100 Tage Bürgermeister in Spiesen-Elversberg Weiße Zettel türmen sich für kreative Ideen

Spiesen-Elversberg · Bernd Huf (51, parteilos) ist an diesem Mittwoch 100 Tage Bürgermeister in Spiesen-Elversberg. Die SZ besuchte ihn im Rathaus, Zimmer 313.

 Bürgermeister Bernd Huf in seinem Dienstzimmer. Links der weiße Zettel-Turm, bislang einziger persönlicher Gegenstand.

Bürgermeister Bernd Huf in seinem Dienstzimmer. Links der weiße Zettel-Turm, bislang einziger persönlicher Gegenstand.

Foto: Thomas Seeber

Seine ersten 100 Tage als Rathaus-Chef in Spiesen-Elversberg macht Bernd Huf (51) an diesem Mittwoch voll. Aber die haben nicht gereicht, um sein neues Dienstzimmer wirklich schon zu seinem Zimmer zu machen. „Ich hatte einfach noch keine Zeit“, gesteht der Verwaltungschef beim Besuch unserer Zeitung. Ein ungewöhnlicher weißer Zettel-Turm, der auf den ersten Blick wie eine Vase anmutet – das ist derzeit noch der einzige persönliche Gegenstand in Zimmer 313, drittes Obergeschoss, Hauptstraße 116. Aber der von Vorgänger Reiner Pirrung übernommene Raum soll schon noch zeitnah ein Huf-Raum werden. Mit individuellem Wohlfühlfaktor. Ein Wandbild wird er aussuchen, Familienfotos von Frau und den drei Söhnen aufstellen. Und: „Ich hätte gerne mehr Licht, mehr Farbe, mehr Wärme.“

In seiner Klause ist Bernd Huf in der Regel früh anzutreffen. Der neue Bürgermeister ist Typ „Lerche“. „Ich bin so um acht da. Könnte auch gern früher da sein. Um sechs. Aber da ist ja sonst kaum jemand da“, sagt Huf lachend. Die Vormittagsstunden seien seine „kreative Phase“. Akten studieren, Ideen entwickeln. Der Zettel-Turm bietet da reichlich Platz für Geistesblitze und Notizen. Nach zwölf dürfe dann aber gerne noch konferiert, diskutiert, repräsentiert werden, schiebt Huf nach. Und noch etwas soll einen festen Platz in seinem Terminkalender bekommen: „Mein Vorsatz fürs neue Jahr: wieder regelmäßig laufen gehen.“ Das tue auch dem Kopf gut.

100 Tage erscheinen wie ein Wimpernschlag bei einer zehnjährigen Amtszeit. Dennoch: Was hat ihn bislang überrascht? „Na ja, negativ schon die schlechten Nachrichten zur Langdell-Halle und zur Glück­auf-Halle gleich zu Beginn“, sagt Huf. „Aber ich hätte am Anfang auch nicht gedacht, welche Chancen sich doch auch auftun können, um was für die Gemeinde zu erreichen.“ Über Gespräche, Kontakte, Programme. Da will er dran bleiben.

Huf ist im Mai bei der Bürgermeisterwahl als Parteiloser mit 58 Prozent im ersten Wahlgang gewählt worden. Und auf seine parteipolitische Unabhängigkeit werde er auch heute immer noch angesprochen. Das mag ihm schon einen Vertrauensvorschuss gewähren, gerade auch bei einem von Hiobsbotschaften belasteten Start.

Nicht nur sein Leben, ebenfalls das seiner Familie hat sich mit dem Bürgermeister-Job geändert: „Wir stehen jetzt eigentlich immer in der Öffentlichkeit und damit auch immer unter Beobachtung.“ Die Söhne betreffe es weniger, seine Frau dafür schon stark. „Ich hab das vorher nicht so bedacht, war da vielleicht naiv.“

Am Sonntag gab Bernd Huf erstmals den Gastgeber beim Neujahrsempfang der Gemeinde in der CFK-Eventhalle (die SZ berichtete). Da sprach er auch an, was ihm in politischen Prozessen wichtig ist, wofür er schon im Wahlkampf warb: Menschen mitnehmen, Bürger beteiligen. Und er warnte vor Frustration: Frustration bei den Einladenden, weil nur wenige dieser Einladung folgen. Und Frustration bei denen, die mitmachen, weil sich ihre Ziele und Ansichten damit nicht automatisch durchsetzen. „Wir müssen in Formen des Kompromisses denken.“

Wie viel Frustration hält der Bürgermeister mit dem erklärten Willen starker Bürgerbeteiligung selbst aus? Viel, meint Huf. Ihm sei klar, dass seinen ersten Einladungen wie jetzt etwa zum Lärmaktionsplan Interessierte folgen. Ob die dann immer dabei blieben, wenn sich eben nicht alles gleich und ganz in ihrem Sinne umsetzen ließe, das bleibe abzuwarten. „Ich bin neu und glaube an Bürgerbeteiligung. Diese Überzeugung will ich nicht aufgeben.“

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