SPD im Kreis Neunkirchen „Sind immer der Ausreißer nach oben“

Kreis Neunkirchen · Beide großen Volksparteien schrumpfen. Wie sehen sich CDU und SPD im Landkreis Neunkirchen aufgestellt? Was setzen sie dem Trend entgegen? Heute: SPD. Aktuell ist zu beobachten: In der Corona-Krise steigen die Umfragewerte von CDU/CSU.

 Steffen-Werner Meyer (r.), Kreisvorsitzender der SPD Neunkirchen, zusammen mit Yorick Meiser, Juso und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle.

Steffen-Werner Meyer (r.), Kreisvorsitzender der SPD Neunkirchen, zusammen mit Yorick Meiser, Juso und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle.

Foto: Engel

Vorab: Zeiten wie jetzt die Corona-Krise schlagen auf die Umfragewerte politischer Parteien durch. Nach neuesten Umfragen klettern CDU/CSU wieder Richtung  30 Prozent, SPD verliert wieder Richtung 14 Prozent, Grüne liegen weiter bei 23 Prozent, die Linke bei 9 Prozent, FDP bei 7 Prozent, die AfD verliert - noch 10 Prozent (wahlrecht.de/umfragen).

Zu Deutschlands Sozialdemokraten. Sie diskutieren auch, ob sie noch Volkspartei genug sind, einen Kanzlerkandidaten zu benennen. Oder ob sie es jetzt und vielleicht auf Dauer nicht mehr sind und ohne Kandidaten ins Wahlrennen 2021 gehen sollen. „Ich würde auf alle Fälle mit einem Kanzlerkandidaten in die Wahl gehen“, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung Steffen-Werner Meyer (49), der Chef des SPD-Kreisverbandes Neunkirchen. „Es ist alles sehr schnelllebig geworden. Da kann es nach oben und nach unten Ausschläge geben, die man so vielleicht jetzt gar nicht vermutet.“

Manchmal auch themenbedingt: „Wir sehen, wenn gewisse Themen in den Vordergrund rücken, dass es eine Partei noch vorne spült oder eine Partei nach hinten spült.“ Aktuell stecken wir beispielsweise in der Corona-Krise. Jetzt müsse man in den nächsten Wochen schauen, wohin sich die Wirtschaft entwickele: „Dann kommen vielleicht noch mal ganz andere Themen auf als in den letzten zwei, drei Jahren. Das kann natürlich auch dazu führen, dass eine Partei in den Umfragewerten schnell wieder nach vorne kommt.“

Aber wer soll die SPD in den Wahlkampf führen? Pünktlich zum Ende ihrer ersten 100 Tage im Amt haben jetzt die beiden Parteivorsitzenden Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken schon mal ihren Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur erklärt. Doch mit dem Chef und noch viel mehr mit der Chefin hat die Partei augenscheinlich sowieso schon so ihre Probleme. Die „Zeit“-Redaktion summierte ihr brillantes Porträt der Vorsitzenden (weiblich, links und so gar nicht gefällig) zur 100-Tage-Bilanz so: „Genossen fragen, warum Saskia Esken nicht Annalena Baerbock sein kann“. Die Basis beobachtet’s. Die Schlagzeilen für die K-Frage hatte sowieso die CDU/CSU. Bis, ja bis Corona kam.

Im Kreisverband Neunkirchen jedenfalls dürfen sich die Genossen zweifelsohne noch als Volkspartei fühlen und auch so verstehen. „Wir hier im Kreis sind immer jenseits der 30 Prozent“, sagt Meyer. „Wir haben einen starken Landrat, wir haben eine starke Kreistagsfraktion, wir haben starke Stadt- und Gemeindeverbände. Das führt dazu, dass wir immer der Ausreißer nach oben sind, sowohl wenn man die Landesergebnisse, als auch wenn man die Bundesergebnisse betrachtet.“

Doch eine Analyse der Mitgliederschaft gibt der Partei schon Hausaufgaben auf. Deutliche Mitgliederverluste – aktuell zählen sie noch rund 2800, vor 20 Jahren noch fast 6000. Eine alterslastige Struktur – der Durchschnitt liegt bei 61 Jahren, gut jeder Zweite ist über 60. Ausbaufähiger Frauenanteil (wenn auch steigend) – 35 Prozent. „Wir sind da schon schwer am arbeiten, natürlich auch mehr Frauen in die Partei zu bekommen“, sagt Kreis-Chef Steffen-Werner Meyer. „Aber wir brauchen ja nicht drum herum zu reden: Es ist nicht ganz so einfach, überhaupt Mitglieder zu werben. Und dann auch noch geschlechterspezifisch aufzuholen.“

Um den Jüngeren Gewicht zu geben, habe die Kreis-SPD „einen bewussten Schritt“ gemacht, sagt Meyer: „Wir haben uns darauf geeinigt, dass aus jedem Stadt- und Gemeindeverband ein Juso in den Kreisvorstand geschickt wird.“ Das sind schon sieben Plätze für Frauen und Männer unter 35. Plus diejenigen, die ordentlich nominiert worden sind. Und wie will sich die SPD attraktiv zeigen? Meyer: „Flagge zeigen, Präsenz zeigen, viel stärker rausgehen, viel stärker auf die Menschen zugehen.“

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