„Ein Kännlein Bier wider den Teufel. . .“

Spiesen · Der Reformationstag, das Reformationsfest oder der Gedenktag der Reformation wird von evangelischen Christen am 31. Oktober im Gedenken an die Reformation der Kirche durch Martin Luther gefeiert. Auch in unserer Region. Die SZ war in Spiesen dabei.

 Ganz im Sinne Luthers, mit Brot und Bier, wurde in Spiesen der Reformationstag gefeiert. Foto: Anja Kernig

Ganz im Sinne Luthers, mit Brot und Bier, wurde in Spiesen der Reformationstag gefeiert. Foto: Anja Kernig

Foto: Anja Kernig

"Zum Wohl, Martin". Wer wollte, konnte am Montagabend im evangelischen Gemeindehaus Spiesen mit dem Reformator (beziehungsweise seiner blauen Büste) auf den Geburtstag der protestantischen Kirche anstoßen natürlich mit Lutherbier. Dass der sinnesfreudige Theologieprofessor aus Eisleben dem Gerstensaft nicht abgeneigt gewesen war, ist bekannt. Bekenntnisse wie "Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken" oder "Ein Kännlein Bier wider den Teufel ihn damit zu verachten" hatten die Brauerei Neunspringe aus Thüringen bewogen, sich lange vor dem 500-jährigen Reformationsjubiläum die deutschlandweit alleinigen Rechte am "Luther Reformationsbier" zu sichern.

Genossen wird das milde Pils seit drei Jahren auch in Spiesen . 2013 hatte man damit begonnen, am Abend des 31. Oktobers Gottesdienstbesucher auf ein Lutherbier und einen Kanten Lutherbrot, wahlweise mit Butter oder Schmalz bestrichen, einzuladen. "Es ist schön, an so einem Tag zusammen zu sein und ins Gespräch zu kommen", findet Pfarrerin Doris Barrois. "Das macht uns als Gemeinde aus." Und Essen und Trinken und "es sich mal etwas gut gehen lassen" gehören einfach dazu.

96 Flaschen Lutherbier orderte die Gemeinde in Leinefelde-Worbis, die zehn Kilo-Laibe Lutherbrot hatten es deutlich kürzer. Sie wurden in der Elversberger Bäckerei Krämer gebacken - "mit Gewürzen aus der Lutherzeit", weiß Pfarrer Michael Schäfer. "Das Brot hat Werner Krämer schon vor 30 Jahren selbst kreiert." Thymian? Kümmel? Koriander? Karin Gausend und Hildegard Freiler sind sich nicht ganz sicher, welche Geschmacksbotschaften ihr Gaumen da gerade sendet. Das Abendbrot haben sie sich jedenfalls heute gespart. "Kann man mal machen", lächelt Karin Gausend, die mit ihrer Freundin schon öfters den Reformations-Imbiss genossen hat. Sie finden es etwas schade, dass der Reformationstag öffentlich kaum noch wahrgenommen wird. "Man sollte die Tradition bewahren", und ruhig noch mal etwas beleben. Luther selbst hatte mit seiner Kritik am Ablasshandel ja gar nicht bezweckt, die Kirche zu spalten oder gar eine neue Konfession ins Leben zu rufen, betont Hildegard Freiler. "Das war nicht sein Plan gewesen." Und dann kam alles ganz anders.

Was in genau einem Jahr auch in Spiesen ganz groß gefeiert wird mit einer Nacht der Kirchen - und, wahrscheinlich, auch einem guten Schluck vom bekömmlichen Lutherbier.

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