Serie Kunst im öffentlichen Raum Das Gänseliesel und seine Geschichte

Spiesen-Elversberg · Kunst muss sichtbar sein. Das Paradoxe an der „Kunst im öffentlichen Raum“ ist, dass sie durchaus sichtbar ist, und sie dennoch unsichtbar bleibt, denn kaum jemand nimmt Notiz von ihr. In einer Serie stellen wir Kunstwerke im öffentlichen Raum im Kreis Neunkirchen vor. Heute: Der Gäselieselbrunnen in Spiesen-Elversberg.

        1935 ließ der neu gegründete Heimatverein in Spiesen auf dem Platz vor dem Haus Lion den Gänselieselbrunnen errichten. 
                 

       1935 ließ der neu gegründete Heimatverein in Spiesen auf dem Platz vor dem Haus Lion den Gänselieselbrunnen errichten.                

Foto: Engel

Warum schaut sie nur so traurig drein, die Gänseliesel vor dem Haus Lion in Spiesen?

Ihr Blick ruht auf dem unbelebten Rathausplatz. Sie steht erhöht auf einem Sandsteinquader, in ihre rechte Armbeuge duckt sich eine kleine Gans, links neben dem Sandsteinmädchen schmiegt sich ein großes, ausgewachsenes Tier an die Liesel. In dem Sockel steckt ein schlichter Messinghahn, aus dem Wasser sprudelt, das ein rundes, flaches Becken auffängt.

Das ganze Kunstwerk ist in drei Teile gegliedert und etwa 2,50 Meter hoch. Der untere runde Teil enthält die flache runde Schale. Darüber ragt ein Sandsteinquader in die Höhe, auf dem schließlich das Mädchen mit seinen Tieren steht. Die Gänseliesel trägt ein einfaches Hemdchen. Die eher grobe Darstellung des Mädchens korreliert mit seiner einfachen Herkunft, denn der Sage nach war die Gänseliesel ein armes Waisenkind. Noch heute sind die Meißelspuren des unbekannten Künstlers auf der Skulptur deutlich erkennbar.

Der Gänselieselbrunnen in Spiesen-Elversberg wurde 1935 vom neugegründeten Heimatverein erbaut und erinnert an die Gänselieselsage, die erzählt, dass die Gänseliesel 1635 nach der Zerstörung des Ortes im 30-jährigen Krieg die Bevölkerung vor dem Hungertod gerettet habe, weil sie ihre Gänseherde im Wald versteckte, erzählt Stephan Friedrich, ehrenamtlicher Gemeindearchivar und Museumsführer in Spiesen-Elversberg. In dem Buch „Saarlegenden“ des saarländischen Zeichners Bernd Kissel finde sich die illustrierte Sage der Gänseliesel, fügt Friedrich hinzu.

Im Haus Lion hinter dem Gänselieselbrunnen befindet sich übrigens das sehenswerte Heimatmuseum des Ortes, das vielleicht bald wieder Besucher in seinen Räumen empfangen kann.

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