immerhin ist Heiligabend – auch ein Weihnachtswunder in sich birgt. Der Autor selbst, so erzählt Gampper, habe das Stück beschrieben mit den Worten „Ich wollte kein Stück über alte Menschen schreiben. Ich wollte ihre Geschichten, Erzählungen und Erinnerungen aufnehmen und annehmen.“

Aber wie war das denn nun mit dem Proben? Wie geht das Corona-konform und vor allem: Wie tanzt man Tango mit Abstand? Da galt für Regisseurin Otto das Motto: Not macht erfinderisch. Und so wird Franz Fuchs vermutlich ganz schön ins Schwitzen gekommen sein und kommen: Er tanzt in Ganzkörpermaske, sozusagen. Und Gampper wird zu der, die mit dem Elch tanzt. „Das Elchkostüm war zunächst eine Notlösung wegen Corona, wird aber jetzt beibehalten, da das Stück ja am Heiligen Abend spielt. So wird nun aus der Notlösung eine Tugend gemacht.“

Bei Probenbeginn im Juni vergangenen Jahres ging das Proben unter Regel-Einhaltungen noch zu Dritt. Dann kam der nächste Lockdown mit erneuten Verschärfungen. Seitdem probt Ela Otto eine Szene abwechselnd mit einem der beiden Schauspieler. Dann proben Gampper und Fuchs zusammen und filmen die Szenen. Die werden Ela Otto zugeschickt. Über die Online-Plattform Skype kommen dann alle zusammen und besprechen die Szenen. „Auf diese Weise können wir weiter an dem Stück arbeiten“, sagt Gampper. „Aber wir freuen uns darauf, wenn wir wieder zusammen proben können.“ Proberaum ist zurzeit übrigens das Wohnzimmer. Das würden die Drei ganz gerne mal wieder gegen eine richtige Probenbühne tauschen. Denn bei allem Einfallsreichtum: Die echte Probensituation ist eben durch nichts zu toppen. Was natürlich noch viel mehr für den Auftritt gilt. Gampper jedenfalls kann es kaum erwarten und – Weihnachtsthema hin oder her – würde sie das Stück gerne „möglichst bald unserem Publikum präsentieren“.

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