Sehr geehrte Sowjets,

Vor 25 Jahren habt ihr, wie auch heute noch, die große Weltgeschichte mitbestimmt. Heute nennen wir euch nicht mehr "Sowjets", sondern "die Russen". Eure Soldaten erkannte man deutlich an den vollmondartigen Tellermützen. Als solche Tellermützen plötzlich vor 25 Jahren in Neunkirchen auftauchten, machten sich die Lokalredakteure unserer Zeitung so ihre Gedanken

Vor 25 Jahren habt ihr, wie auch heute noch, die große Weltgeschichte mitbestimmt. Heute nennen wir euch nicht mehr "Sowjets", sondern "die Russen". Eure Soldaten erkannte man deutlich an den vollmondartigen Tellermützen. Als solche Tellermützen plötzlich vor 25 Jahren in Neunkirchen auftauchten, machten sich die Lokalredakteure unserer Zeitung so ihre Gedanken. Sie beobachteten, wie andere aufmerksame Neunkircher, im Februar eine sowjetische Invasion. Immer häufiger tauchten Autos der Marke Lada mit russischen Kennzeichen in Neunkirchen auf. Die Fahrer verschwanden stets bei Neckermann in der Bahnhofstraße, heute TUI-Reisezentrum. Festgestellt wurde, dass auch irgendwelche Dienstgrade in voller Uniform in dem Geschäft ein- und ausgingen. Der Lokalredaktion wurde es mulmig. Denn ihr, sehr geehrte Sowjets, operiertet exakt gegenüber der Lokalredaktion. Und es herrschte doch noch der so genannte Kalte Krieg. Die Lokalredakteure spielten James Bond. Sie bekamen heraus, dass ihr aus Baden-Baden gekommen seid. Ihr wart Angehörige der dort ansässigen sowjetischen Militärmission. Vermutlich führtet ihr nichts Böses im Sinn. Ihr wolltet nur einkaufen. Bald entdeckte die Lokalredaktion auch eure Damen mit großen Einkaufstüten. So recht hinter das Geheimniss dieser Einkaufsreisen aus Baden/Baden zum Neckermann nach Neunkirchen kam allerdings niemand. "Wir kaufen hier nur ein", hat einer von euch dem Lokalredakteur Wolfgang Möhle damals freundlich geantwortet. Mehr erfuhr man nicht.Erich Honecker war zu dieser Zeit noch in Amt und Würden. Vielleicht hatte er seine Finger im Spiel, um seine Geburtsstadt Neunkirchen als Einkaufsstadt zu unterstützen, überlegt heute noch der Archivar

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