Kommunalwahlen in Spiesen-Elversberg Von Wahltriumph und Grenzen der Freiheit

Spiesen-Elversberg · Der Gemeinderat Spiesen-Elversberg und der neue parteilose Bürgermeister werden die Zusammenarbeit einüben müssen.

Kommunalwahlen in Spiesen-Elversberg
Foto: Jennifer Klein

Dass einer der 14 Wahlbezirke am Super-Wahlsonntag nochmal ausgezählt werden musste, verschob bei der Bürgermeisterwahl in Spiesen-Elversberg kurz nach 23 Uhr nur die Stelle hinter dem Komma. Der Wahlsieg des unabhängigen Bewerbers Bernd Huf war eindeutig: Mit 58,0 Prozent setzte sich der 50-Jährige klar gegen seine Mitkonkurrenten Heike Morgenthal (SPD, 21,1) und Thomas Thiel (CDU, 20,9) durch. Sichtbar überwältigt ob der Deutlichkeit gleich im ersten Wahlgang ließ sich Überraschungssieger Huf von Familie und Freunden drücken und beglückwünschen. Auch die Unterlegenen erfuhren von engen Begleitern Gesten der Nähe, aufbauenden Trost, geteilte Fassungslosigkeit. Doch auch sie selbst spendeten Trost an ihr ebenfalls enttäuschtes Umfeld.

Huf (Jeans, blaues Jacket, weißes Hemd) und sein Anhang standen während der Wartezeit aufs Endergebnis geschart auf einer Seite des Sitzungssaales im Rathaus, Morgenthal (dunkelblauer Hosenanzug) und Thiel (schwarzer Anzug, feingestreiftes Hemd) auf der anderen. Beide auch immer wieder nahe zusammen. Geteiltes Leid. Ein Bild mit Aussagekraft? Die Verlierer gratulierten dem Sieger, aber eine Distanz war augenscheinlich. Wie also kann eine Zusammenarbeit funktionieren zwischen einem Verwaltungschef ohne Hausmacht im Gemeinderat und dem Rat, den jetzt CDU (34,5 Prozent/12 Sitze), SPD (31,6/10), Linke (14,4/5), Grüne (10,1/3) und FDP (9,4/3) bilden?

Bernd Huf verursacht dies keine Bauchschmerzen. „Unabhängig kann ich freier agieren“, wertet der neue Rathauschef. Er wird Reiner Pirrung (CDU) ablösen, der am 30. September sein Amt aufgibt. Heike Morgenthal zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit: „Das kommt darauf an, wie der neue Bürgermeister sich verhält.“ Thomas Thiel spricht „von einer gemeinsamen Verantwortung für die Gemeinde“. Die Wähler hätten im allgemeinen Trend, dass etablierte Parteien Probleme haben, bei der Bürgermeisterwahl entschieden: „Das soll jetzt mal ein anderer machen.“

Bei den beiden großen Parteien war am Tag danach Wunden lecken angesagt. „Natürlich können wir mit unserem Ergebnis nicht zufrieden sein“, sagte Horst Matheis, stellvertretender Fraktionssprecher der SPD, verwies dabei auf den Trend in Bund und Land. Minus 5,6 Prozentpunkte, drei Sitze weg (eine Nachzählung ergab noch eine Sitzverschiebung von der SPD zu den Linken). Der Gemeinderat in Spiesen-Elversberg habe in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet, „und ich hoffe, dass diese gute Zusammenarbeit weitergeht“. Die Zusammenarbeit mit dem neuen unabhängigen Bürgermeister hänge davon ab, „wie er sich gibt“: „Wir sind zu einer Zusammenarbeit bereit.“ Am Donnerstag kommt die SPD zusammen und will die Wahlergebnisse analysieren.

Die CDU trifft sich zum selben Zwecke erst kommende Woche. „Wir wollen das Ergebnis diese Woche erstmal sacken lassen“, sagte Gemeindeverbandsvorsitzender Wolfgang Keller. Auch die Christdemokraten ließen Federn – minus 3,4 Prozentpunkte, ein Sitz weg: „Aber wir sind die stärkste Kraft im Rat.“ Und zur Wahl eines Unabhängigen an die Rathausspitze: „Rat und Bürgermeister müssen sich zusammenraufen, um die bestmögliche Arbeit für die Gemeinde zu verrichten.“

„Die Menschen wollten keinen mit Partei“, analysierte Dieter Kreuter, Fraktionssprecher der Linken, das Ergebnis der Bürgermeisterwahl. Huf als Parteiloser werde es sicherlich „ein bisschen schwieriger“ haben. Wobei seine „Unabhängigkeit“ Grenzen habe: „Ich kenne ja die Gemeinde und die Finanzlage. Wir werden sehen, ob er seinem Anspruch genügen kann.“ 14,4 Prozent für die Linke – leichte Verbesserung zur Wahl 2014 mit 13,6 Prozent – und jetzt fünf Sitze seien „ein gutes Fundament“, zum Wohle der Bürger weiterzuarbeiten, so Kreuter: „Ein gutes Ergebnis für uns.“

Ein großer Sprung gelang den Grünen: Sie schnellten von 5,5 Prozent in 2014 auf jetzt 10,1 Prozent, aus einem Sitz mach’ drei Sitze.

„Überaus erfreut“ sei er, sagte Dennis Ditz, Fraktionssprecher der FDP – plus 3,7 Prozentpunkte, ein Sitz dazu. „Drei Sitze, das war auch unsere Hoffnung“, so Ditz. „Ich sehe es als Belohnung für unsere Arbeit.“ Zur Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister: „Ich hoffe, dass es besser wird. Wir hatten zehn Jahre einen Verwaltungsbeamten an der Verwaltungsspitze. Da war wenig innovativ. Jetzt kommt wieder ein Verwaltungsmann, aber wir hoffen, das es wesentlich offener wird, weniger parteipolitisch orientiert, mehr innovativ.“

 Familie Huf: v.l. Lukas, Samuel, Bernd, Silke und Elias.

Familie Huf: v.l. Lukas, Samuel, Bernd, Silke und Elias.

Foto: Jennifer Klein
 Gratulation an Bernd Huf (links) von seinen unterlegenen Mitbewerbern ums Bürgermeisteramt, Thomas Thiel und Heike Morgenthal.

Gratulation an Bernd Huf (links) von seinen unterlegenen Mitbewerbern ums Bürgermeisteramt, Thomas Thiel und Heike Morgenthal.

Foto: Jennifer Klein

Der neue Gemeinderat konstituiert sich am 5. Juli.

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