Zwischen Bangen und Begeisterung

Schiffweiler/Reden. Torsten Houy wohnt seit Jahren in Chemnitz und arbeitet dort im Sächsischen Förderzentrum für Blinde und Schwerbehinderte. Am Wochenende war der seit Geburt an Blinde auf Heimaturlaub in Schiffweiler bei seinem Vater Franz-Josef. Und der wollte ihm natürlich was ganz Besonderes bieten

 Torsten Houy ist von Geburt an blind. Foto: SZ

Torsten Houy ist von Geburt an blind. Foto: SZ

Schiffweiler/Reden. Torsten Houy wohnt seit Jahren in Chemnitz und arbeitet dort im Sächsischen Förderzentrum für Blinde und Schwerbehinderte. Am Wochenende war der seit Geburt an Blinde auf Heimaturlaub in Schiffweiler bei seinem Vater Franz-Josef. Und der wollte ihm natürlich was ganz Besonderes bieten. "Wie wär's denn, wenn wir mal den Gondwana-Park am Zukunftsort Reden besuchten?" Torsten ließ sich nicht lange bitten. Und um es vorweg zu sagen: Er war begeistert von dem, was er dort erlebte. "Das Service-Personal im Prähistorium hat sich bemüht, mich umfassend zu informieren, begleitete uns teilweise durch die Urwelten der Dinosaurier und fragte auch nach, wie es helfen könnte. Das passiert nicht überall, dass man sich um Behinderte so intensiv kümmert." Torsten reagierte besonders auf akustische Signale. Für ihn war das Erlebnis im Bereich des Urknalls mit Gewitter und Sturm, aber auch die Töne, die Dinosaurier von sich geben, wenn sie fressen oder gefressen werden, beängstigend. "So etwas habe ich noch nie erlebt. Auch, als der Mann vom Servicepersonal eine lebende Kakerlake, die es schon seit Millionen Jahren geben soll, auf seine Hand setzte und das Insekt Grunz-Töne von sich gab, weil ihm das gar nicht gefiel." Für den jungen Mann hat sich der Besuch des Gondwana-Parks unauslöschlich eingeprägt, auch die so noch nie gehörte Geräuschkulisse am Wasserfall, beim Bersten der Staumauer, Flügelschlag und Tierlaute oder bei dem Film, in dem das Aufstampfen der tonnenschweren Dinos simuliert wurde. Torsten Houy: "Teils zwar ein bisschen bang, andererseits aber hell begeistert war ich von diesem Besuch. Und wenn ich wieder nach Schiffweiler komme, werden wir erneut dorthin gehen. Das Prähistorium ist einfach nur bombastisch. Ich muss nochmal auf das dortige Personal zurück kommen. Es war zuvorkommend und hat mir auch den auf den Infotafeln stehenden Text vorgelesen." An dieser Stelle schaltete sich Vater Franz-Josef ein, der das Anbringen von auch für Blinde lesbaren Tafeln anregte. Oder reliefartig gestaltete Fossilien-Bilder, die Blinde mit den Händen abtasten könnten. "Auch im Gastronomie-Bereich könnte eine für Blinde lesbare Speisekarte ausliegen. Das wäre dann wohl in Deutschland einmalig."

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