Amselsterben Die Amsel wird immer seltener

Spiesen · Ein Rückgang der Vogelart in unserer Region ist zu erkennen. Das Usutu-Virus scheint aber nicht der Grund zu sein.

 Eine vermutlich am Usutu-Virus erkrankte Amsel hockt im Gras. Befallene Tiere wirken offensichtlich krank, werden apathisch und flüchten nicht mehr.

Eine vermutlich am Usutu-Virus erkrankte Amsel hockt im Gras. Befallene Tiere wirken offensichtlich krank, werden apathisch und flüchten nicht mehr.

Foto: dpa/Martin Gerten

Es sei schon etwas traurig, wenn man derzeit in den Garten schaut, findet Familie Theis aus Spiesen. Denn dort, wie sich sonst viele Vögel an der Futterstelle tummelten, wird es immer stiller. „Wir stellen seit einigen Wochen fest, dass fast gar keine Amseln mehr zu uns in den Garten kommen, in dem wir sie immer mit Sultaninen füttern.“ Auch Stefan Sauer, Vorsitzender des Nabu (Naturschutzbund) Neunkirchen, stellt einen Rückgang der Amsel in unserer Region fest. „Das hängt sicherlich auch mit dem heißen und trockenen Sommer zusammen, der für die Tierwelt allgemein viel Stress bedeutet“, sagt Sauer. Generell sei der Bestand an Vögeln in den letzten Jahren rückläufig.

Dass der jetzige Rückgang der Amsel im Zusammenhang mit dem Usutu-Virus steht, kann Sauer allerdings nicht bestätigen. Wenn dies der Fall wäre, müssten auch vermehrt tote Amseln aufgefunden werden, und das sei, nach seiner Kenntnis, in unserer Region nicht der Fall.

Dem Nabu Deutschland wurden allein in diesem Jahr bereits 8881 Fälle von erkrankten oder toten Vögeln gemeldet, die mutmaßlich von einer Infektion mit dem Usutu-Virus betroffen sind. Das teilt der saarländische Nabu-Landesverband mit. Es sei davon auszugehen, dass in diesem Jahr in Deutschland mehr Vögel vom Usutu-Virus betroffen sind als je zuvor. Meist sind Amseln von dem Erreger befallen, in geringen Zahlen aber auch andere Arten wie Singdrosseln, Meisen oder Finken. Das von Mücken auf Vögel übertragene, ursprünglich südafrikanische Usutu-Virus tritt seit 2010 in Südwest-Deutschland auf und breitet sich seitdem immer weiter nach Norden aus. Wo das Virus neu auftritt, kommt es vor allem bei Amseln zu Massensterben. In diesem Jahr ist davon vor allem der Norden Deutschlands betroffen. Über ein Viertel aller Meldungen kommt aus Niedersachsen, viele weitere aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen.

 Usutu-Infektionen treten vor allem im Spätsommer im August und September auf. Ein Rückgang der Meldungen verendeter Vögel sei derzeit noch nicht zu beobachten. Pro Tag gehen beim Nabu weiterhin etwa 400 Verdachtsmeldungen ein. Um Ausbreitung und Verlauf dieser neuen Vogelkrankheit zu erfassen und ihre Auswirkungen auf die Bestände unserer Vögel zu untersuchen, bittet der Nabu um Meldungen kranker oder an Krankheit gestorbener Vögel unter www.nabu.de/usutu-melden  – und, wenn möglich –  zusätzlich um die Einsendung frischer toter Kadaver an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Diese sollten bitte eingetütet und dann in einem Paket geschickt werden an Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg,

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