Spagat zwischen Kamin und Kinderzimmer

Schiffweiler · Superlative bestimmen die Karriere von Aline Schabbach-Busi: Mit 20 Jahren war sie die jüngste Schornsteinfeger-Meisterin, mit 23 jüngste bevollmächtigte Bezirkschornsteinfegerin und dabei ist sie die einzige Frau unter 127 männlichen Kollegen im Saarland.

 Aline Schabbach-Busi und Söhnchen Lennox sind auch gerne bei Veranstaltungen als Glücksbringer unterwegs. Foto: Andreas Engel

Aline Schabbach-Busi und Söhnchen Lennox sind auch gerne bei Veranstaltungen als Glücksbringer unterwegs. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Wer in Schiffweiler und Wiebelskirchen vom Schornsteinfeger redet, der meint René Busi. Der 55-Jährige ist seit 1994 dort Bezirksschornsteinfeger-Meister beziehungsweise - amtlich korrekt - mittlerweile "bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger". Die Passion für seinen Beruf hat er an seine Tochter Aline Schabbach-Busi weitergegeben. In Windeseile erarbeitete sie sich nach der Mittleren Reife den Meisterbrief. Da war die Schiffweilerin 20 und als Meisterin eine Exotin in dem immer noch von Männern dominierten Beruf. Qualifiziert, wie sie war, setzte sie 2014 noch einen drauf: Das Innenministerium ernannte die damals 23-Jährige zur bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegerin in Bexbach. "Dort schauen die Leute manchmal noch komisch, wenn ich mich als Betriebs-Chefin vorstelle", erzählt die junge Mutter, die sich mit Vater René ein Büro in dessen Haus in Wemmetsweiler teilt. Ist Aline in ihrem Bezirk unterwegs, kümmern sich entweder ihre Mama Nicole um den 16 Monate alten Lennox oder Ehemann Stefan, 33, und Berufs-Feuerwehr-Mann in Saarbrücken.

Nach dem Schulabschluss brauchte die Hobby-Reiterin Aline nicht lange, um sich zwischen einem Pferde-Beruf und der Schornsteinfegerei zu entscheiden. Ein paar Tage war sie mit dem Vater unterwegs. "Da wusste ich, das ist es!", erinnert sie sich. Auch wenn der "Bürokram" zunehmend Zeit erfordert, macht ihr die Arbeit Spaß. Denn längst ist der "schwarze Mann" nicht mehr nur in Heizkellern und rund um die Schornsteine unterwegs, sondern auch - über Bezirksgrenzen hinaus - Dienstleister. So sind beide Busis auch ausgebildete Energie-Berater, können die entsprechenden Pässe für Häuser ausstellen. Auch in Sachen Rauchmelder (ab 2017 verbindlich in Privat-Haushalten vorgeschrieben) oder beim Verkauf von Kaminöfen können Schornsteinfeger aktiv werden.

Für den Kunden ist die Unterscheidung zwischen den hoheitlichen Aufgaben des Gewerbes (siehe Info) und den Dienstleistungen durchaus schwierig, zumal da auch getrennte Rechnungen verschickt werden. "Da müssen wir eben viel erklären", sagen die Busis auch im Namen der Kollegen im Lande.

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HintergrundHausbesitzer können seit 2013 selbst entscheiden, welchen Schornsteinfeger sie beauftragen. Allerdings bekommen sie immer auch Besuch vom bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger. Gemäß der Kehr- und Messpflicht nimmt er neue Öfen ab und inspiziert die Geräte zwei Mal binnen sieben Jahren. Diese Kontrolle dient dem Brandschutz und gehört zu den so genannten hoheitlichen Aufgaben der Bezirkschornsteinfeger. sl

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