"Ich will Menschen für Musik begeistern - nicht nur in Berlin"

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, ein Konzert in der Gemeinde Spiesen-Elversberg zu geben?Leonardy: Weil mein ganzer musikalischer Lebensantrieb es ist, Menschen für Musik zu begeistern und zwar nicht nur in London und Berlin, sondern eben auch vor Ort

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, ein Konzert in der Gemeinde Spiesen-Elversberg zu geben?Leonardy: Weil mein ganzer musikalischer Lebensantrieb es ist, Menschen für Musik zu begeistern und zwar nicht nur in London und Berlin, sondern eben auch vor Ort. Nicht nur in eingeführten großen Kulturstätten mit Schlips und Kragen, sondern auch in Gemeinden mit einem charmanten Bürgermeister, der einem einen Klavierabend so warm ans Herz legt, dass man überzeugt davon ist, am richtigen Ort zu spielen. Werden Sie auf Ihrem eigenen Flügel spielen?Leonardy: Natürlich würde ich gerne auf meinem großen Steinway-Konzertflügel spielen, aber wir haben immerhin einen österreichischen krachneuen Flügel anmieten können, der also am Sonntag seine musikalische Premiere erlebt. Vielleicht findet sich ja auch jemand, der diesen Flügel gleich als Geschenk an die Gemeinde weitergibt.Es stehen Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Ludwig van Beethoven und Frederic Chopin auf dem Programm. Warum haben Sie sich für diese Herren entschieden?Leonardy: Zunächst einmal haben sowohl Schumann als auch Chopin im Jahre 2010 Jubiläen zu feiern, sie werden 200 Jahre alt, und mit Mendelssohn und Beethoven haben wir auch die Chance, die stilistischen Besonderheiten der klassischen Epoche auf dem Klavier darstellen zu können. Es ist ein Programm, das in seiner Bekanntheit eher die Hörer anlocken als abschrecken sollte. Was glauben Sie: Welche Bedeutung hat klassische Musik für den normalen Bürger?Leonardy: Ich glaube, dass die klassische Musik Jahrhunderte alte Traditionen und Wurzeln hat, und ein Baum ohne Wurzeln ist nicht überlebensfähig, insofern sollte man diese Traditionen pflegen und würdigen. Das Zusammentreffen der amerikanischen eher volksnahen Rock- und Pop- und Folkmusik mit der europäischen klassischen Musik, die eher an Höfen und Kirchen entstanden ist - also eher von der Intelligenz und von der Form her geprägt ist - führt zu einer Auseinandersetzung, deren Tragweite wir nicht endgültig beurteilen können. Wir wollen aber, dass beide Kulturen gepflegt und aufgeführt werden. Ich bin für Beethoven, gehe aber nicht mit ihm schlafen. Eher mit Bob Dylan.Was können Sie als bekannter Künstler dafür tun, dass die Menschen sich mehr für Klassik interessieren?Leonardy: Ich bin der Meinung, dass es eine grobe Unterschätzung der Jugend ist, wenn man in Jugendsendern nicht einmal eine Minute klassische Musik unterbringen kann. Dies ist ein Armutszeugnis, zeigt wenig Wagemut und sollte dringend erprobt werden. Denn nur die Beschäftigung mit der Musik und das Wiederholen der Musik bis zum Wiedererkennungswert, führt dazu, dass wir diese Musik lieben. Das Phänomen dabei ist, dass es unerheblich ist, ob es sich hierbei um eine Brahms-Sinfonie oder ein Lied von Nicole handelt. Deshalb sollten die Variationen der gesamten Musik ausgespielt und nicht in eine bestimmte Richtung fokussiert werden.

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