Interview mit Spiesen-Elversbergs Bürgermeister Bernd Huf „Bei Digitalisierung Mitarbeiter nicht verlieren“

Bernd Huf, Bürgermeister von Spiesen-Elversberg, will die Entwicklung der Gemeinde vorantreiben. Einige Projekte starten bald.

 Die Entwicklung der Ortskerne, hier Elversberg, ist ein zentraler Punkt für die Entwicklung der Gemeinde.

Die Entwicklung der Ortskerne, hier Elversberg, ist ein zentraler Punkt für die Entwicklung der Gemeinde.

Foto: Michael Beer

Werden die Auswirkungen von zwei Corona-Jahren auch das Jahr 2022 bestimmen?

Bernd Huf Alles weist darauf hin, Corona wird uns auch noch in 2022 stark beeinflussen. Ich hoffe allerdings sehr, dass sich dieses Virus – wie von einigen Virologen erklärt – zu einer Endemie entwickeln wird und mit regelmäßigen Impfungen eingedämmt werden kann. Allerdings hängt alles von unserer Impfbereitschaft ab. Mir bleibt nur weiterhin dafür zu werben, dass jeder, der keine Vorerkrankungen hat, sich impfen und boostern lässt.

Was werden die zentralen Projekte Ihrer Gemeinde im Jahr 2022 sein?

Huf Im Frühjahr soll der Bau des neuen achtgruppigen Kinder­gartens auf dem Festplatz in Spiesen beginnen. Die integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepte für unsere beiden Ortsteile Spiesen und Elversberg sollen bis Sommer ihren Abschluss finden und dann als Grundlage für die zukünftige Umgestaltung der Ortskerne dienen. Umbau des Gasthaus „Zur Fichte“ unter anderem zu einer Bücherei und Co-Working-Space, Innensanierung der Schulsporthalle Mittelberg, Anbindung des evangelischen Kindergartens an die Hauptstraße, Grundsanierung der Straße Zum Brünnchen, Kanalsanierung und Grundsanierung der Straße Gänsberg stehen auch auf auf der Liste.

Das Thema Ganztagsbetreuung steht auf der Agenda der neuen Bundesregierung weit oben. Wie ist das in der Gemeinde Spiesen-Elversberg zu leisten?

Huf Der Ausbau an Ganztagsplätzen ist schon alleine eine große Herausforderung. Wir haben aber sowohl in der Grundschule Spiesen als auch in Elversberg weitere Aufgaben zu bewerkstelligen. In ersten Gesprächen mit dem Bildungsministerium geht man für beide Ortsteile in den kommenden Jahren von knapp drei Klassen je Altersstufe aus. Beide Grundschulstandorte sind jedoch lediglich zweistufig ausgelegt. Für uns als Gemeinde heißt dies konkret, dass beide Schulstandorte – so man denn optimale Unterrichts- und Fördermöglichkeiten für unsere Grundschulkinder vorhalten möchte – neben den Räumlichkeiten für die Ganztagsbetreuung, Klassen- und Förderräume schaffen muss. Zudem ist der technische Stand der Schulen auf dem Stand der frühen 70er-Jahre, Barrierefreiheit ist nicht gegeben. An der Pestalozzi-Grundschule besteht darüber hinaus ein räumliches Problem. Es fehlt einfach an Platz im Umfeld von Glückauf-Halle und Herz-Jesu-Kirche. Hier muss gegebenenfalls über einen neuen Standort nachgedacht werden. Finanziell ist dies ohne Unterstützung der Landesregierung für unsere Gemeinde kaum zu meistern. In mehreren Schreiben haben wir schon darauf hingewiesen. Im Januar werden nun Gespräche mit dem Innenministerium geführt.

Wie hat die Pandemie die Digitalisierung in Ihrer Gemeinde vorangetrieben?

Huf Was vorher kaum vorstellbar, wurde in Windeseile umgesetzt. Alle Sparten der Gemeindeverwaltung wurde digital aufgerüstet. Neue Software wurde angeschafft, Smartboards hielten Einzug, Onlinekonferenzen sind nun alltäglich, Homeoffice und vieles mehr waren zuvor undenkbar. Allerdings muss man aufpassen, dass man bei all der digitalen Aufrüstung nicht einzelne Mitarbeiter verliert. Wir müssen versuchen, die Balance zu finden.

Wie kann Ihre Gemeinde, wie können Ihre Bürgerinnen und Bürger zum Thema Klimaschutz beitragen?

Huf Die Gemeinde hat im Jahr 2015 ein Klimaschutzkonzept erstellt, das auf die neuesten Erkenntnisse angepasst und nun auch endlich Zug um Zug umgesetzt werden muss. Im Januar berät die Gemeindeverwaltung über den Erlass einer Baumschutzsatzung. Mit dem KiMonos-Projekt versuchen wir den innerörtlichen ÖPNV bedarfsgerechter zu organisieren und damit attraktiver zu gestalten. Mit der Umsetzung des in 2021 beschlossenen Radverkehrskonzepts und dem Ausbau der E-Ladesäulen wird auch alternative Mobilität gefördert. Die kommunalen Gebäude wurden im Jahr 2020 begutachtet. Jetzt gilt es, diese sukzessive – auch energetisch – zu sanieren. Mit der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED wurde schon ein wesentlicher Beitrag geleistet. Wir als Gemeinde haben zudem die Möglichkeit, Anreize zu schaffen, etwa für die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Dachflächen oder die Oberflächenwasserentsiegelung. Was den Beitrag von Bürgerinnen und Bürgern zum Klimaschutz betrifft, so bin ich der Auffassung, kann man schon vieles mit der Änderung der inneren Einstellung oder auch der Überwindung der eigenen Bequemlichkeit erreichen, und da nehme ich mich persönlich nicht aus. Viele Wege innerorts lassen sich zu Fuß oder per Rad zurücklegen, das Kaufverhalten kann man ändern, Plastik lässt sich oftmals vermeiden, die Vermüllung auf Wegen Plätzen und im Wald  kann man unterlassen, um nur einige Beispiele zu benennen. Man muss es halt tun. Finanziell schon erheblich belastender ist die energetische Sanierung des Eigenheims. Aber auch hier kann die Gemeinde durch Klimaberatung und Förderprogramme unterstützend tätig werden.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch für 2022?

 Bernd Huf

Bernd Huf

Foto: Patrick Neu

Huf Vor allem Gesundheit, dass der pandemische Zustand endlich endet und man sich wieder unbeschwert treffen und Kultur jeglicher Art genießen kann.

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