"Viele Höhepunkte in 50 Jahren"

Wann und wie fing das mit der geistlichen Chormusik an?Gottfried Ganz: Wir, meine elf noch lebenden Geschwister und ich, sind in einer Familie groß geworden, in welcher Musik, auch die Vokalmusik immer zugegen war

Wann und wie fing das mit der geistlichen Chormusik an?Gottfried Ganz: Wir, meine elf noch lebenden Geschwister und ich, sind in einer Familie groß geworden, in welcher Musik, auch die Vokalmusik immer zugegen war. Der Vater, ein strenger und bei Bedarf auch gütige Lehrer, hat insbesondere mich und meinen jüngeren Bruder Clemens, den späteren Domorganisten im Hohen Dom zu Köln, nach Kräften gefördert. Die Passion jedoch, zu singen, haben wir aber von der Mutter abbekommen. Und weil unsere Eltern tief gläubige und praktizierende Christenmenschen gewesen sind, wurden geistliche, auch mehrstimmige, Gesänge stets bevorzugt. Erst danach kamen das Kunstlied, die Volkslieder und die Rheinlieder aufs Tapet.Welche Stationen liegen hinter Ihnen?Ganz: Ich hatte auch in meiner späteren Ausbildung im Lehrerseminar Lebach mit geistlicher Chormusik zu tun, sodass ich nicht ganz unvorbereitet war, als ich ab 1960 mehrmals die Vertretung des entweder ausgeschieden oder erkrankten Organisten in der Pfarrkirche St. Johannes in Saarbrücken-Altenkessel übernehmen musste. Schließlich war ich über viele Jahre, bis 1972, der ständige Leiter des dortigen Kirchenchores. Nach meinem Umzug nach Lebach bin ich, weil ich dort auch der Leiter des Männerchores war, zum Kirchenchor nach Tholey-Sotzweiler gekommen, wo ich bis 1988 tätig war. Und ab diesem Zeitpunkt habe ich mich bis heute in zirka 1300 Proben und Auftritten allein in Landsweiler St. Donatus eifrig bemüht, zu den jeweiligen Gottesdiensten und anderen Gelegenheiten meinen angemessenen chorischen Beitrag zu leisten.Nennen Sie die wichtigsten oder besonderen Höhepunkte Ihrer Karriere. Welche Chorliteratur wurde bevorzugt?Ganz: In 50 Jahren aktiver Chorleitertätigkeit in mehreren Chören gab es viele Höhepunkte: In Altenkessel waren es die Mozartmessen, die Dvorak-Messe, Teile aus der Schöpfung und Brahmssachen. In Sotzweiler waren es die Haydn-Messen. Die Zeit in Landsweiler aber war die erfolgreichste. Schütz, Buxtehude, Vivaldi, Telemann, Mozart, Haydn, Schubert bis Mowby. Allen meinen Sängerinnen und Sängern werden aber Händels "Dettinger Te Deum", Gounods "Cäcilienmesse" sowie Saint-Saens "Weihnachtsoratorium" in besonderer Erinnerung bleiben. Die Mitwirkung am Katholikentag in Berlin war auch so ein Ereignis. Auch das Singen im Kölner Dom ist noch präsent. Nicht zu vergessen: Über viele Jahre hinweg haben wir in Landsweiler an einem der Adventssonntage regelmäßig Konzerte veranstaltet, wobei fast alle namhaften Vokalsolisten und Organisten unseres Landes zugange waren. Hierauf aber möchte ich insbesondere hinweisen: Ich war erfolgreich bemüht, Gottesdienst und Kirchenraum von tumben und platten Neuigkeiten freizuhalten. Zu großem Dank und Respekt verpflichtet bin ich meinen Choristen, ihren Vorständen und den jeweiligen geistlichen Herren, die mich stets gewähren ließen.Warum haben Sie sich entschlossen, nach 22 Jahren engagierter Chorleitertätigkeit 2009 aufzuhören?Ganz: Allein das fortgeschrittene Alter und mein damit einhergehendes Ungehaltensein, so wie die Rücksichtnahme auf meine große Familie, auf meine zahlreichen Enkelkinder und meine Gesundheit haben mich dazu bewogen, mich nun zurückzuziehen, mich aus den "Fesseln" des Kirchenjahres zu befreien. Ich wünsche, dass dieser Rückzug nicht auch noch der Niedergang meines lieben und ebenso überalterten Chores sein möge.

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