Ausstellung in Neunkirchen Alles andere als langweilig

Neunkirchen · Sehenswerte Wanderausstellung „Himmelsgewölbe“ in der Neunkircher Christuskirche – Vortrag am 10. Oktober.

 Die Ausstellung „Himmelsgewölbe“ mit 50 großformatigen Fotos von Werner Richner ist bis zum 13. Oktober in der Christuskirche in Neunkirchen (Unterer Markt) zu sehen.

Die Ausstellung „Himmelsgewölbe“ mit 50 großformatigen Fotos von Werner Richner ist bis zum 13. Oktober in der Christuskirche in Neunkirchen (Unterer Markt) zu sehen.

Foto: Anja Kernig

Man muss den Kopf schon ganz in den Nacken legen, um hinein sehen zu können: ins Himmelreich. Normalerweise jedenfalls. Mit seinem prächtigen Bildband „Himmelsgewölbe“ befreit Werner Richner den Kirchenbesucher von dieser gewöhnungsbedürftigen Körperhaltung und schenkt ihm zudem die Möglichkeit des direkten Vergleichs vieler – genau genommen 123 Varianten – des jenseitigen Paradieses. 50 der Fotografien sind als großformatige Abzüge noch bis 13. Oktober in der Christuskirche zu sehen.

Damit eröffnet der saarländische Fotograf und Künstler „ungewöhnliche Perspektiven in die Gewölbe saarländischer Kirchen“, erklärte Pfarrerin Brit Goedeking anlässlich der Vernissage. „Überraschend werden unsere Blicke gen Himmel gelenkt, um den Botschaften derer nachzuspüren, die ihre Baukunst als ehrfürchtige Abbildungen des Himmelsgewölbes verstanden“. Die Fotografien, die oft wie Gemälde oder grafische Kunstwerke wirken, „verdeutlichen Gottes Himmelsmacht genauso wie seine Nähe zu uns auf der Erde, eben in seinem Haus mitten unter uns“.

Der Künstler selbst hält Innenaufnahmen von Kirchen mit ihrem Blickwinkel über die Bänke zum Altar für „zu langweilig“. Solche Bilder, so Werner Richner, seien austauschbar. Man sehe eine Kirche und könne alle erkennen. „In den Decken der Kirchen sieht man aber die Unterschiede. Ich finde da sehr viele Facetten.“ Kaum eine Aufnahme ähnelt der anderen. Eine Ausnahme bildet just die Decke der gastgebenden Christuskirche, deren stilistische „Geschwister“ Richner in Dudweiler und Homburg aufspürte.

Zwei Jahre ging er mit der Kamera auf Entdeckungsreise durch saarländische Kirchen. Den Anstoß gab ein Gespräch mit dem Theologen und Kirchenhistoriker Professor Joachim Conrad aus Köllerbach, der auch die Texte zu dem Bildband beisteuerte. Richner war zunächst skeptisch, ob er genügend gute Motive im kleinen Saarland finden würde. „Umso mehr wurde ich überrascht“, schwärmt er. Vor allem viele kleine Dorfkirchen ließen ihn staunen.

Da finden sich historische Gewölbe aus der Gotik wie auch aus der Epoche des Historismus, die einen grazil, die anderen gediegen, von der leuchtend roten Holzdecke bis hin zu einer, die an ein türkisches Bad erinnert. Kontraste noch und nöcher: Etwa, wenn man die barocke Decke der Saarbrücker Ludwigskirche mit ihren Stuckverzierungen und dem goldenen Auge Gottes im Zentrum der Betonvariante in St. Marien Bietzen mit ihrer Bergwerksstollen-Anmutung gegenüber stellt.

„Sehr schön“, lobte Besucherin Ellen Biewer die Exponate, wenngleich auch „Geschmackssache, das eine oder andere“. Besonders die schlichten Decken haben es ihr angetan. Einig ist sie sich mit Hedi Greif, dass „Kinderzeichnungen“ nicht so recht passen – bezogen auf das „Antlitz Christi“, von Ferdinand Gehr in St. Josef Merzig im Stil naiver Malerei. Und auch die bloßen grauen Sichtbetondecken in Saarlouis oder Dillingen vermögen sie nicht zu begeistern. „Unser Glaube sagt doch, dass im Himmel was los ist“, wunderte sich Kantor Helmut Werz angesichts einiger formal-ästhetisch korrekter, aber phantasieloser Deckengestaltungen über manchen der Architekten. Wobei das Gros der Fotos für das Leben im Jenseits als durchaus vielversprechende Option gewertet werden kann. Es sind „Bilder, die das Gewölbe der Seele weiten“, bedankte sich ein Bewunderer im Gästebuch.

Am 23. Oktober wird es einen Abschlussgottesdienst geben, Beginn 10 Uhr. Bis dahin haben Besucher zu den Zeiten der offenen Kirche - dienstags 9 bis 12 Uhr sowie donnerstags 16 bis 19 Uhr - sowie sonntags nach den Gottesdiensten oder aber nach Anmeldung im Gemeindeamt, Telefon (0 68 21) 2 33 80, Gelegenheit, „ihren Blick in die Gewölbe des Himmels zu richten, um ihr Herz davon stärken zu lassen“, so Pfarrerin Goedeking.

Am Donnerstag, 10. Oktober, gewährt Bernhard Wehlen mit seinem Vortrag „Das Kirchengewölbe als Kunstwerk. Geschichte – Formen – Deutungen“ tiefere Einblicke ins Thema. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

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