Ein Künstler, der gern rechnet

Spiesen · Der pensionierte Mathelehrer und gebürtige Spieser Gregor Gräber zeigt in der Galerie Farbtupfer in Spiesen Plastiken und Skulpturen. In seinen Arbeiten, wie etwa bei einer Stein-Skulptur lassen sich spannungsvolle Gegensätze beobachten.

 Gregor Gräber zeigt in der Galerie Farbtupfer in Spiesen mathematische Skulpturen. Foto: Anika Meyer

Gregor Gräber zeigt in der Galerie Farbtupfer in Spiesen mathematische Skulpturen. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

Kunst und Mathematik, am besten miteinander verbunden, sind seine große Leidenschaft. Als Künstler fühlt Gregor Gräber sich aber nicht. Mehr als "Typ, der seinem Drang nach Formengestaltung nachgibt". Mathematiker sei er auch nicht, "nur Mathelehrer". Dennoch scheint ein Vollblutmathematiker aus ihm zu sprechen. Alles, was er berechnen könne, fasziniere ihn, schwärmt Gräber . Fasziniere ihn hoch fünf.

Während des Schuldienstes hatte der gebürtige Spieser beim Schaffen von Skulpturen und Plastiken Ausgleich zum Beruf gefunden, seit seiner Pensionierung 2008 widmet er sich dem Hobby noch intensiver. Am Computer macht er die Entwürfe, nimmt beispielsweise einen geometrischen Körper und erzeugt Spannung, indem er ihn leicht verändert. Dann geht's ans Handwerkliche: Gräber formt Ton oder behaut, schleift und poliert Stein, Holz und andere Materialien. Heraus kommt, was unter dem Titel "Bewegung im Raum" in der Galerie Farbtupfer in Spiesen zu sehen ist.

Norbert Puhl von der Lebenshilfe Spiesen-Elversberg, die die Galerie unterhält, begrüßte bei der Vernissage am Freitagabend die Besucher. Einmal im Jahr, erklärte er, hole man sich externe Künstler in die Räumlichkeiten, in denen normalerweise Menschen mit Behinderung ausstellen. Im Sinne der Inklusion seien solche Begegnungen besonders wichtig. Nicole Nix-Hauck, Leiterin der städtischen Galerie Neunkirchen, stellte in ihrer Laudatio die spannungsvollen Gegensätze in Gräbers Skulpturen heraus: "Stein, der nicht mehr hart und fest erscheint, sondern weich und fließend. Gleichzeitig hart begrenzende Schnitte."

Eine mannshohe, geschwungene Holzskulptur mit einem Diabas unterhalb der Mitte ist eines von Gräbers größten Stücken. "Diese leichte S-Form ist meine Lieblingsform. Die Parabel-Form", erklärt er. Das Buchenholz habe er im Wald gefunden, den Stein in einem Steinbruch im Taunus. Letzteren hat er dann so bearbeitet, dass er den S-Schwung des Holzes harmonisch aufnimmt. Durch die Rundungen und Schwünge wirken Gräbers Skulpturen bewegt, teilweise organisch. Wie sich wellende Pflanzenblätter erscheint eine grün glasierte Tonplastik, wie sich verzweigendes Geäst eine schwarze. "Geben und Nehmen", nennt Gräber die Letztere, wegen der schalenförmigen Rundung oben und der tropfenförmigen Ausbuchtung unten. Experimentell ist vor allem eine Plexiglasskultpur mit LED-Leuchten. Die Erklärungen der mathematischen Berechnungen hinter den Werken liegen meist dabei, doch man müsse sie nicht verstehen.

Die Ausstellung ist bis Freitag, 3. Juli zu sehen. Geöffnet ist die Galerie montags bis freitags, 9.30 bis 12.30 Uhr und 17 bis 20 Uhr sowie samstags von 9.30 bis 12.30 Uhr.

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