Aktion aus dem Saarland Elversbergerin will BAP paroli bieten

Elversberg · Petra Williams sieht sich als Antwort auf Kölsch und Alpenländisch im Musikgeschäft. Dazu plant sie ein Studioalbum.

 Die Elversberger Sängerin Petra Williams wirbt mit einem Video für Geld, um ein Album mit Songs auf Saarländisch produzieren zu können. Screenshot: SZ

Die Elversberger Sängerin Petra Williams wirbt mit einem Video für Geld, um ein Album mit Songs auf Saarländisch produzieren zu können. Screenshot: SZ

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Wenn der österreichische Sänger Andreas Gabalier mit volkstümlichen Popsongs wie „I sing a Liad für Di“ oder „Hulapalu“ die Fans in Hallen zum Mitgrölen bringt, wenn die rheinländische Kult-Formation Bap um Frontmann Wolfgang Niedecken mit Hymnen wie „Verdamp lang her“ Generationen von Zuhörern im Herz berührt, auch wenn längst nicht jede Zeile  von jedem in Deutschland verstanden wird – ja warum bloß soll das dann nicht auch mit einem auf Saarländisch gesungenen Titel möglich sein? Dialekt liegt im Trend. Und bedeutet Heimat. Dieses Erfolgsmodell will sich die Elversbergerin Petra Williams zu eigen machen.

 Petra Williams und ihre Band im Proberaum.

Petra Williams und ihre Band im Proberaum.

Foto: Petra Williams/privat

„Wir wollen, dass Saarländisch mindestens genauso salonfähig ist wie Bayrisch, Kölsch oder andere Dialekte“, sagt die 35-Jährige siegessicher. Wir? Damit meint sie sich und ihre vier Musikerkollegen Marius Wiesen, Yannik Krämer, Peter Leupold und Max Geng. Sie bilden die Band und wollen mit Petra ein Studioalbum aufnehmen. „Zehn Songs sind bereits geschrieben“, lässt die Vollblut-Musikerin wissen, die schon früh Gesangsunterricht nahm und unter anderem in Los Angeles an der Musik-Akademie zu Gast war. Der Stil: „Eine Mischung aus Rock, Pop mit Souleinflüssen, mit Trompeten, Posaunen und Saxophon“, beschreibt Petra. Sogar der Name des Albums steht schon: „Johrelang“. Also alles ganz schön konkret.

 Die Elversberger Sängerin Petra Williams arbeitet an einem Album mit Songs auf Saarländisch. Damit will sie ihre Heimatsprache bundesweit populär machen.

Die Elversberger Sängerin Petra Williams arbeitet an einem Album mit Songs auf Saarländisch. Damit will sie ihre Heimatsprache bundesweit populär machen.

Foto: Petra Williams/privat

Na und woran hapert es dann? Wie so oft am nötigen Geld. Und das ist nicht ganz ohne. „Die Gesamtsumme beträgt 8800 Euro“, schätzt die Sängerin. Diesen Betrag haben die Fünf eben nicht auf der hohen Kante. Also soll nun für die Produktion gesammelt werden. Bei Menschen, die an den Erfolg, den Durchbruch glauben. Im Neudeutschen heißt das Crowdfunding. Mit Hilfe von Menschenmassen (crowd) versuchen die Musiker, ihr Projekt zu finanzieren (fund). Sie sollen sich an den Kosten beteiligen. Mit dem Geld sollen Gastmusiker, Studio und Presswerk bezahlt werden. Was haben die Mitfinanziers davon? Als Lohn erhalten sie unter anderem vor allen anderen, also noch vor dem geplanten Verkaufsstart, eine signierte CD. Noch mehr verspricht Petra: „Man kann die Band von Petra Williams live in drei verschiedenen Formationan zu einem günstigeren Preis buchen.“

Das Ganze startete jetzt zu Monatsbeginn auf der Internetplattform Startnext. Deren Macher in Dresden sind nach eigenen Angaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt. Es handle sich demnach in diesen Ländern um die „größte Crowdfunding-Plattform für Ideen, Projekte und Startups“. Gründer, Erfinder und Kreative stellten im weltweiten Netz Ideen vor und finanzierten sie mit Unterstützung vieler Menschen. Genau darauf setzt Petra und ihre Band. Bis Ende November läuft die Aktion. Dann soll die Summe beisammen sein.

Einen ersten Achtungserfolg erzielte sie bereits 2015 mit ihrer auf Saarländisch produzierten Single „Imma widda hemm“. Darin beschreibt sie, wie Menschen aus der Region ihre Heimat verlassen, aber immer wieder zurückkehren. So wie es ihr selbst ergang. Sie lernte in den USA, lebte sechs Jahre in Berlin, zog dann an den Bodensee nach Konstanz. Irgendwann habe sie begonnen, auf Saarländisch Lieder zu schreiben, was zu dem Erstlingswerk führte. Petra habe in den Jahren jenseits der Landesgrenzen zunehmend gespürt, „wie verwurzelt wir Saarländer doch sind“. Dies habe sie immer wieder zurück nach Hause zu ihren Eltern geführt. „Los Angeles war natürlich ein Traum, aber Elversberg ist schöner.“

Vor der musikalischen Laufbahn lag indes eine klassische Ausbildung. Zwar hatte die in Neunkirchen geborene Sängerin bereits als Siebenjährige mit Klavierunterricht begonnen und als Jugendliche erste Banderfahrungen gesammelt. Mit neun Jahren hatte sie einen großen Auftritt und trällerte den Connie-Francis-Hit von 1964 „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“.  Doch sie folgte mit 21 dem Wunsch ihrer Eltern, wie sie berichtet, „erstmal was Anständiges zu lernen“, in Saarbrücken. Sie wurde Kauffrau für Bürokommunikation.

Sollte es nun mit den Finanzen klappen, soll die Scheibe in einem Mietstudio eingespielt und -gesungen werden. „Ich kann noch nicht sagen wo. Aber auf jeden Fall im Saarland!“ Und sie setzt auf die Unterstützung der Online-Gemeinschaft: „Lass uns der Welt zeigen, dass das Saarland mehr kann als Schwenker, Dibbelappes und Lyoner.

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