Schulmuseum Ottweiler Notizen aus dem Schulmuseum

Ottweiler · Im Ottweiler Schulmuseum kann man erleben, wie der Schulanfang vor 100 Jahren ablief.

Schulanfang früher: Erinnerungsstücke im Schulmuseum Ottweiler

Schulanfang früher: Erinnerungsstücke im Schulmuseum Ottweiler

Foto: Horst Schiffler

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Kaiserreichs wurde durch die Weimarer Verfassung von 1919 auch eine Schulreform eingeleitet, durch die die Grundschule als Pflichtschule für alle Jungen und Mädchen entstand; bis dahin ließen viele wohlhabende Eltern ihre Kinder durch Privatlehrer oder in Privatschulen auf weiterführende Schulen vorbereiten, teilt Professor Horst Schiffler für das Schulmuseum mit.

Auch Unterricht und Lehrplan erfuhren gründliche Reformen. Eine davon war die Umwandlung des gefächerten Unterrichts der ersten Schuljahre in den sogenannten Gesamtunterricht, zu dem es in den Grundschulrichtlinien von 1921 heißt: Gesamtunterricht ist ein ungefächerter Unterbau, der sich allmählich gliedert in heimatkundlichen Sachunterricht, Sprachunterricht, Rechnen, Zeichnen …

Im „Bildungs- und Arbeitsplan für die Volksschulen des Saargebiets“ von 1922 heißt es: „Die Heimat ist die Welt des Sechsjährigen und steht als stärkste und gesündeste Quelle der Anschauung im Mittelpunkt des Anschauungsunterrichtes“. Das Schuljahr begann nach den Osterferien, eins der ersten Themen lautete im Arbeitsplan „Vom Osterhasen“, mit Vorschlägen für alle Inhaltsbereiche. Es folgte das Wochenthema „Meine Schulsachen“. Unser Foto zeigt, worum es dabei damals ging. Geschrieben wurde mit dem Griffel auf eine Schiefertafel, an der ein Trockenläppchen befestigt war. Nicht alle Kinder verfügten über den Luxus eines Tafelschoners, der das zerbrechliche Stück, aber auch die leicht zu verwischende Schrift darauf schützen sollte.

Im Griffelkasten transportierte man Schiefergriffel zum Schreiben und den Griffelspitzer, ein kleines Gerät mit einer Reibfläche, um den Griffel immer wieder nachzuspitzen. Auch Bleistift, Radiergummi und einige Buntstifte gehörten bei Schulanfängern schon zum Inhalt. Ein feuchtes Schwämmchen, mit dem die beschriebene Tafel wieder blank gewischt werden konnte, befand sich in der Schwammdose. Für den Leseunterricht benutzte man die Fibel, damals für ärmere Kinder nicht selten das erste eigene Buch. Das Rechenbuch kam später dazu, da nach der reformpädagogischen Methode am Anfang mit Gegenständen gezählt, gerechnet und das Schreiben der Ziffern auf die Rechenseite der Schiefertafel geübt wurde.

Manche Schulpflichtigen konnten sich über eine Glückwunschkarte zu ihrem Schulanfang freuen, ein Brauch, der um 1900 in Thüringen aufkam und sich nach und nach in Deutschland verbreitet hat. Und irgendwann kam dann der Tag, an dem ein Gedicht in der Fibel zu lesen war:

Der kleine Schüler

Sobald zur Schul das Glöcklein schlägt,

so greif ich nach dem Buche;

der Griffel ist zurecht gelegt,

dass ich nicht lange suche.

Und in der Schule merk ich auf,

damit ich fleißig lerne!

Drum hat mich auch,
ich wette drauf,

der Lehrer schon recht gerne.

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