Kunterbund Warum unser Wasser so kostbar ist

Neunkirchen · Im Rahmen des „Wasser-Marathon 2021“ ging das „KunterBUNDmobil“ des BUND Saar vier Mal auf Bachexkursion mit Sechsklässlern der GGS  Neun­kir­chen.

 Aufregend, so ein „Fischzug“ im Kasbruch: Sechstklässler der GGS NK in Aktion.

Aufregend, so ein „Fischzug“ im Kasbruch: Sechstklässler der GGS NK in Aktion.

Foto: Anja Kernig

„Sie will wegrennen, die kleine Schnecke“, ruft Medina (14) besorgt und schiebt das nur wenige Millimeter große Tierchen auf Anweisung von Klassenlehrer Simon Tritz behutsam zurück in die Dose. Kollegin Aya gibt wenig später einen spitzen Schrei von sich und zeigt begeistert auf ihr Sieb: „Herr Tritz, ich hab seinen Bruder gefunden.“ Zwischen Schlick und Pflanzenresten zappelt ein pummeliges Insekt, das optisch irgendwo zwischen Heuschrecke, Mumie und einem Stöckchen angesiedelt ist. Ein ähnliches „Hölzchen“ paddelt bereits neben Wasserwanzen und Egeln in ihrer Dose. Ob die beiden Libellenlarven wirklich Geschwister sind, bleibt zu bezweifeln. Außer Frage steht dagegen: Die Mädchen sind Feuer und Flamme. Was ihre Eltern angesichts der wenig niedlichen Forschungsobjekte und der näheren Umstände der Exkursion – mit hässlichen Gummistiefeln im eiskalten Wasser stehen und im schlammigen Uferbereich nach Lebewesen fischen – baff erstaunen würde.

Egal. Ob männlich oder weiblich, mit Kopftuch oder ohne, die Schüler der 6e und 6d der Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen haben an diesem Morgen einen Heidenspaß beim Wasser-Marathon mit dem „KunterBUNDmobil“, das in der Nähe des Wasserwerks parkt. Zu verdanken ist das Steffen Potel und seinem Kollegen Martin Lillig. Die beiden Experten des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND), Landesverband Saar, betreuen je ein Dutzend Kinder: Während die eine Gruppe mit Sieben, Pinzetten und Sammelbehältern im Bach auf Jagd geht und die Lebendbeute anschließend unterm Mikroskop bewundert („O Gott, die sind ja behaarter als ihr“, foppt Jeremy seine Mitschüler), widmet sich die andere der Theorie.

Etwa, wie wir selbst mit (Trink)Wasser umgehen, wofür wir es brauchen und wo wir es verschwenden. Wie war es dagegen früher? Und wie sieht es in anderen Regionen rund um den Erdball aus? Bei Jugendlichen taucht da schnell die Frage nach dem virtuellen Wasser auf. Kaum zu glauben, dass rund 8000 Liter Wasser nötig sind, bis eine Jeans im Laden liegt. Noch eindrücklicher fällt die Bilanz bei Röstkaffee aus. Für ein Kilogramm werden etwa 21 000 Liter Wasser verbraucht.

So locker die Stimmung – flachsend verpackt das Duo zu vermittelndes Fachwissen didaktisch gekonnt in verdaubare Häppchen – so wichtig ist das Anliegen. „Bildungsarbeit gehört zu den wichtigen Säulen unserer Aktivitäten beim BUND Saar“, betont Lillig, wie Potel studierter Diplom-Geograph. Werden doch die Grundlagen für das Verständnis für Natur- und Umweltschutz „fast immer bereits in der Jugend gelegt“. An vorderster Front tätig ist dort das „KunterBUNDmobil“, das seit 21 Jahren Schulen und Kindergärten besucht. Die Notwendigkeit war nie größer als heute: „In dem wir ihnen Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur vermitteln, soll den Mädchen und Jungen klar werden, welche Folgen unser Handeln für uns selbst, für andere Menschen und für die Natur hat.“

Viel besser hätte es Clemens Wilhelm nicht ausdrücken können. Als Leiter von einer der sechs „Schulen der Nachhaltigkeit“ im Saarland liegt ihm das Thema zwangsläufig am Herzen. Vermittelt werden soll es nicht nur ab und zu am Wandertag, sondern kontinuierlich. So werden, vorausgesetzt es läuft der reguläre Schulbetrieb, die Fünftklässler seit 2018 mindestens einmal pro Woche einen halben Schultag im Schulwald unterrichtet — im selbst gebauten Outdoor-Klassenzimmer. Wobei Entdeckergeist, eigenes Zupacken und Ausprobieren im Vordergrund stehen. „Parallel zum Waldprojekt haben wir die Forscherzeit Wald im Jahrgang 5 fest im Stundenplan verankert“, so Wilhelm.

 Martin Lillig weckte beim Mikroskopieren mittels Stereo-Lupe Sympathien für die heimische Gewässerfauna. Foto: Anja Kernig

Martin Lillig weckte beim Mikroskopieren mittels Stereo-Lupe Sympathien für die heimische Gewässerfauna. Foto: Anja Kernig

Foto: Anja Kernig

Hinzu kommt nun also das fahrende Klassenzimmer, das dieses Jahr bereits viermal für die Neunkircher GGS-Schüler aus Saarbrücken anrückte – ohne Kosten für die Schule selbst. Dank einer Kooperation mit dem BUND Saar soll der eindrückliche Exkursionstag auch künftig jeder sechsten Klasse ermöglicht werden. Bisher waren alle begeistert, da macht die von Simon Tritz keine Ausnahme: „Das war eine tolle, spannende Sache für die Kinder“, lobte der Pädagoge. Und über die letztlich doch nassen Füße hat sich auch keiner ernsthaft beschwert.

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