China-Kampfkunst im Wassergarten Taiji und die Mähne des Wildpferdes

Landsweiler-Reden · Fernöstliche Kampfkunst hilft vielen Menschen bei der Entspannung. So auch bei den Kampfsportlern des Vereins China-Kampfkunst.

 Auf großes Interesse stieß der Kurs für chinesische Kampfkunst in den  Wassergärten in Reden. 

Auf großes Interesse stieß der Kurs für chinesische Kampfkunst in den  Wassergärten in Reden. 

Foto: Jörg Jacobi

„Wir zerteilen heute die Mähne des Wildpferdes“, erklärt Monika Bansky ihren neuen Schülern. Locker steht sie vor ihnen, die Haare zu einem Kranz zusammengebunden. Ein paar silberne Haarklammern glänzen in der Abendsonne, als Bansky die Ausgangsposition einnimmt. Blick nach vorne, Becken abgesenkt, Beine schulterbreit auseinander. Die Vereinsmitglieder von China-Kampfkunst haben sich in den hintersten Winkel der Wassergärten in Reden zurückgezogen. Alles wirkt idyllisch. Langsam senkt sich die Sonne, Taiji-Lehrerin Bansky hat ihren iPod mit einem metallgrünen Lautsprecher verbunden. Sie dreht der Gruppe den Rücken zu und beginnt, die Abfolge zu erklären. Asiatische Klänge stimmen auf das Training ein. Hin und wieder zwingt ein vorbeiratternder Zug die Lehrerin, lauter zu sprechen.

„Wir fangen erst einmal mit den Händen an. Formt mit euren Händen einen Ball.“ Monika Bansky verwendet viele solcher Bilder bei der Erklärung der Übungen. Die rechte Hand ausstrecken, als halte man ein Buch, während sich die Linke auf einem Tisch abstützt. Das geht anfangs leicht, doch der Wechsel von einer Körperseite zur anderen lässt einige Taiji-Neulinge ins Straucheln geraten. Welche Hand ist jetzt oben, welche unten? Auf welcher Seite steht nochmal der imaginäre Tisch? Obwohl ganz langsam ausgeführt, erfordern die Übungen im Taiji einiges an Konzentration. Dafür lohnt sich das „Schattenboxen“, wie Taiji in Deutschland früher meist genannt wurde. Eine bessere Körperbeherrschung und ein gesteigertes Wohlbefinden gehören zu den positiven Nebenwirkungen.

Bereits zum zweiten Mal beim Schnuppertraining mit dabei ist Margrit Mohr. Die 78-jährige Rentnerin aus Schiffweiler ist begeistert von der fernöstlichen Kampfkunst. Früher hat sie Yoga gemacht, zwei Brüche im Oberschenkel setzten dem ein Ende. „Ich konnte mir erst nicht vorstellen, hier mitzumachen. Erwartet hatte ich etwas, das mehr wie Kampfsport aussieht. Da dachte ich: das passt doch nicht zu dir.“ Doch nur zuschauen ist nicht drin beim Verein China-Kampfkunst aus Schiffweiler. Dafür sorgen beim Schnuppertraining auch die Vereinsmitglieder. Bernhard Zapp, seit mehr als zehn Jahren im Verein, weiß mittlerweile, wie man die Mähne des Wildpferdes zerteilt. Nach 26 Jahren Karate „musste etwas Ruhigeres her“, wie er sagt.

Monika Bansky erklärt inzwischen den zweiten Teil der Abfolge. Diesmal sind die Füße und Beine dran. Ob es was mache, wenn man durch Knieverletzungen vorbelastet ist, will Claudia Porcher (53) wissen. Bansky verliert nicht viele Worte, lässt ihre potentielle Schülerin auf Tuchfühlung gehen. Der Schotterboden in den Wassergärten knirscht bei jedem Ausfallschritt der beiden Frauen. „Fass hier einmal an, siehst du, ganz locker, aber nicht schlaff.“

Taiji ist eine Sportart, bei der man nie auslernt. Monika Bansky betreibt den Sport, der in China zum Volksphänomen geworden ist, seit 27 Jahren. Anweisungen für die Gruppe trägt sie freundlich aber bestimmt vor. „Ellenbogen locker lassen. Achtet darauf, dass die Knie weich sind.“ Jetzt gilt es, beide Teile des Ablaufs zu vereinen. Hin und wieder ist ein leises Ächzen in der Gruppe zu hören. Welcher Fuß kommt zuerst wohin? Wie war das nochmal mit dem Ball? Gar nicht so einfach, dieses Taiji. Nach der Übung ist erstmal Pause, aber nicht für die Vereinsmitglieder. Die geben eine Kostprobe der „Peking Form“, die insgesamt 24 Abläufe umfasst. Sofort fällt auf: hier muss niemand vorne stehen und vormachen. Alle bewegen sich gleichmäßig und nahezu synchron. Die Bewegungen sind fließend. Das sorgt für Gemurmel und Gestaune bei den Neulingen. Es folgt die Verabschiedung. Dabei wird noch einmal der ganze Körper gelockert. Einzelne Muskelpartien werden abgeklopft. Die Mähne des Wildpferdes wurde zerteilt.

 Das gemeinsame Training unter freiem Himmel gehört zum Programm der Kampfsportler. 

Das gemeinsame Training unter freiem Himmel gehört zum Programm der Kampfsportler. 

Foto: Jörg Jacobi

Der Verein China-Kampfkunst bietet ab dem 16. August immer mittwochs von 19.30 bis 21 Uhr Training in der Schulturnhalle in Schiffweiler (Comeniusstraße) an. Interessierte sind willkommen.

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