Erste Amtshandlung: Kaffeemaschine kaufen So wird ein Pfarrer mal „Praktikant“

Neunkirchen · Wechsel an der Spitze des Evangelischen Kirchenkreises Saar-Ost. Markus Karsch folgt auf Gerhard Koepke.

 Der scheidende Superintendent Gerhard Koepke (links) und sein Nachfolger Markus Karsch im Gespräch mit SZ-Redakteurin Claudia Emmerich.

Der scheidende Superintendent Gerhard Koepke (links) und sein Nachfolger Markus Karsch im Gespräch mit SZ-Redakteurin Claudia Emmerich.

Foto: Helmut Paulus

Die beiden Männer haben ihre Gemeinsamkeiten: Da ist ihr Lebensmittelpunkt St. Wendel, ihr Hobby Kochen und Genießen, ihr Glaube und die Überzeugung, dass es auch bei der Kirche nach Strukturen wieder um Inhalte gehen sollte. An der Spitze des Evangelischen Kirchenkreises Saar-Ost (54 000 Gemeindeglieder) wechseln die Amtsgeschäfte jetzt vom einen zum anderen. Der bisherige Superintendent Gerhard Koepke (65) geht Ende März in den Ruhestand, sein Nachfolger Markus Karsch (49) – auf der Herbstsynode in Welschbach gewählt – übernimmt (wir berichteten, siehe auch „Info“).

Über die Zeit des Übergangs hat unsere Zeitung mit beiden im Sitz der Superintentur in der Neunkircher Goethestraße gesprochen. Koepke und Karsch kennen sich lange und können miteinander: „Das macht alles leicht.“ Und der „Neue“, das weiß der „Alte“, wird sich den veränderten Rahmenbedingungen und neuen Herausforderungen mit eigenen Ideen stellen müssen und stellen wollen.

„Es sind Wochen, die viel mit Verabschieden zu tun haben“, sagt Gerhard Koepke. Letzte Auftritte in den Gremien etwa. Mit Blick auf seinen Nachfolger spricht er von einem „gleitenden Übergang“: „Ich möchte keine Entscheidungen mehr treffen, die über den 25. März hinausgehen.“ Alle Termine wiederum gehen in Kopie auch an Karsch.

Der ist noch bis 7. April voll umfänglich Gemeindepfarrer in St. Wendel. Bis dahin sei er „nebenher Praktikant“ für die Superintendenten-Aufgabe, stellt er mit einem Lächeln fest. Seinen Abschied als Gemeindepfarrer gibt Karsch (verheiratet, ein zehnjähriger Sohn) am Sonntag, 18. März, 14 Uhr, in der Stadtkirche St. Wendel.

Der Familienmensch Koepke (verheiratet, drei erwachsene Söhne) freut sich auf den Ruhestand, bei dem es sicher nicht allzu ruhig werden wird. Denn da ist einer, der gerne kocht, den Garten hegt, endlich unsortierte Fotos sortieren und ungelesene Bücher lesen will und sich auf Urlaubsreisen freut. Als er 2010 die Leitung des Kirchenkreises Saar-Ost übernahm, war der gerade eingerichtet worden. Koepke stand zuvor seit 1999 dem ehemaligen Kirchenkreis St. Wendel vor. Münden die derzeit existierenden zwei Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West im Saarland in einen Kirchenkreis? Tagesaktuell nein, sagen unsere Gesprächspartner, perspektivisch wohl schon.

Die Verwaltungsarbeit des Superintendenten schreckt den Gemeindepfarrer Karsch nicht: „Da hab ich Spaß dran.“ Einer, der viel vom früheren US-Präsidenten Barack Obama hält, dessen Wahlkampfslogan „Yes we can“ aufnimmt, der Menschen begeistern möchte. Wie das gelingen kann? „Viel mit den Menschen reden“, sagt Karsch. Eine tolle Predigt halten, was aber nicht immer gelinge. Im kleinen Kreis überzeugen. Karsch spricht von „Beziehungsarbeit“, von „Seelen entdecken“.

Was ihn selbst in seiner Arbeit und für seine Arbeit inspiriert, begeistert: „Gespräche mit Menschen. Dass sie mich ein Stück in ihr Leben hineinlassen. Was ich da wahrnehmen darf, das berührt tief. Am intensivsten vielleicht spürbar bei Bestattungen.“

Und was wird der neue Superintendent als Erstes tun nach dem 8. April? „Eine Kaffeemaschine kaufen“, erklärt Karsch. Will er sich doch viel Zeit für Gespräche nehmen. Gerade auch mit den Menschen, mit denen er dann zusammenarbeitet.

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