Festivalstart auf der Alm Tropical Mountain 2022: Die Party ist zurück - und wie! (Mit Bildergalerie)
Meinung | Schiffweiler · Die Großveranstaltungen auf der Alm sind zurück. Den Auftakt in Landsweiler Reden machte das Tropical Mountain. Doch nur ein DJ wollte das Saarland grüßen.
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Das Tropical Mountain wird dieses Mal seinem Namen gerecht. Dunkle Wolken hängen über dem Himmel und es herrscht schwüle Hitze – die Temperaturen sind tropisch. Wer die Halde nicht selbst besteigen möchte, kann auch ein Shuttle nehmen. In der Schlange ist die Aufregung der Gäste spürbar. Aus den mitgebrachten Flaschen riecht es nach Wodka Energy und die Raucher schnippen ihre Kippen in die weißen Rosenbüsche. Die Festival-Saison hat begonnen.
Festival mit Rekordhöhe
Seit 2017 findet das Tropical Mountain auf der Redener Alm statt. Der SR-Radiosender Unserding präsentiert die Veranstaltung, die in den letzten beiden Jahren ausfallen musste. Jetzt ist das „höchste House & Elektrofestival im Saarland“ (Eigenbezeichnung) wieder zurück und gekommen um zu bleiben. Auf dem Gelände läuft schon Werbung für die Ausgabe im nächsten Jahr.
Es ist der Auftakt für ein langes Party-Wochenende an Pfingsten. Die Spitze der Berghalde hat sich in ein Festivalgelände verwandelt. Auf der einen Seite steht eine riesige Bühne, gegenüber davon reiht sich eine Fressbude an die Nächste und dazwischen tummeln sich tausende Gäste im Freien. Die Holzhütte „Bergmanns Alm“ spielt nur noch nebensächlich eine Rolle. Dort sind die Käufer des 200 Euro-VIP Tickets untergebracht und können auf einer kleinen Tribüne fern von der Menge mit sich selbst tanzen.
Das Festival hat für den Abend ausschließlich männliche DJs gebucht. Der französische Künstler „Hugel“ übt sich in stillem Protest, in dem er zehn Frauen auf die Bühne holt, die im Hintergrund tanzen. Vor seiner Bühne ist allerdings wenig los, die meisten Besucherinnen stehen noch um die Getränkestände.
Was ist hier noch billig
Zwei davon sind Lisa und Bianca. Das verheiratete Pärchen aus Elversberg hatte sich in der Schlange vorgedrängelt und dafür auf Shots eingeladen. Lisa rechnet vor, wie schnell die ersten sechzig Euro von der aufladbaren Karte weg gewesen wären: „Rigatoni, zwei Bier und ein paar Shots, es ist echt so teuer hier“. Der Kassenschlager an den Getränkeständen ist ein Liter Bier oder Sangria für 11,90 Euro. Jeder Zweite hat einen gigantischen Becher in der Hand. Doch Lisa und Bianca nehmen die Preise hin. Sie arbeiten selbst in einer Disco und fahren gerne zum Feiern nach Mallorca. „Da ist es auch teuer, denn wir trinken alle untern Tisch“, sagt Lisa.
Währenddessen legt Plastic Funk auf. Das Duo aus Düsseldorf treibt das Tempo auf die Spitze. Sie spielen bis zu drei Songs in einer Minute und wechseln hektisch zwischen Red Hot Chili Peppers-Refrains und dumpfen Bass. „Manchmal denke ich, die Party wäre besser, wenn sie die Lieder einfach mal ausspielen würden“, schreit eine Besucherin ihrer Freundin über die laute Musik zu.
Öffentlich-rechtliches Marketing
Das Publikum des Tropical Mountain ist sehr gemischt. Neben jungen Leuten sind auch viele Menschen ab 40 und auch ein paar Ältere dabei. Sie alle verbindet ein Schriftzug: Unserding. Der Radiosender hat massenweise bunte Sonnenbrillen und Turnbeutel mit dem Schriftzug „Endlich wieder raus“ verteilt, die sich großer Beliebtheit erfreuen.
In der Menge feiert auch eine ältere Gruppe, die nicht nach ihrem Alter gefragt werden möchte. Enrico und Anke sind aus Dirmingen und bereits das zweite Mal beim Tropical Mountain. Sie haben auch noch Tickets für die Veranstaltung am Montag mit Sarah Connor. „Die Malleparty La Fiesta am Sonntag wäre auch noch cool, aber das wäre dann ein bisschen viel“, sagt Anke.
Viva la Dealer
Der vorletzte Act auf der Bühne ist das Duo Gestört aber Geil. Sie spielen auch ein paar eigene Songs, in denen sie mit der Drogenkultur der Feierszene kokettieren. „Egal ob drauf oder bekifft – Meine Ware, sie ist frisch“, singt Feature-Gast Capital Bra auf dem Song „Mein Dealer“. Dafür ist auf dem Tropical Mountain jedoch kein Platz. Kurz nachdem Grasgeruch aus einer Menschenmenge strömt, eilt eine Gruppe Securitys schnellen Schrittes auf sie zu.
Bei den Fressbuden ist nicht mehr viel los. Michael steht vor seinem Stand, in dem er gebrannte Mandeln und Popcorn verkauft. Das passt nicht wirklich zum tropischen Wetter und so findet nur wenig Publikum den Weg zu ihm. Das scheint Michael jedoch nicht zu stören. „Das ist ein Hobby, ich habe noch einen richtigen Job im Motorsport. Sonst steh ich nur ein paar Mal im Jahr auf Feuerwehrfesten“, sagt er.
Der Headliner
Dann ist es so weit und der Headliner kommt auf die Bühne. Die meisten sind wegen Felix Jaehn hier. Mit 20 Jahren wurde sein Remix des Songs Cheerleader ein weltweiter Hit und seitdem hat er Milliarden Klicks gesammelt. Der 27-Jährige kommt mit einer extremen Energie und guter Laune auf die Bühne. Mit seinem offenen Hemd und den langen Locken sieht er aus wie von der amerikanischen Westküste eingeflogen. Er bedankt sich oft und herzlich beim Publikum und grüßt als einziger DJ das Saarland. Auch musikalisch lässt er nichts anbrennen. Jeder Song ist ein Klassiker, doch keiner verbleibt im Original. DJs und Zuschauer des Tropical Mountain scheinen sich einig zu sein, dass Lieder am besten aufgepeppt und abgekürzt sein sollten.
Auf dem Weg die Halde wieder herunter wird der dröhnende Bass immer leiser. Unten angekommen hört man nur noch die Frösche im Wassergarten der Grube Reden quaken. Bis morgen die Party auf der Halde weitergeht.