Für einen guten Zweck Die Wirtschaft kocht – und wie!

Spiesen · Lebenshilfe und Wirtschaftsförderung luden ein, sich von Unternehmensvertretern kulinarisch verwöhnen zu lassen.

 Für den guten Zweck haben Unternehmensvertreter lecker gekocht.

Für den guten Zweck haben Unternehmensvertreter lecker gekocht.

Foto: Jörg Jacobi

„Auf die Plätze!“ Bewegung kommt in die eben noch entspannt frotzelnde Gruppe. Die Kürbissuppe wäre jetzt soweit. Gerade hat ihr Küchenchef Markus Haußler mit dem Robot Coupe MP 800, einem neun Kilo schweren und einen Meter langen Pürierstab-Monstrum, die finale Konsistenz verpasst.

Alle Weißgewandeten und -bemützten nehmen Aufstellung um zwei lange Tische: In Minutenschnelle müssen 140 Suppenteller gefüllt und dekoriert werden. Da muss jeder Handgriff sitzen. Aucvh bei den Neulingen.

„Anrichten ist echter Stress. Da wird auch nichts mehr geschwätzt“, hatte Volker Fistler (Sparkasse Neunkirchen) zuvor entschieden, welches heute der schwierigste Part in der Großküche des Werkstattzentrums gewesen sei. Konzentriert schüttet er nun aus dem Zwei-Liter-Messbecher sämige orange Flüssigkeit auf den von Wolfgang Gross (Stahlbau Illingen) bereit gehaltenen Teller. Christine Herrmann (Alois Herrmann GmbH Merchweiler) spritzt ein Häubchen Sahne an den Rand, Michael Schäfer (IT Solutions, Eppelborn) träufelt Kürbisöl darüber. Der Teller wandert von Hand zu Hand, zu guter Letzt lässt Axel Trapp (Elektro-Anlagenbau Spiesen-Elverberg) noch ein paar Kürbiskerne „schneien“.

Und dann ruckzuck damit in den Saal, wo Freunde und Familie, Kunden und Geschäftspartner der Köche an den festlich gedeckten Tafeln nach Lachstartar an Rösti und Blattsalaten mit Kartoffel-Vinaigrette schon gespannt auf die Fortsetzung warten.

Was für ein Abend! Zwar ist Schlemmen für den guten Zweck nicht die Erfindung der gastgebenden Lebenshilfe, die in Kooperation mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) nach vier Jahren Pause erneut zu „Wirtschaft hilft helfen“ – die Wirtschaft kocht!“ einlud. Aber neun Unternehmensvertreter aus der Region – darunter der ambitionierte Hobbykoch wie auch absolute Kochlaien – vier Stunden lang zugunsten von Menschen mit geistiger Behinderung braten, backen und kochen zu lassen, das hat schon Charme. Zumal, wenn man das Ganze noch mit einer ungewöhnlichen Auktion kombiniert: Radiomoderator Klaus Dittrich versteigerte Bilder der Galerie Farbtupfer auf amerikanische Art. Geboten wurde in Fünf Euro-Schritten. Die Bieter warfen solange Scheine in die Sammelbehälter, bis der von WFG-Geschäftsführer Klaus Häusler eingestellte Wecker unvermittelt klingelte. Häusler selbst wäre „gern Koch im Hauptberuf“ geworden, wie er verriet. Somit beschenkte er sich mit dem Drei-Gänge-Menü-„Workshop“ auch ein wenig selbst.

Sogar Musik gab es extra für Häusler, der sich den Tabaluga-Song „Nessaja“ von der Hausbänd der Lebenshilfe gewünscht hatte. So manche und mancher sang da leise mit, genau wie bei „Nun Freunde, lasst es mich einmal sagen: Gut wieder hier zu sein - gut euch zu sehn…“. Für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit, mitzuwirken, hatte Klaus Dittrich im Gespräch mit Thomas Latz, Geschäftsführer der Lebenshilfe Neunkirchen, mitgeteilt. Hat die Lebenshilfe doch ihrerseits „so viel Sinn und Hilfe für Menschen mit geistiger Behinderung ins Leben gehoben“, dass er da gern seinen Teil beisteuere. Der Erlös des Abends – 2013 waren es 3319 Euro – kommt in den großen Topf für die Sanierung des  Wassergewöhnungsbeckens in der Rothenberg Schule Dirmingen. Zirka eine halbe Million Euro wird es kosten, die defekte Wasseraufbereitungsanlage zu erneuern.

Mit zartem Perlhuhn zu Rahmwirsing und abschließendem Nougatparfait ist jedenfalls ein Anfang gemacht – ein sehr schmackhafter, wohlgemerkt.

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