Gruselige Rummel-Fratzen stehen für Tradition

Elversberg · Der Arbeitskreis „Eine Welt“ der Katholischen Pfarrei St. Ludwig – Herz Jesu Spiesen-Elversberg hatte zum Rummelfest geladen. Bei Sommerwetter wurden 120 Futterrüben verarbeitet und prämiert.

Kürbis kann jeder. So eine bärtige Futterrübe zu bändigen, ist dagegen etwas für Könner. Wie jene Kinder und Erwachsene , die sich am Samstagnachmittag zum 22. Rummelfest der katholischen Kirchengemeinde hinter der Grundschule in Elversberg einfanden. Bei "tropischen Temperaturen" hieß Mitorganisator Martin Duckstein sie willkommen: "Die Pausenhalle hier hatten wir ursprünglich gewählt, um bei Regen im Trockenen zu sitzen", erklärte Duckstein. "Heute sind wir froh über den Schatten." Glühwein und Kinderpunsch hatten vom Start weg nicht den Hauch einer Chance gegen die Kaltgetränke.

Zunächst galt es, sich eine Rübe auszusuchen. 120 Stück ("alle von Hand geerntet") hatten die Mitglieder des Arbeitskreises "Eine Welt" vom Marienhof in St. Wendel-Winterbach hergekarrt. "Es ist gar nicht so einfach, Rummeln aufzutreiben", betonte Duckstein. Würden doch die meisten Bauern lieber Mais als Futterpflanzen anbauen. Wer sich einen der gelben bis rötlichen Charakterköpfe ausgesucht und bezahlt hatte, wurde an die Blechbadewannen geschickt. Dort mussten die erdigen Früchtchen tüchtig geschrubbt werden. Mittels Säge und Bohrkrone bekamen sie dann eine etwas handlichere Form.

An den Biertischgarnituren der Spieser Malteser, die wiederum das THW transportiert hatte, wurde anschließend mit Messern, Eisportionierern und Löffeln das Innenleben der Rübe nach außen befördert. War die Rübe endlich hohl, kamen winzige Sägen zum Einsatz für die Augen-, Ohren- und Mundlöcher.

Viele hatten Deko mitgebracht wie bunte Wolle, Kastanien oder Zapfen und vorgebastelt, Fledermausohren zum Beispiel - oder einen kleinen schwarzen Zylinder wie Sabine Koob. "Eigentlich wollten wir einen Vampir draus machen", verriet sie, auf die schaurig schöne Rummelfratze zeigend. Doch angesichts der tollen Naturhaare, also Wurzeln, kreierte man spontan ein Monster. Mit Zylinder. "Wir machen schon seit ein paar Jahren mit", was ihre professionelle Ausstattung erklärt. "Das Fest ist eine schöne Tradition."

Zum ersten Mal in ihrem Leben begegnete dagegen Jordan Kyle den Rummeln. Die junge Australierin arbeitet seit einem Monat als Fremdsprachenassistentin an der Gesamtschule Neunkirchen. Daheim in Down Under kenne man diesen Brauch nicht. Von Amerika schwappe zwar die Halloween-Kürbis-Welle etwas zu ihnen. Aber das halte sich noch in Grenzen. Wie ihr das Rüben-Schnitzen gefalle? "Ganz gut."

Wesentlich begeisterter zeigten sich die Einheimischen, wobei sich vor allem die Eltern als enorm ehrgeizig erwiesen. Kein Wunder, standen doch wieder 15 von ortsansässigen Kaufleuten gesponserte Preise bereit, darunter die beliebten Präsentkörbe und Eintrittskarten fürs Stadion. Der Erlös der Aktion geht komplett nach Bolivien: an das Kinder- und Jugendprojekt Palliri in El Alto und das Centro Cultural Masis in Sucre . "Wichtig ist uns die Kontinuität", so Duckstein. Seien doch die Gehälter für den Musikunterricht der Kinder regelmäßig zu zahlen. Die Folkloregruppe "Los Masis" gastiert übrigens auf ihrer Tournee 2015 in Elversberg . Nur, die Rummelköpfe werden das leider nicht mehr erleben.

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