Der Bistrowirt als Seelsorger

Elversberg · Gewohnt pointensicher und spitzzüngig präsentierte Kabarettist Detlev Schönauer sein aktuelles Programm im evangelischen Gemeindehaus – da gab's viel zu lachen und reichlich Gesprächsstoff.

. Es geht doch nichts über klare Verhältnisse: "Seid ihr alle vom Emmersberch? Oder doch jemand von Spiesen? Raus!" Nicht nur den Spiesern, auch allen Kirchenaustretern wies Bistrowirt Jacques alias Detlev Schönauer im voll besetzten evangelischen Gemeindehaus Elversberg gleich die Tür. Und dann konnte es ja losgehen.

Nach seinem Programm "Das schreit doch zum Himmel" widmete sich der Kabarettist nun erneut den Befindlichkeiten aller mehr oder weniger Gläubigen. Als Kneipenwirt sei er sowieso eine Art Seelsorger. Wobei ja jeder irgendwie biblische Wurzeln hat, das zeigte ein Streitgespräch zwischen Herrn Bäcker, Herrn Schreiner und Herrn Meier. Während der Vorfahr von Bäcker Jesus damals die letzten zwei Brote gab - ,,Alles andere war ausverkauft" - und der Heiland damit die 5000 speiste, stammten die "15er Kanthölzer" für die Arche von Schreiners Ahnen. Am weitesten zurück reicht indes der Stammbaum des Dritten, denn: "Eva war eine geborene Meier."

Mit Charme und Biss redete sich der langjährige Organist und Kirchenchorleiter auch diesmal um Kopf und Kragen. Erstaunlich abgeklärt zeigte er Alternativen zur Beerdigung auf ("Die Oma will ihre Asche über H&M verstreut haben, dann kommen die Enkel wenigstens ab und zu ans Grab") und erläuterte das Verursacherprinzip im Flüchtlingsdrama ("Wer die meisten Waffen liefert, muss die meisten aufnehmen").

Als moderner Katholik kann man heute online und per Smartphone-App ("Klick-die-Sünden-weg.de") beichten, so Schönauer. Vorstellen müsse man sich das wie die "Reset-Funktion" eines Computers, inklusive Mengenrabatte, Service-Empfehlungen á la "Kunden, die Ehe gebrochen haben, wählten auch Wollust und Maßlosigkeit" und Treueprämien für Vielsünder - viel Gesprächsstoff für die Pause, in der bei Sekt und Käsegebäck angeregt geplaudert wurde. "Manchmal tat's schon weh", war da zu hören oder auch "Wir haben gut gelacht".

Mit einer bravourösen Parodie der "124. Vorstandssitzung des Kirchenchores im laufenden Jahr" setzte Schönauer anschließend noch einen drauf. Einen hohen Wiedererkennungswert hatte auch die Schilderung der Heiligen Kommunion des kleinen Jacques, bei der die Hostie am Gaumen klebte und mühsam herausgepult werden musste.

Und da der Abend ja auch noch eine konstruktive Note erhalten sollte, präsentierte der gebürtige Mainzer am Keyboard kreative Varianten musikalischer Gottesdienstgestaltung ("Er ist so gut, er ist so nett, er ist der Jesus von Nazareth" oder "Ich hab eine Mail von Paulus" zur Biene-Maja-Melodie). In Kombination mit einer Zapfanlage auf dem Altar und einem Pfarrer , der "den Schossel macht", würden sicher in Elversberg sonntags bald wieder mehr Leute in die Kirche gehen. Und in Spiesen vielleicht auch.

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