In der Malerei zum eigenen Ich kommen

Spiesen · Unter dem Motto „Sommerschönheiten“ steht die Ausstellung in Spiesen in der Hauptsstraße 133. Schülerarbeiten aus den Lebenshilfe-Förderschulen sind ebenso zu sehen wie Bilder von Künstlern der Freizeit-Malgruppen.

 Eine breite Vielfalt an Techniken und Motiven gab es bei der Vernissage zu bestaunen. Foto: Lebenshilfe/A. Engel

Eine breite Vielfalt an Techniken und Motiven gab es bei der Vernissage zu bestaunen. Foto: Lebenshilfe/A. Engel

Foto: Lebenshilfe/A. Engel

. Wenn "Jogi Löw" "Auf dem Weg zum Markt" einem "Freiluftjogger" und einem "Säbelzahntiger" begegnet, "Urlaubsgedanken" nachhängt und deshalb fast in eine "Pinguinhochzeit" platzt, gerade noch von einer bezaubernden "Blumenpflückerin" abgefangen wird, die keine "Liebelei" will, aber mit ihm ein "Frohes Sommerfest" besucht und dann "Ab in den Urlaub" verschwindet - dann haben die Künstler der Lebenshilfe mal wieder ganze Arbeit geleistet. "Die sind ja toll", meinte eine Besucherin der Vernissage beim ersten Blick auf die Bilder an den Wänden, zu denen auch die oben genannten gehören.

25 Bilder von 19 Künstlern können hier unter dem Motto "Sommerschönheiten" bis 26. August bewundert und erworben werden. "Uns war wichtig, das Spektrum der künstlerischen Arbeit wiederzugeben", betonte Lebenshilfe-Vorsitzender Norbert Puhl. So findet man einerseits einfach strukturierte, auf grundlegenden Materialien und Techniken basierende Bilder von Schülern der Rothenbergschule Dirmingen und der Eric-Carle-Schule Mainzweiler. "Diese dokumentieren die Anfänge des Malunterrichts, der in den beiden Förderschulen entwickelt wurde", erklärte Julia Günnewig, die Leiterin der Galerie. Andererseits zeigt die Ausstellung komplexere Arbeiten, die in der Galerie Farbtupfer in Weiterführung des Kunstunterrichts in den fünf Freizeit-Malgruppen der Lebenshilfe Neunkirchen entstanden sind. Jeden Wochentag finden sich hier in der Galerie bis zu zehn malbegeisterte Frauen und Männer ein, die unter Anleitung ausgebildeter Kunstpädagogen in Acryl oder Mischtechnik malen.

Ergänzend dazu erfahren die Metallskulpturen, die im Werkstattzentrum für behinderten Menschen entworfen und mittels Lasertechnik angefertigt wurden, nun auch ihre Würdigung als Kunst: "Denn das ist Kunst", betonte Puhl und erzählte, dass die Metallschnecken, -hirsche und Co. "die Renner beim Weihnachtsbasar waren".

Finanziert wird das vom Ministerium bezuschusste Projekt Farbtupfer aus Spendenmitteln. "Die Lebenshilfe nimmt dafür aus mehreren Gründen Geld in die Hand", erläuterte der Vorsitzende. Darunter der, dass man die Heimbewohner, und sei es nur für Stunden, aus ihren kleinen 18-Quadratmetern-Zimmern holen wolle: "Ein Wechsel der Umgebung wirkt anregend auf viele geistige Prozesse." Und, fast noch wichtiger: "Malen befreit." Längst ist es wissenschaftlich erweisen, dass künstlerisch tätige Mensch selbstständiger und selbstsicher werden. "Das ist es, was wir wollen. Dass sie zum eigenen Ich kommen", so Puhl.

Einige der Künstler fassten sich ein Herz und erklärten kurz, was sie dargestellt haben: darunter Jessica Ruff, die Impressionen vom Urlaub in Österreich malte oder Dennis Dell , der als BVB-Fan Fußballprofi Marco Reus in Szene setzte. Gerade noch fertig wurde Uwe Steffen mit seinem Kunstwerk "Zoo", an dem er drei Monate gearbeitet hatte: ein an Chagall erinnerndes, farb- und fantasievolles Kaleidoskop interagierender Menschen und Tiere, begleitet von überlebensgroßen Schmetterlingen und Blüten. Anschauen lohnt sich, waren sich die Gäste einig.

Geöffnet: montags bis freitags von 9.30 bis 12.30 Uhr sowie von 17 bis 20 Uhr, samstags nur vormittags von 9.30 bis 12.30 Uhr; wer ehrenamtlich helfen will: Telefon (0 68 21) 7 49 67 77.

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