Session 2017/18 Die Karnevalisten haben nichts zu lachen

Von Claudia Emmerich · Die Langdellhalle bleibt in dieser Session für die Spieser zu. Sie sollen sich mit den Elversbergern die Glückauf-Halle teilen. Termine kollidieren.

 Die Glückauf-Halle 2005, frisch aufgehübscht. Inzwischen hat das „Guzzje“ hohen Sanierungsbedarf.   l

Die Glückauf-Halle 2005, frisch aufgehübscht. Inzwischen hat das „Guzzje“ hohen Sanierungsbedarf. l

Foto: Willi Hiegel/Willi HIegel

Was jetzt? Das war die zentrale Frage am Ende der Sondersitzung des Gemeinderats Spiesen-Elversberg zum Thema „Nutzung Langdellhalle“ am Montagabend im Rathaus. Proppenvoll war der Sitzungssaal, die Trenntür weit aufgeschoben. Vom Baby bis zu Opa/Oma hatte sich zudem viel Narren-Volk versammelt. Ging es doch im Kern um die Spielstätten der beiden Karnevalsvereine in der laufenden Session, mehr noch, auch in den folgenden Sessionen. Eine Existenzfrage.

18.04 Uhr läutete Bürgermeister Reiner Pirrung die Glocke zum Sitzungsbeginn. Und ein sicht- und hörbar aufgewühlter Rat konfrontierte den Verwaltungschef  in der nachfolgenden Stunde mit massiver Kritik an der Arbeit der Verwaltung. Hintergrund: Die Sporthalle Langdell steht den Karnevalisten des KV Alleh Hopp Spiesen 2018 nicht für Veranstaltungen zur Verfügung. Das hatte der Bürgermeister in der Ratssitzung am 17. November bestätigt. Die Untere Bauaufsicht hat Bedenken wegen des Brandschutzes. Ratsmitglieder forderten daraufhin eine Sondersitzung (unsere Zeitung berichtete).

Fassungslosigkeit bezeugten die Ratsmitglieder aller Fraktionen nach dem Sachstandsbericht des Verwaltungschefs. Pirrung hatte zunächst den Verfahrensablauf skizziert: Das Projekt Nutzung der Sporthalle Langdell als Mehrzweckhalle wurde 2010 aufs Gleis gesetzt. Ende 2011 reichte die Gemeinde einen Bauantrag bei der UBA ein. Erforderliche Maßnahmen fürs Brandschutzkonzept, so der Bürgermeister, seien zunächst zeitlich und finanziell nicht leistbar gewesen. Man suchte einen Alternativweg. Bis 2017 erteilte die UBA jährlich Einzelgenehmigungen für die Faschingsveranstaltungen. Dann, so der Verwaltungschef, wurde mit Eingangsstempel vom 14. Juni 2017 der Bauantrag von der UBA mit Ablehnung zurückgeschickt (Brandschutz, u.a. automatische Feuerlöschanlage, Brandmeldeanlage). Gespräche folgten. Eine weitere Einzelgenehmigung wurde am 25. Oktober „final“ ausgeschlossen. Einen Tag später wurde der Bauausschuss informiert.

Warum blieb der Rat so lange ohne Informationen? , fragte Heike Morgenthal (SPD): „Die Verwaltung hat am Rat vorbei gehandelt.“ Peter Marx (CDU) nannte das Verfahren „nebulös“. Dennis Dietz (FDP): „Ich vermisse den Willen der Verwaltung.“ Der Verwaltungschef wehrte sich: „Alles lief im Rahmen eines bauaufsichtlichen Verfahrens, nichts wurde verschleppt, nichts verschwiegen.“ Er könne nichts dafür, wenn die Unterlagen bei der UBA nicht bestünden. Und er nannte eine Zahl: „Die Ertüchtigung zu einer Versammlungshalle werden wir nicht unter knapp einer halben Million Euro machen können.“

Marx mit Blick auf die Sitzungsgäste: „Die Verwaltung hat sich grob nachlässig verhalten. Ich würde mir als Verein überlegen, ob ich die Verwaltung in die Haftung nehme.“ Also Regressansprüche prüfe. Haftung war ein Stichwort für Horst Matheis (SPD): „Wenn da was passiert wäre in den Jahren der Einzelgenehmigung, wer wäre dann haftbar gewesen vor Gericht?“  Weiter: „Wir müssen schauen, dass wir das jetzt gut über die Bühne bringen.“ Matheis fordert: schnellstmöglich die Auflagen der UBA einsehen, Kosten aufstellen, prüfen, was machbar ist. Dietz hatte zuvor daran erinnert, das auch die Glückauf-Halle – einzige Versammlungsstätte in der Gemeinde – ein Sanierungsfall sei: „Und wenn wir Langdell nicht ertüchtigen, dann haben wir irgendwann keine Halle mehr für die Vereine.“ Der Rat fordert Unterlagen. Der Bürgermeister fordert dafür Zeit. Kopfschütteln bei den Ratsmitgliedern. „Sie hatten einen Monat Zeit“, so Morgenthal.

 Für die Spieser Sporthalle Langdell gibt es keine Genehmigung als Versammlungsstätte. Wegen Brandschutzauflagen. In den Vorjahren halfen noch Einzelgenehmigungen. Bitter für die Karnevalisten mitten in der Session.

Für die Spieser Sporthalle Langdell gibt es keine Genehmigung als Versammlungsstätte. Wegen Brandschutzauflagen. In den Vorjahren halfen noch Einzelgenehmigungen. Bitter für die Karnevalisten mitten in der Session.

Foto: Thomas Seeber
 In der Kritik steht Bürgermeister Reiner Pirrung

In der Kritik steht Bürgermeister Reiner Pirrung

Foto: Willi Hiegel

Was jetzt? Das fragen sich vor allem die Karnevalisten. Am 2. November wurde der Vorstand des KV Alleh Hopp unterrichtet, dass die Langdellhalle für sie ausfällt. Die Verwaltung schlug vor, die Spieser mit der NKV Elversberger Narrenzunft in der Session 2017/2018 zusammen in der Glückauf-Halle Elversberg unterzubringen. Doch das führt zu Überschneidungen im Belegungsplan. Klaus Reichard, Vorsitzender Alleh Hopp, zeigt der SZ den Crash-Terminplan: So ist für Sonntag, 4. Februar, sowohl die 2. Kinderfasenacht NKV als auch die Kinderfaschingshow Alleh Hopp eingetragen. Am Fetten Donnerstag der Hexenball NKV und die Frauensitzung Alleh Hopp. Reichard weist zudem darauf hin: Auch bei nicht kollidierenden, aber zeitnahen Veranstaltungen gibt es Probleme - Proben, Bühnenbild, Technik, Bestuhlung. „Beide Vereine arbeiten partnerschaftlich zusammen, können aber auch nicht Unmögliches realisieren.“ Realistisch, so Reichard weiter, sei aktuell „eine reduzierte Session im Jahr 2018, verbunden mit der großen Hoffnung auf eine Zwei-Standort-Lösung für die beiden Karnevalvereine im Jahr 2019“.

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