Starke Songs für eine bessere Welt

Schiffweiler · Kira Bronder und Philipp Jung, beide Schüler an der Mühlbachschule in Schiffweiler, haben beim Songwettbewerb „Eine Welt“ mitgemacht. Kira verfehlte knapp die Top 25, Philipp kam unter die besten Fünf.

 Mit ihren Songs wollen sie zum Nachdenken anregen: die Schüler und Nachwuchsmusiker Philipp Jung (16) und Kira Bronder (13). Foto: Thomas Seeber

Mit ihren Songs wollen sie zum Nachdenken anregen: die Schüler und Nachwuchsmusiker Philipp Jung (16) und Kira Bronder (13). Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Das Video beginnt. Philipp Jung steht mit einer Augenbinde auf dem Sankt Johanner Markt in Saarbrücken und wartet, bis ihn die Spaziergänger umarmen. Eine Aktion im Zeichen der Nächstenliebe. Kurz darauf brennt eine Bibel. Ein auch für nicht religiöse Menschen irritierender Anblick.

Schon einige solcher Videos mit geballter Gesellschaftskritik und starken Bildern hat der 16-Jährige auf Youtube hochgeladen. Seit einem Jahr rappt er und schreibt Sätze wie "Langsam sollten wir an unsrer Menschlichkeit zweifeln." Das Zitat ist Teil eines Songtexts, der bei der Jury des Musikwettbewerbs "Eine Welt" so gut ankam, dass er ihn gleich auf einen der vorderen Plätze katapultierte.

Lieder mit Tiefgang

Insgesamt 200 Audiodaten, davon gerade einmal sechs aus dem Saarland, wurden im Sommer dieses Jahres eingereicht. Die Videos und Audios konnten von jedem beliebigen Fleck auf der Welt hochgeladen werden. Die Bedingungen: Der Song sollte nicht länger als vier Minuten dauern, musste sich mit dem Thema "Globale Entwicklung" auseinander setzen und mindestens eine Strophe sollte auf Deutsch sein. "Das Organisationsteam war überfordert mit der Flut an Beiträgen", sagt Gabi Jung, stellvertretende Schulleiterin der Mühlbachschule in Schiffweiler . Sie hatte Philipp und die Achtklässlerin Kira Bronder im Mai auf den auf Initiative des gemeinnützigen Regierungsunternehmens "Engagement Global" erstmalig stattfindenden Song Contest aufmerksam gemacht.

Trotz Klausuren machten sich die beiden sofort ans Werk. Philipp schrieb einen Rap-Song, Kira "noch am selben Abend" eine berührende Ballade, die sie mit ihrer Gitarre begleitete. Bis Mitte Juli hatten sie Zeit, ihre Beiträge online zu stellen. Nach zwei Monaten standen die besten 25 Songs fest. Die 13-jährige Kira musste sich mit Platz 26 begnügen und durfte ein paar Wochen später, anders als Philipp, nicht mit ins Tonstudio nach Berlin. Doch die Schülerin nimmt es gelassen: "Ich bin zu Hause geblieben und bin schwimmen gegangen."

Für sie zählt die Teilnahme am Wettbewerb. "Durch den Wettbewerb haben wir unglaublich viel gewonnen", sagt Kira und berichtet von der Unterstützung ihrer Lehrer, von Auftrittsangeboten und neu gewonnenem Selbstbewusstsein. Die Bilder für ihr bewegendes Video stellte ein syrischer Journalist zur Verfügung, der das Leid in seinem Land dokumentiert. Fünf von 25 Plätzen konnten über ein Internetvoting ergattert werden. Das Besondere: Die Wettbewerbsteilnehmer konnten live die Sterne mitzählen, die sie von den Usern als Bewertung erhielten. Kira kam mit ihrem Video auf fast 1000 Sterne, Philipp fuhr knapp 700 ein. Jeder User konnte maximal fünf Sterne vergeben.

"Es war eine sehr positive Resonanz", sagt Philipp. Doch nicht alles lief glatt. "Bei mir gab's Probleme mit den Urheberrechten", erzählt Philipp. Da er die Musik zu seinem Rap auf Grund eines Missverständnisses doch nicht verwenden konnte, musste er sich etwas Neues zusammenstellen. Die Mühe hat sich jedoch gelohnt. Er ist unter den besten Fünf und darf sich auf Live-Auftritte freuen, die den besten zehn Teilnehmern vorbehalten sind.

Im Frühjahr erscheint das "Eine-Welt-Album" mit den besten 25 Songs . Verkauft wird davon nichts, nur an Freunde und Bekannte verschenkt.

Und was steht nun an? "Ich suche gerade nach Bandmitgliedern", sagt Philipp. Alleine mache es nur halb so viel Spaß. Er träumt davon, irgendwann auch etwas Geld mit der Musik verdienen und auch in Zukunft mit aussagekräftigen Videos Denkanstöße geben zu können.

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